Durchboxen in Erfurt

Besuch von Kienbaum im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von Integration durch Sport

Foto: Nikolina Orlovic
Nikolina Orlovic vom Stadtsportbund Erfurt: "Bei uns ist jede Frau willkommen, aber Integration heisst mitmachen."

Von Nikolina Orlovic

Als Beraterin Marina Lessig am Erfurter Hauptbahnhof aus dem Zug stiegt, ahnte sie noch nicht, dass sie nur kurze Zeit später selbst Seite an Seite mit den Frauen im Zentrum für Migration und Integration ordentlich ins Schwitzen kommt. Da kennt Kursleiterin Nikolina Orlovic vom Stadtsportbund Erfurt kein Pardon: "Bei uns ist jede Frau willkommen, aber Integration heisst mitmachen", lacht sie.

Marina Lessig ist am letzten Kurstag vor dem erneuten Lockdown gekommen, um sich selbst ein Bild zu machen über den erfolgreichen Integrationskurs der ehemaligen Boxweltmeisterin. Sie erlebte eine besondere Gastfreundschaft und eine herzliche Offenheit der Gruppe, die über viele Wochen und Monate gewachsen ist", so Orlovic weiter. Nach dem gemeinsamen Training berichteten die Frauen aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und vielen anderen Ländern der Kienbaum-Beraterin von ihren persönlichen Erfahrungen und integrativen Schritten über den Sport hinaus. Dabei wurde eines besonders deutlich: Der Sport ist nur der Anfang.

Es ist ein Kurs, der Spaß macht und für ein besseres Körpergefühl sorgt, an einem Ort an dem sich die Frauen wohlfühlen. Übrigens auch, weil sie wissen, dass Männern der Zutritt nicht gestattet ist. "Das Fitnessboxen zeigt ihnen, dass sie sich mehr zutrauen können. Ich freue mich, wenn ich Ihnen anschließend Praktika vermitteln kann oder sie ermutige, sich fortzubilden und damit wiederum neuen Anschluss finden." Nikolina Orlovic arbeitet als Fachkraft für Integration durch Sport im Stadtsportbund Erfurt. Dort ist sie verantwortlich um neue Frauensportprojekte für zugewanderte Frauen zu initiieren. Das Projekt Fachkräfte wird gefördert durch das Thüringer Landesverwaltungsamt und das Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz.

Die regional tätigen Fachkräfte werden vom Landessportbund koordiniert und unterstützen die oft ehrenamtlich geführten Vereine in ihren Integrationsbemühungen und bilden die Schnittstelle zu anderen Akteuren, die sich für Integration engagieren. Sie informieren in bestehenden Netzwerken der Flüchtlingsarbeit, in zentralen Gemeinschaftsunterkünften oder bei den Anbietern von Integrations- und Sprachkursen und Schulen über die Angebote und Leistungen der Sportvereine. Zudem vermitteln sie sportinteressierte Geflüchtete oder organisieren Weiterbildungen. Als Stadtsportbund fühlt sich der Verein aber zu sportlichen Perspektiven verpflichtet. So erfuhr die Kienbaum-Beraterin auch von Artemis Grypioti, einer angehenden Sportlehrerin aus Griechenland, die bereits erste Kurse unter der Leitung von Nikolina Orlovic übernimmt.

Als Marina Lessig wieder in den Zug nach Berlin stieg, nahm sie die Gewissheit mit: Integration durch Sport in Thüringen funktioniert, vor allem mit Kursleiterinnen wie Nikolina Orlovic die es mit ganzem Herzen tun.


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    Nikolina Orlovic vom Stadtsportbund Erfurt: "Bei uns ist jede Frau willkommen, aber Integration heisst mitmachen."
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