Stand Up Paddling mal etwas anders

Der Goldbekhaus e. V. reinigt zwei Mal im Jahr bunt gemischt den Goldbekkanal

Stand-Up Paddling mal anders
Stand-Up Paddling mal anders

Unglaublich, was in so einem scheinbar sauberen Kanal alles rumschwimmt. Oder liegt. Verrostete Fahrräder haben die fleißigen Sammler*innen vom Goldbekhaus e.V. schon öfter gefunden auf ihren Touren durch die Hamburger Kanäle. „Aktion Sauberer Kanal“ – zweimal im Jahr steigen die Goldbekhäusler*innen auf die SUPs und fischen im Trüben. 2018 war das im Mai und September.

Diese Aktion sei mehr als bloßes Saubermachen, erzählt Suse Hartmann, die stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturzentrums in Winterhude: „Zum Saisonauftakt und zum Saisonende haben wir zusammen mit Geflüchteten und Migrant*innen aus dem Quartier den Kanal gesäubert. Die Kanäle sind nämlich ganz schön vermüllt.“ Wer clever war, konnte umsonst SUP ausprobieren, denn wer eine gefüllte Mülltüte von der Tour mitbrachte, sparte die Brett-Gebühr von fünf Euro pro halbe Stunde.
Das Goldbekhaus kümmert sich schon lange mit kulturellen, sportlichen und sozialen Angeboten um die Neuhinzugekommen im Viertel. Als Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“ des Hamburger Sportbundes (HSB) macht ihnen das Goldbekhaus viele Wassersportangebote.
Bei der „Aktion Sauberer Kanal“ waren viele Menschen aus beispielsweise Eritrea und Syrien aktiv, in dem sie nicht nur selbst aufs Brett stiegen und säuberten, sondern auch bei der Materialausgabe und der Mülltrennung hinterher halfen. Auch vorher, bei der Öffentlichkeitsarbeit, unterstützten Brückenbauer*innen und Multiplikator*innen aus dem Netzwerk des Goldbekhauses. Hinterher wurde der Müll gemeinsam getrennt. Etwas sehr Deutsches also, das auch ein Stück praktische Umweltbildung beinhaltet. „Nachhaltigkeit ist bei uns ein großes Thema“, sagt Suse Hartmann. Gerade das Thema „upcycling“ begeistert sie; so stellt ein Vereinsmitglied aus ausgedienten Skateboards und Longboards Schmuck, Möbel, Eierbecher und viele weitere Dinge her.

Dass der Spaß nicht zu kurz kam, lag auch am schönen Wetter an beiden Tagen. 150 Leute waren jeweils von 11 bis 18 Uhr unterwegs. Frauen, Kinder, Männer. Müllsäcke und Handschuhe lieferte die Hamburger Stadtreinigung.
Bunt gemischte Teams, teils Bekannte, teils Unbekannte, gingen auf die Boards. Keine ethnische Gruppe sollte dabei unter sich bleiben. „Das war auch deswegen eine coole Aktion, weil es unsere Sichtbarkeit als Verein enorm erhöht. Wenn da plötzlich so eine bunte Gruppe auf dem Kanal unterwegs ist, sieht das ja jeder“, sagt Suse Hartmann. Natürlich hatte sie sich einen „schlauen Termin“ für die Aufräumaktion ausgesucht: an beiden Tagen fand der beliebte Flohmarkt auf dem Gelände des Goldbekhauses statt.

Über die Stadtteil-Partnerschaft „Q8 – Quartiere bewegen“, die Kooperation mit der Kirchengemeinde Winterhude/Uhlenhorst und Patenschaftsgruppen aus dem Projekt „Wir im Quartier – gemeinsam mit Geflüchteten“, sind viele Geflüchtete längst in die Stadtteilarbeit einbezogen. Das Goldbekhaus ist auf diesem Weg als soziokulturelles Zentrum schon seit 2015 unterwegs, als viele Geflüchtete nach Hamburg kamen. Schon seit 30 Jahren sogar spricht der Verein gezielt Migrant*innen an. „Alte und neue Nachbar*innen“ nennen sie die Menschen aus ihrem Umfeld. Und wenn in diesem Jahr bei der Fortsetzung der Aktion „Sauberer Kanal“ ein paar junge Frauen im Burkini mit paddelten, fände Suse Hartmann das umso besser.

Mehr zum Thema "Sport und Umwelt in Hamburg" ist zu lesen in der neuen SZENESport- Ausgabe

Text: Frank Heike


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