21. Bremer Zukunftsforum des Sports untersuchte die "Integrationsleistungen von Sportvereinen"

Mit rund 70 Teilnehmer*innen aus Vereinen und Verbändenwar das mittlerweile 21. Bremer Zukunftsforum des Landessportbundes (LSB) Bremen e.V. im Mercedes-Benz-Kundencenter in Bremen-Sebaldsbrück wieder gut besucht. Das Forum beschäftigte sich auf der vom LSB-Bildungswerk vorbereiteten Veranstaltung diesmal mit dem Thema "Integrationsleistungen von Sportvereinen". Nach den obligatorischen Begrüßungen durch den Gastgeber, Ex-Bundsliga-Schiedsrichter und Vorsitzenden der sportstiftung bremen Peter Gagelmann vom Mercedes-Benz-Kundencenter, dem Vorsitzenden des LSB-Bildungswerks Roland Klein - der ausreichende Mittel für die Qualifizierungsmaßnahmen im weiter Feld der Integration anmahnte - und der LSB-Vizepräsidentin Helke Behrendt referierte Prof. Dr. Sebastian Braun von der Humboldt-Universität Berlin zum Thema des Tages.

Die Hauptakteure des 21. LSB-Zukunftsforums (v.l.): Christian Pufke (OSC Bremerhaven), Jutta Susemiehl (SG Findorff), Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt-Universität), Aykut Tasan (Quartiermanager "Schweizer Viertel"), Anke Precht (Sportamt Bremen, sportstiftung bremen) und Bernd Giesecke (Vorsitzender Bremer Sportjugend, Vorsitzender Behindertensportverband Bremen)
Die Hauptakteure des 21. LSB-Zukunftsforums (v.l.): Christian Pufke (OSC Bremerhaven), Jutta Susemiehl (SG Findorff), Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt-Universität), Aykut Tasan (Quartiermanager "Schweizer Viertel"), Anke Precht (Sportamt Bremen, sportstiftung bremen) und Bernd Giesecke (Vorsitzender Bremer Sportjugend, Vorsitzender Behindertensportverband Bremen)

Braun nahm sich zunächst der Fragestellung "Soziale Integrationsleistungen von Sportvereinen" an, zu denen u.a. "extrafunktionale Lewistungen" wie Integration, Sozialisation und praktizierte Demokratie gehörten. Dabei gehe es um Faktoren wie Kulturation (lebenslanges informelles Lernen), Interaktion (soziale Anerkennung), Identifikation (Engagement) und Platzierung (soziale Ungleichheitsdimensionen). Die "Soziale Integration" sei ein Prozess, den jede*r ein Leben lang durchlaufe. Gelinge die Integration, werde die oft gar nicht wahrgenommen. Gelinge sie nicht - gleich, ob am Arbeitsmarkt, beim Thema Flüchtlinge oder bei der Aufnahme eines Spielers in eine Sportmannschaft -, tauchten Probleme auf. Deshalb sei es auch wichtig, sich neben den sozialen Interationsleistungen mit den "Sozialen Ungleichheiten im Kontext von Sportvereinen" zu beschäftigen. Bereits 1975/76 habe eine europäische Charta "Sport für Alle" gefordert; auch D(O)S-Kampagnen wie "zweiter Weg", "Im Verein ist Sport am schönsten" oder "Sport tut Deutschland gut" zielten in diese Richtung. Es blieben aber sowohl vertikale (Bildung, Einkommen) als auch horizontale (Geschlecht, soziale und ethnische Herkunft) Ungleichheitsmerkmale. Bei dem weit gefassten Integrationsbegriff bieten die Sportvereine gleichermaßen Handlungsoptionen und Wahlmöglichkeiten. Neben der Ausübung des Sports geschehe noch etwas anderes mit dem Menschen. Etwas, das er im Verein erfahre ud das am Ende über den Verein hinaus strahlte. Das seien die "binnenintegrativen" und die "außenintegrativen Leistungen" eines Sportvereins.

Wer von Integration spreche, so Sebastian Braun, müsse im übrigen auch über Ausgrenzung reden. Dieser Begriff scheine erst einmjal negativ besetzt zu sein. Aber der Ausgrenzung liege immer ein aktives Zutun, die Ablehnung einer Person oder einer Gruppe zugrunde. Manchmal grenze sich Jemand selbst aus, weil er sich in dem Sportverein, den er sich für seine Betätigung ausgesucht habe, nicht wohl fühle. So etwas könne an anderen Menschen, aber auch an Rahmenbedingungen oder eigenen Fehleinschätzungen liegen. Ausgrenzung könne also eine Form des Selbstschutzes sein. Und die Vereine, so Braun, seien nicht automatisch für die Sozialarbeit vor Ort verantwortlich oder als Ersatz für Fitnessstudios. Ihr Alleinstellungsmerkmal bestehe nach wie vor im (sportlichen) Wettkampfmonopol.

Im Anschluss berichteten der Quartiermanager des sogenannten "Schweizer Viertels", Aykut Tasan und Jutta Susemiehl von der SG Findorff sowie Chrisrttian Pufke vom OSC Bremerhaven (beides Stützpunktvereine des Programms "Integration durch Sport") vo ihren konkreten Erfahrungen vor Ort, die sie mit ihren Angeboten und Kooperationen in Richtung Integration und Inklusion gemacht haben. Dazu gehören u.a. Kooperationen mit Schulen, Kitas und Krankenkassen und natürlich die Zusammenarbeit mit der Integrationsabteilung des LSB Bremen. Quartiersmanager Tasan verwies zudem auf kommunale Töpfe, auf die auch die Sportvereine in Zusammenspiel mit anderen kommunalen Akteuren zugreifen können. Zu den dreien gesellten sich in einer Podiumsdiskussion später noch Sebastian Braun, Anke Precht (Sportamt Bremen, sportstiftung bremen) und Bernd Giesecke (Vorsitzender der Bremer Sportjugend, Vorsitzender des Behindertensportverbandes Bremen). Anke Precht sprach sich in der Runde dafür aus, mehr Berührungspunkte im Alltag zu schaffen zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Zum Abschluss eines wieder arbeitsintensiven Zukunftsforums betonte Sebastian Braun, die gesellschaftliche Verantwortung und Eigeninitiative eines Vereins müssten sich in etwa im Gleichgewicht befinden. Welche Räume öffne die Vereinsstruktur? Wie solle man sich als Verein dazu verhalten, sozialarbeiterisch tätig zu werden.

 


  • Die Hauptakteure des 21. LSB-Zukunftsforums (v.l.): Christian Pufke (OSC Bremerhaven), Jutta Susemiehl (SG Findorff), Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt-Universität), Aykut Tasan (Quartiermanager "Schweizer Viertel"), Anke Precht (Sportamt Bremen, sportstiftung bremen) und Bernd Giesecke (Vorsitzender Bremer Sportjugend, Vorsitzender Behindertensportverband Bremen)
    Zukunftsforum 2018 Vortragende