Achtsamkeit in der Integrationsarbeit als Schwerpunktthema

Am 23. März trafen sich 34 Integrationslotsinnen und -lotsen aus ganz

Schleswig-Holstein zum jährlichen Vernetzungstreffen

des LSV-Projekts „Integrationslotsen im

Sport“ in der Blau-Weissen Burg Wittorf in Neumünster.

Das über das EU-Projekt geförderte Treffen stand diesmal

unter dem Motto „Achtsamkeit und Resilienz in der

Integrationsarbeit im Sport“.

Seit fast drei Jahren existiert das Projekt der Integrationslotsen in Schleswig-Holstein. Viele der Engagierten sind bereits von Beginn an dabei und sorgen dafür, dass Geflüchtete, Personen mit Migrations- bzw. Flüchtlingshintergrund und sozial benachteiligte Menschen über den Sport integriert werden. Eine Aufgabe, die auch einige Herausforderungen mit sich bringt und auf diversen Ebenen Geduld, Einfühlungs- und Durchhaltevermögen von den Integrationslotsinnen und -lotsen fordert. So werden auch Aufgaben wahrgenommen, die über die sportspezifische Integrationsarbeit hinausgehen, wie zum Beispiel die Begleitung bei Behördengängen oder die Unterstützung bei der Arbeits- bzw. Ausbildungsvermittlung. Kurzum: es ist eine Aufgabe, die von den Integrationslotsinnen und -lotsen mit viel Herzblut angegangen wird.

 

Umso wichtiger war es, dass es auf dem Vernetzungstreffen die Möglichkeit gab, sich über die Themen Belastung, Stress und Resilienz im Kontext der Integrationsarbeit auszutauschen. Den Einstieg machte dabei die Achtsamkeits-Expertin Andrea Pietsch. Die MBSR-Trainerin (Mindfulness-Based Stress Reduction) referierte zunächst über die Ursprünge der Achtsamkeitslehre und machte den Teilnehmenden deutlich, dass es sich um eine bewusste Entscheidung handelt, Achtsamkeit zu praktizieren. Achtsamkeit bedeutet „auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein – bewusst im gegenwärtigen Augenblick, ohne zu bewerten“ (Jon Kabat-Zinn, Begründer des Achtsamkeitstrainings).

Mit verschiedenen Methoden, wie zum Beispiel dem Body-Scan, wurden die Teilnehmenden aufgefordert, ihren Körper intensiv wahrzunehmen und dabei darauf zu achten, wie es ihnen selbst dabei ergeht. Im Nachgang zu den unterschiedlichen praktischen Übungen wurde dann in Gruppen darüber diskutiert, welche Körperempfindungen und Erfahrungen jeder einzelne gemacht hatte. Die herausfordernden und für viele der Engagierten ungewohnten Übungen, boten allen einen interessanter Exkurs in die „Welt der Achtsamkeitslehre“.

Darüber hinaus standen aktuelle Themen der Integrationslotsinnen und -lotsen im Fokus. Unter dem Gesichtspunkt der „Arbeitsoptimierung“ konnten die Teilnehmenden in einem Brainstorming selbst entscheiden, welche Themen ihnen besonders unter den Nägeln brennen. Grundvoraussetzung war es jedoch, den Aspekt der Achtsamkeit in den einzelnen Themen mitzudenken. Begleitet von den LSV-Referenten Viktor Burnaschow und Lena Zaitseva wurden unter anderem die Themen der „Integration von spezifischen ethnischen Sportgruppen“ sowie „das Netzwerk als Ressource nutzen“, aber auch die „Herausforderung der Transportkosten in ländlichen Gebieten in Schleswig-Holstein“ in Kleingruppen diskutiert und es wurde gemeinsam nach Lösungen gesucht. Dabei zeigte sich einmal mehr, wie wichtig der Erfahrungs- und Wissensaustausch unter den Engagierten für eine erfolgreiche Integrationsarbeit im Sport ist.

Was bleibt hängen vom dritten Vernetzungstreffen? Aufgrund des großen Bedarfs an überregionalem Austausch unter den Integrationslotsinnen und -lotsen wird es in diesem Jahr voraussichtlich einen zweiten Termin für ein weiteres offenes Austauschtreffen geben. Zudem wurde ersichtlich, dass mit den gewachsenen Aufgabengebieten der Integrationslotsen in Schleswig-Holstein auch die Belastung bzw. der Stress zunehmen und somit auch die Notwendigkeit, achtsam mit sich selbst umzugehen. Besonders bei der Arbeit mit traumatisierten oder abschiebegefährdeten Geflüchteten besteht die Gefahr der Überforderung. Notwendig sind weitere Fortbildungsmöglichkeiten in diesem Themengebiet sowie die Möglichkeit der Supervison insbesondere in schwierigen Situationen, so wie es auch in anderen Berufsgruppen bereits praktiziert wird. Insgesamt betrachtet, ist die Arbeit der Integrationslotsinnen wertvoller denn je. Die gewachsenen Strukturen müssen aufrecht erhalten werden, um über das flächendeckende Netzwerk die Integration im Sport in Schleswig-Holstein weiter voranzutreiben.

Folgende Seminarangebote bietet der LSV im Themenbereich „Sport für Alle“ in 2019 an: Wochendendseminare in Bad-Malente:

• Fit für die Vielfalt – Sport interkulturell / Modul 1 der Integrationslotsenausbildung (16 LE) Termin: 24. bis 26. Mai 2019

• Interkulturelle Power für das Ehrenamt − Praxis-Workshop für die tägliche Vereinsarbeit (16 LE) Termin: 16. bis 18. August 2019 Anmeldung unter: www.sportjugend-sh.de/anmeldung

Tages-/Fortbildungsseminare in Kiel:

• „Wo sind die Mädchen im Sport?“ − Integration von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund in den Sport – eine Schwerpunktaufgabe (8 LE) Termin: 22. Juni 2019, 10 bis 17 Uhr

• Widersprechen, aber wie? Argumentationstraining gegen rechte Parolen (8 LE) Termin: 26. Oktober 2019, 10 bis 17 Uhr

• Willkommen im Sport – Interkulturelle Öffnung (8 LE) Termin: 21. September 2019, 10 bis 17 Uhr Anmeldung unter: www.lsv-sh.de/seminar-anmeldung

Das gesamte Qualifizierungsangebot ist offen für alle Interessierten (auch außerhalb des Sports). Die Teilnahme an den Seminaren ist für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Programm „Integrationslotsen im Sport“ kostenlos. Mehr Infos auf der LSV-Homepage unter www.lsv-sh.de.