Ein schlagkräftiges Projekt

Boxen für Frauen und Mädchen mit dem Hamburger Amateur-Box-Verband

Bild: HABV
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Hamburg – Zwanzig Frauen und Mädchen versammeln sich in einer Sporthalle am Braamkamp, um zu boxen. Manche von ihnen haben noch nie einen Boxhandschuh getragen, andere haben bereits Erfahrung. Was bringt sie alle hierher? Es ist Dilar Kisikyol, Profiboxerin und Internationale Deutsche Meisterin im Superleichtgewicht. Seit Oktober 2021 ist sie Beauftragte für Frauen und Inklusion beim Hamburger Amateur-Box-Verband (HABV). Als quasi erste Amtshandlung organisierte sie das Box-Projekt für Frauen und Mädchen, welches durch das Programm „Integration durch Sport“ des Hamburger Sportbundes (HSB) gefördert wird.

In der Halle wärmen sich die Teilnehmerinnen erst einmal auf – körperlich, aber auch im Miteinander dieser gemischten Gruppe. Danach geht es los mit den wichtigsten Grundtechniken: verschiedene Schläge, die richtige Fußstellung. Dilar Kisikyol ist hier auch als Trainerin dabei – als Profi weiß sie schließlich, worauf es ankommt. Und sie hat große Pläne. Ihr Ziel ist es, die Menschen wieder für Frauenboxen zu begeistern und ihren Herzenssport attraktiver zu machen. Außerdem möchte sie durch ihren eigenen Weg ein Vorbild für Frauen und Mädchen sein, sie ermutigen, an sich zu glauben und aktiv zu werden.

In dem Kurs geht es jetzt zur Sache, Partnerübungen und kleine Reaktionsspiele sind an der Reihe. Dilar achtet darauf, dass die Partnerinnen nach jeder Übung wechseln, um möglichst viele Kontakte und Interaktionen zu schaffen und auch wenn alle Teilnehmerinnen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den Kurs gekommen sind, funktioniert das Miteinander sehr gut. Respekt ist eben auch ein wesentlicher Aspekt im (Box-)Sport, den die Frauen ganz selbstverständlich aufnehmen.

„Ich wollte Frauen aus mindestens fünf Nationen in den Kurs bekommen – das hat locker geklappt“, erzählt Dilar. „Überhaupt freue ich mich riesig über die große Nachfrage. Nach 20 Anmeldungen musste ich leider alle weiteren absagen, das war schade. Aber wir planen schon einen zweiten Kurs, so dass mehr Frauen teilnehmen können.“ Außerdem verrät sie, dass der Kurs eigentlich nur für Frauen ab 18 Jahren gedacht war. „Aber als eine Frau fragte, ob sie ihre zehnjährige Tochter mitbringen dürfte, wollten wir nicht nein sagen. Die Schwester kam dann auch gleich noch mit.  Es hat riesigen Spaß gemacht.“

Am Ende haben die Frauen und Mädchen zwei Stunden engagiert trainiert und sich so richtig ausgepowert. Nach abschließendem Cool Down und Stretching gibt es Kaffee, Kuchen und die Einladung, noch ein wenig zu bleiben, um die während des Trainings geknüpften Kontakte zu vertiefen. Viele bleiben gern und es scheint, als könnten sich hier neue Freundschaften entwickeln. Dilar, die zwar in Deutschland geboren wurde, aber aus einer kurdischen Familie stammt, kommt leicht mit den Frauen ins Gespräch, die ihr ihre Geschichten erzählen. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis, ich fühle mich sehr geehrt dadurch“.

In den Gesprächen wird deutlich, dass viele Frauen Spaß an der Bewegung und am Boxen haben, sich bislang aber nicht wohlgefühlt haben, mit den oft reinen Männergruppen zu trainieren. Auch eine Frau als Trainerin zu haben, fanden viele gut. „Wenn ich durch meine Rolle als Profiboxerin ein Vorbild sein und andere Frauen bestärken kann, macht mich das sehr froh. Das ist ein tolles Gefühl“, sagt Dilar. „Zum Glück habe ich beim HABV viele Freiheiten, um Projekte zu gestalten und voranzutreiben. Dafür bin ich dankbar.“

Der nächste Kurs ist bereits geplant und findet voraussichtlich am 28. November statt. Genaue Infos wird der HABV wieder auf seinen Kanälen bei Facebook & Instagram sowie auf der Website veröffentlichen.


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