Berlin: „Fußballschule Willkommen im Sport“ - 10 Übungsleiter/-innen mit Fluchterfahrung bei ihren ersten Schritten im Verein

Die Fußballschule „Willkommen im Sport“ und der Berliner Fußballverein FC Internationale Berlin 1980 e.V. führten vom 15.10.20 bis zum 22.10.20 ein sechstägiges Trainingscamp durch. Unsere ehrenamtlichen Übungsleiter/-innen mit Fluchterfahrung hatten dabei die Möglichkeit bei der U19 Verbandsligamannschaft des FC Internationale Berlin 1980 e.V. zu hospitieren, ihre ersten Erfahrungen im leistungsorientierten Trainingsbetrieb zu sammeln und einen Eindruck vom Berliner Vereinsleben zu gewinnen. Ziel war es den Teilnehmenden durch Theorie und Praxis fachliches Wissen zu vermitteln.  

Dem Trainerteam des FC Internationale war es dabei wichtig, mit den Teilnehmenden in Interaktion zu treten und dabei Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen. Die Botschaft an alle Übungsleiter/-innen lautete:

Ihr habt alle Freiheiten!

Wir stehen euch und für alle Fragen bezüglich des Trainings zur Verfügung!

Alles, was ihr euch zutraut, könnt ihr gerne auch machen und ausprobieren!

Praxisorientierter Ansatz

Ein Großteil der Übungsleiter/-innen hatte bereits im Juli 2020 in Kooperation mit dem Projekt „Fußball grenzenlos“ und dem Berliner Fußballverband den C-Lizenz-Grundlehrgang absolviert. Nun ging es darum, das Erlernte in die Praxis umzusetzen und neues Fußballwissen zu erlangen.

Im Mittelpunkt standen Beobachten, Reflektieren, Analysieren, Assistieren, Leiten.

Die Vorbereitung für das Training auf dem Platz fand mittels Videoanalysen statt. Hierfür wurden bestimmte Szenen aus unterschiedlichen Spielen ausgewählt und mit dem Trainer-Tool Easy2coach geschnitten. Eine völlig neue Erfahrung für unsere Übungsleiter/-innen.

Thematisiert wurde zum einen das Laufverhalten während des Spielaufbaus, das Schaffen von Anspielstationen sowie die Reaktion auf unterschiedliche Anlaufverhalten des Gegners.  Der zweite Themenblock war das Umschaltverhalten nach Ballgewinn bzw. nach Ballverlust. Hierbei wurde über unterschiedliche Formationen und Möglichkeiten gesprochen, die aus solchen Situationen resultieren können. Der dritte Schwerpunkt zielte auf das im modernen Fußball nicht mehr wegzudenkende Pressing. Neben dem Anlaufverhalten des Stürmers wurde dabei ein besonderes Augenmerk auf die Bewegung des gesamten Mannschaftsverbundes gelegt. Entschlossenes und vor allem geschlossenes Anlaufverhalten ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Pressing.

Während die Szenen geschnitten auf aufbereitet wurden, assistierten die Übungsleiter/-innen den Trainern und lernten dabei, auf welche Dinge zu achten sind. Nach der Reflexion und Analyse der Szenen wurden sie den Spielern präsentiert ehe die besprochenen Dinge umgesetzt wurden.

Aufbau einer Trainingseinheit

Beim Training selbst übernahmen die Übungsleiter/-innen einige Übungen, die sie auf Basis der Videoanalysen und nach Absprache mit den Trainern konzipiert hatten. Neben der selbständigen Durchführung von Übungen stand das Beobachten einzelner Spieler für die Übungsleiter/-innen im Vordergrund. Nachwuchskicker, die zum Probetraining kamen, sollten eingeschätzt und Stärken und Schwächen benannt werden. Zudem erfuhren die Übungsleiter/-innen warum der Trainer diese oder jene Übung durchführen ließ und was er damit beabsichtigte. Manchmal fragte der Trainer auch nach passenden Übungsformen, die die Übungsleiter/-innen wählen würden, um bestimmte taktische Situationen oder Fehlverhalten zu trainieren.

Wer profitierte?

Für die Mannschaft war das ein großer Profit, da man aufgrund der Vielzahl an Übungsleiter/-innen die Mannschaft in Kleingruppen aufteilen konnte und so die Möglichkeit nutzte noch mehr ins Detail zu coachen, um Feinheiten zu optimieren. Zudem setzten die Übungsleiter/-innen neue Impulse durch eine andere Betrachtungsweise bestimmter Spielformen, wovon die Mannschaft enorm profitieren konnte.

Natürlich konnten auch die Übungsleiter/-innen von unserem Trainingscamp profitieren. Neben der neuen Erfahrung des leistungsorientierten Trainings lernten die Übungsleiter/-innen durch ständige Wiederholung neue Fachbegriffe kennen. Am Ende des Trainingscamps waren sie in der Lage diese sicher anzuwenden. Mit Blick auf die anstehende C-Lizenz Ausbildung kann dieses neue Wissen sehr wichtig werden. Mindestens genauso nützlich für die C-Lizenz Ausbildung werden die neuen praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden. Wie bereite  ich ein Training vor? Welche Übungen setze ich ein, um bestimmte Situationen zu trainieren? Wie halte ich eine Ansprache? – Fragen, die unsere Übungsleiter/-innen nun beantworten können.

Was bleibt?

Die Hospitation war zwar mit viel Zeitaufwand und Anstrengung verbunden, dennoch waren alle Übungsleiter/-innen froh darüber, diese Erfahrung gemacht zu haben. Es hat sie um einige Erkenntnisse reicher gemacht. Zuvor waren sie lediglich im Rahmen der wöchentlichen Trainings der Fußballschule tätig.  

Außerdem konnten durch das Praktikum Kontakte geknüpft, Erfahrungen gesammelt und Selbstvertrauen gewonnen werden. Auch die Möglichkeit ein Trainer/-innenstelle zu ergattern ist nach der Hospitation gewachsen. Geht man die Hospitation ernst, entschlossen, mit viel Spaß und Engagement an, so kann sowohl der/die Teilnehmer/-in als auch der/die Trainer/-in samt Mannschaft einen großen Nutzen daraus ziehen.