Einfach helfen

Der SV Freiberg ist Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“. Er nimmt Geflüchtete in seine Schwimmkurse auf.

Quelle: SV Freiberg
Quelle: SV Freiberg

Manchmal muss man einfach ein bisschen kreativ sein, um Probleme zu lösen. Zum Beispiel beim Thema Sprache und Kommunikation. So macht es zumindest der Schwimmverein Freiberg, wenn er Geflüchtete in Schwimmkurse integriert. Denn Menschen zum Beispiel aus Syrien oder mittlerweile auch aus der Ukraine kommen meistens ohne Deutschkenntnisse nach Freiberg am Neckar.

Englisch, Russisch – oder halt mit Händen und Füßen

Im Falle der Ukrainer*innen hilft manch- mal eine Trainerin des Vereins mit russischen Wurzeln. Sie ist zwar in Deutschland geboren, kann durch ihre Eltern aber Russisch. Das hilft ihr dabei, sich mit den Ukrainer*innen einigermaßen zu verständigen. In einem anderen Fall kann ein Kind Englisch, was der Trainer gerne dazu nutzt, selbst wieder mehr diese Sprache zu sprechen. Zudem nahm der SV vor Jahren einen 16-jährigen Flüchtling aus Ghana auf, der mittlerweile erwachsen ist – und manchmal mit seinen Sprachkenntnissen bei Geflüchteten im Verein hilft. Und wenn sprachlich gar nichts mehr geht, dann geht die Verständigung „auch mal mit Händen und Füßen“, wie der 1. Vorsitzende des Schwimmvereins, Stefan Dahl, sagt.

Er und seine Mitstreiter*innen in dem rund 400 Mitglieder großen Verein nördlich von Stuttgart haben es sich zu eigen gemacht, Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen zu helfen. Zunächst ließen sie Kinder aus sozial benachteiligten Familien kostenlos Schwimmkurse im Verein machen, seit 2015 kümmern sie sich auch um Geflüchtete. Zu denen kamen nach dem Angriffskrieg Russlands Menschen aus der Ukraine hinzu. „Wir haben hier eine Willkommenskultur“, sagt Dahl. Das heißt auch, allen Menschen das Schwimmen zu ermöglichen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten und ihrem kulturellen Hintergrund.

Trainer*innen lassen sich zum Thema Integration schulen

Die Trainer*innen des Vereins würden daher regelmäßig zu Fragen der Integration geschult, erklärt der 57-Jährige. Im Oktober fand eine solche Schulung in Waldenburg bei der jährlichen Klausurtagung des Vereins statt. Im Rahmen von „Fit für die Vielfalt“, einem Bildungsangebot des Bundesprogramms Integration durch Sport, setzten sich die Teilnehmenden unter anderem mit der Willkommenskultur im Verein auseinander und reflektierten intensiv ihre eigene Perspektive und Haltung in Bezug auf diverse Gruppen im Verein und der Gesellschaft. Zuletzt ermittelte der SV weitere Handlungsfelder, an denen er als Verein im interkulturellen Kontext weiter arbeiten kann. „Integration durch Sport“ ist ein Bundesprogramm des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), das durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat gefördert und in Baden-Württemberg vom WLSB in Kooperation mit dem Landessportverband Baden- Württemberg (LSV) umgesetzt wird. Der SV ist auch Stützpunktverein in dem Bundesprogramm. Die Fördergelder, die er daraus bekommt, fließen aber nicht in den allgemeinen Etat, sondern werden direkt für geflüchtete Kinder und Erwachsene eingesetzt, damit sie kostenlos schwimmen lernen können. „Es ist uns einfach wichtig, den Menschen zu helfen“, betont Dahl. Der Verein sei stolz, das Siegel „Stützpunktverein“ tragen zu dürfen. Er selbst arbeitet seit rund 40 Jahren ehrenamtlich als Trainer und wurde von der Württembergischen Sportjugend (WSJ) als VORBILD 2019 geehrt Diese Auszeichnung habe er aber nicht nur für seine Arbeit mit Geflüchteten bekommen, sondern für sein jahrzehntelanges Engagement insgesamt. Stefan Dahl scheint sich bewusst zu sein, wie glücklich Menschen sich schätzen können, wenn sie in einigermaßen sicheren Verhältnissen wie in Baden-Württemberg leben – und nicht in Kriegs- oder anderen Krisengebieten. Viele Geflüchtete „haben Dinge erlebt, die ich nicht erleben möchte“, sagt der Vereinsvorsitzende. Und hilft einfach.            ■

Matthias Jung/WLSB


  • Quelle: SV Freiberg
    Quelle: SV Freiberg