„Sport ist eine gemeinsame Sprache, die alle Menschen haben“ | Portrait Hatice Dogan

Hatice Dogan kümmert sich als Jugendwartin der „Hamburger Ballschule“ seit fünf Jahren um passende Übungsleiter und Sportangebote für Jungen und Mädchen im Nachmittagsunterricht der Schulen. Wie praktisch, dass ihr Schwager einer der Cheftrainer ist.

Frank Molter Fotografie
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Es gibt gute Gründe dafür, sich heute ehrenamtlich einzumischen. Und es gab gute Gründe, das früher nicht zu tun, wenn man aus der Türkei stammt. Hatice Dogan überlegt kurz und sagt: „Unsere Eltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, um zu arbeiten und Geld zu verdienen. Natürlich kannten sie aus der Türkei auch Sportvereine. Aber hier ging es um etwas anderes. Sie hatten gar keine Zeit, über Sport nachzudenken. Unsere Eltern sind morgens losgegangen, haben hart gearbeitet und sind erschöpft nach Hause gekommen. Dort haben sie sich gefreut, einen Tee zu trinken und sich in ihrer Sprache unterhalten zu können.“

Ihre Erklärung, warum sich aus der ersten Generation der Zuwanderer so wenige Menschen im Ehrenamt bemühen, ist so simpel wie nachvollziehbar. Hatice Dogan sagt dann: „Bei uns ist es anders. Wir haben aber auch die Sorgen früherer Generationen nicht. Unsere Generation mischt mit.“

Zu diesen „Mitmischern“ gehört auch Hatice Dogan, 40 Jahre alt. Als Jugendwartin der „Hamburger Ballschule“ e.V.  kümmert sie sich ehrenamtlich um die Nachwuchs- und Jugendbelange des Vereins. An 22 Hamburger Grundschulen gibt es dank der Arbeit der Ballschule qualifizierte Nachmittagsangebote. „Wir haben überall eine gute Mischung aus Jungen, Mädchen, Migranten und Nichtmigranten“, sagt Vereinsgründer  Marc Ben Halima, der selbst tunesische Wurzeln hat. Die Arbeit seiner Kollegin Hatice Dogan kann er besonders gut beurteilen – denn er ist ihr Schwager. Hatice Dogan ist mit Marc Ben Halimas jüngerem Bruder Mondher verheiratet. Die beiden lachen: „Bei Familientreffen ist aber eher die nächste Geburt ein Thema als die Ballschule“, sagt Hatice Dogan – sie selbst erwartet ihr sechstes Kind.

Hatice Dogan hat erlebt, wie ihre Freundinnen Hockey und Volleyball spielten und zum Rudern gingen. Doch näher als zu einigen Schnupperstunden in verschiedenen Sportarten ist sie deutschen Vereinen nie gekommen. Erst, als sie selbst Mutter war und dringend ein Schwimmbad suchte, in dem sie als Muslima im geschützten Raum ohne fremde Blicke mit ihrem Baby schwimmen konnte, erlebte sie den Wert solcher Einrichtungen: „Es war ein kleines Becken in Billstedt, nach dem ich lange gesucht habe, und es war toll einfach ein bisschen im Wasser zu plätschern“, sagt sie.

Durch ihre Kinder hat Hatice Dogan nun einen anderen Zugang zum Vereinssport gewonnen. Die Hamburger Ballschule betreut auch Feriencamps für Kinder und leitet Flüchtlingsprojekte. Dort bestaunt Hatice Dogan, wie leicht Kinder zueinander finden.

Fast entschuldigend wendet Hatice Dogan noch ein, dass sie doch eher wenig für den Verein tue, ob sie überhaupt in diese Reihe passe? Aber – was ist wenig? Was ist wenig für eine Frau, die bald zum sechsten Mal Mutter wird? Es ist gewiss viel, was Hatice Dogan für die Hamburger Ballschule leistet. Sie streicht mit der Hand über ihren kugelrunden Bauch und sagt: „Wenn ich könnte, würde ich mich noch mehr mit den Themen der Ballschule auseinandersetzen und noch mehr machen.“

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