Fest der Vielfalt am Einheitstag

Nachdem das Interkulturelle Spiel- und Sportfest in Kiel-Gaarden vor einem Jahr komplett ausfallen musste, wurde in diesem Jahr trotz allerhand organisatorischer Unwägbarkeiten wieder die Vielfalt gefeiert.

Und ganz offensichtlich hatten die Leute darauf gewartet, denn nach verhaltenem Beginn füllte sich der Sportpark von Minute zu Minute mehr.

„Wir kämpfen gegeneinander, aber danach sind wir Freunde.“ Georges Papaspyratos, Integrationsbeauftragter der TuS Gaarden und einer der Begründer dieses Events, das seit 2011 (fast) immer am oder um den Einheitstag herum stattfindet, brachte in seiner Begrüßung das Motto nicht nur dieses einen Tages auf den Punkt. Einsatz auf dem Platz oder in der Halle, Respekt und Achtung dort ebenso wie im normalen Alltag: Diese Werte sollen hochgehalten werden beim Spiel- und Sportfest, das federführend von der TuS Gaarden organisiert wird, aber auch vom Sportpark-Team der Stadtmission, vom Landessportverband Schleswig-Holstein und der Stadt Kiel unterstützt wird.

Mit dabei sind zudem teils von Anfang an Vereine wie der Inter Türkspor Kiel, die TuS Gaarden, der Ellerbeker Turnverein oder der NDTSV Holsatia aus Dietrichsdorf mit seinem traditionell zur Eröffnung aufspielenden Spielmannszug.

Köfte nach türkischer Art, Bratwurst nach der deutschen oder kulinarische Probierstückchen aus Afrika, die Vielfalt beim Essen war zwar nicht so groß wie im sportlichen Bereich, reichte aber allemal aus, um den Charakter der Veranstaltung zu verdeutlichen. Wichtig war aber treu der alten Kicker-Weisheit „auf’m Platz“, den unter anderen die vier- bis fünfjährigen Knirpse des SVE Comet Kiel, des TSV Melsdorf, des TuS Schwarzweiß Elmschenhagen, des SV Hammer, der gastgebenden Gaardener und des Inter Türkspor in Beschlag nahmen. Auch wenn die neuen Regeln mit Mini-Toren und Mini-Teams für die Jüngsten besonders manchen Erwachsenen etwas seltsam vorkamen, hatten die Kinder ihren Spaß am Spiel. Der stand schon deshalb voll im Mittelpunkt, weil Sieger und Platzierte vor vornherein gar nicht vorgesehen waren.

In der Coventryhalle verhielt sich das nicht anders. Zunächst die Ringer und dann die Boxer der TuS Gaarden gewährten dort in offenen Trainingseinheiten Einblicke in ihre Disziplinen. Wer mochte, konnte außerdem sein Talent im Tischtennis erproben. Organisationen wie die UNICEF-Hochschulgruppe Kiel, der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein oder der Christliche Verein brachten derweil eine soziale Note ins sportliche Geschehen, das sich ungefähr zwei Stunden nach dem auf 13 Uhr angesetzten Start eines immer größeren Zustroms erfreute.

Die Zahl der teilnehmenden Organisationen war unterm Strich allerdings geringer als in Vor-Corona-Zeiten. „Manche schafften es beim besten Willen nicht“, erklärte das Claas Hollmann von der Stadtmission mit dem Verweis auf teils extrem aufwendige Angebote der sozialen Organisationen in den Sommermonaten. Hemmend wirkten sich außerdem die nicht langfristig abschätzbaren Corona-Auflagen aus, sodass einige Vereine von vornherein absagten.

Dennoch: Selbst mit etwas reduziertem Programm – zu dem wie immer Musik und Feuerkunst gehörten – war das Sportpark-Fest am Sonntag praktisch ein Selbstläufer. Hollmann und Co. fühlten sich jedenfalls in ihrer Entscheidung bestätigt, lieber etwas improvisiert den interkulturellen Sport zu feiern als ein zweites Mal abzusagen. Dann, so hätte befürchtet werden müssen, „wäre das Ding vielleicht ganz eingeschlafen.“

Text:  Martin Geist