Elmshorner Schachclub steigert Mitgliederzahl durch Integrationsgruppe

Passanten die in Elmshorn an einem Freitagabend am Haus der Begegnung vorbeigehen, können in einem erleuchteten Raum im Erdgeschoss ein Demonstrationsbrett für Schach an der Wand sehen. Einige Menschen wurden in den vergangenen Monaten neugierig, schauten genauer hin und besuchten spontan das Training des Elmshorner Schachclubs von 1896, dessen Mitgliederzahl sich seit Jahren stark erhöht hat. An manchen Wochenendtagen kommen auch einige Zuschauer zu den im Haus der Begegnung stattfindenden Punktspielen der Damen- und Herrenteams des Clubs.

Vor wenigen Jahren beschloss der Vorstand des Schachclubs, in dem vorher fast nur Männer Schach spielten, etwas für die Gewinnung von weiblichen Schachspielerinnen zu tun. Begleitet von einer großen Werbekampagne gründete man eine neue Gruppe für Frauen und Mädchen, die auch Spielerinnen mit Migrationshintergrund ansprechen sollte.

Angeleitet von einer früheren Schach-Weltmeisterin nahmen immer mehr Spielerinnen am Training teil und die Anzahl der Mitglieder wuchs in den ersten Jahren schnell von 22 (2015) auf die erstaunliche Zahl von 47 teilnehmenden Frauen und Mädchen im Jahr 2017 an. Die Trainingsstätte liegt in Elmshorn in einem Stadtteil, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Viele von ihnen stammen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion oder aus anderen osteuropäischen Staaten. In diesen Herkunftsländern wird Schach generationsübergreifend gespielt.

In Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen und durch die Unterstützung von Lehrern und Schulleitungen konnte der Club auch Mädchen bei Schulschachturnieren über den Verein informieren und zum Mitmachen bewegen. Der Sportwart und Projektleiter der Frauenschachgruppe Heiko Spaan formuliert begeistert: „Schach macht schlau. Die Konzentrationsfähigkeit steigt bei Kindern, die häufig Schach spielen. Das nutzen einige Kindergärten bei ihrer Arbeit. Auch die schulischen Leistungen entwickeln sich bei Schach spielenden Kindern und Jugendlichen oft positiv.“

Durch die Erzählungen der Mädchen und Frauen wurden auch männliche Familienmitglieder auf den Schachclub aufmerksam und fragten beim Club nach Trainingsmöglichkeiten. So entwickelte sich parallel zu den Angeboten für die weiblichen Spielerinnen auch eine Gruppe für Männer, in der auch viele Migranten mitspielen. Natürlich haben sich auch die sportlichen Ambitionen des Clubs verändert. Die talentierten Mädchen nahmen in den vergangenen Jahren erfolgreich an den Norddeutschen Meisterschaften teil. Die Mädchen um Susanna Margaryan, Merle Ahrens und Ilayda Özpolat haben in Schleswig-Holstein schon durch erste Erfolge auf sich aufmerksam gemacht.

Heiko Spaan legt neben den sportlichen Erfolgen aber auch Wert darauf, dass sich das vorher nur auf Schach spielende Männer beschränkte Vereinsleben zu einem bunten Familienbetrieb gewandelt hat: „Bei Clubfeiern wird jetzt nicht nur gegrillt und Schach gespielt, sondern die Mitglieder tauschen sich aus und lernen sich näher kennen. Eine große Gemeinschaft mit Spielern und Spielerinnen aus vielen verschiedenen Ländern ist mittlerweile entstanden.“

Der vom Programm „Integration durch Sport“ unterstützte Schachclub möchte in den nächsten Jahren seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen, die schon für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt hat, da es dem Elmshorner Schachclub im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen gelungen ist, die Anzahl der weiblichen Mitglieder erheblich zu steigern. Heiko Spaan hat noch große Pläne: „Die erreichte Mitgliederzahl von 109 ist noch längst nicht das Ende unserer Bemühungen, wir sehen noch viel Potenzial für Schach in Elmshorn“.