Vereinskultur vermitteln - der Projekttag "Sport in Deutschland"

Wie soll man den Weg in einen Sportverein finden, wenn man nicht weiß, dass es ihn gibt? Aus diesem Grund hat das Programm "Integration durch Sport" im Landessportbund Sachsen ein Bildungsmodul zum Thema „Sport in Deutschland“ entwickelt.

(Foto:Oberlausitzer KSB)
(Foto:Oberlausitzer KSB)

Viele Menschen - egal ob zugewandert oder einheimisch - wissen gar nicht genau, was ein Sportverein ist. Das Sporttreiben in einem gemeinnnützigen Breitensportverein, so wie es in Deutschland stattfindet, ist in anderen Ländern durchaus nicht überall üblich oder bekannt. Dort findet der Sport möglicherweise hauptsächlich im Schul- und Universitätsbereich oder bei kommerziellen Anbietern statt. In Deutschland jedoch spielt der freiwillig organisierte Sport eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und ist Teil unserer Kultur.

Ehrenamt, Vorstand, Vereinsleben

Mit dem Bildungsmodul „Sport in Deutschland“ will der LSB über das Vereinsystem aufklären und zeigen, dass ein Sportverein viel mehr ist, als bloß ein Ort, um Sport zu treiben. Das Angebot richtet sich vorranigig an Teilnehmende von Integrationskursen (Deutschkurs und Orientierungskurs) und anderen Weiterbildungsmaßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund.

Die Teilnehmenden finden heraus, was ein Sportverein ist und wie das Sportsystem in Deutschland aufgebaut ist. Anhand verschiedener Informationsmaterialien erarbeitet die Gruppe, wie man Mitglied werden und sich im Verein engagieren kann. Dabei üben die Teilnehmenden gleichzeitig das Aussprechen und Verstehen neuer deutscher Vokabeln. Ehrenamt, Vorstand, Übungsleiter, Vereinsleben, Aufwandsentschädigung – all diese Begriffe muss man erstmal kennen, wenn man die Vereinslandschaft in Deutschland begreifen will. Diskutiert wird auch, wo der Unterschied zu kommerziellen Sportangeboten wie beispielsweise Fitnessstudios liegt und wofür ein regelmäßger Mitgliedsbeitrag benötigt wird. Die Organisation des Sports auf Bundes-, Landes- und Kreisebene können die Teilnehmenden dann gleich mit der Aufgliederung in Länder und Landkreise vergleichen und das Programm „Integration durch Sport“ im Landessportbund Sachsen einordnen.

Gemeinsam mit dem Integrationslotsen des Kreis- oder Stadtsportbundes suchen die Teilnehmenden im nächsten Schritt nach passenden Sportvereinen – die einerseits in der Nähe gelegen sind und andererseits für sie interessante Sportarten anbieten. Einen dieser Vereine besucht die Gruppe anschließend. Der Vereinsvertreter gibt beispielsweise eine Führung über das Vereinsgeländer sowie eine Übersicht über die Sportabteilungen und berichtet über das Vereinsleben neben dem Sport. So haben die Kursteilnehmenden die Möglichkeit, den Verein kennenzulernen. Und da es sich um einen Sporttag handelt, wird der Ausflug schließlich durch eine gemeinsame Bewegungseinheit oder teambildende Spiele abgerundet.

Gemeinsam den Weg in den Sportverein erleichtern

Der Projekttag stellt eine Kooperation mit verschiedenen Partnern dar. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Integrationslotsen, die dank der Finanzierung des Freistaates Sachsen in den Kreis- und Stadtsportbünden als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Sie nehmen den Kontakt zu den Sprachkursträgern auf und sprechen die geeigneten Sportvereine an. Die Durchführung der Projekttage wird außerdem durch die ehrenamtlichen Referenten des Programms „Integration durch Sport“ gewährleistet.

Sportvereine, die sich bereits in der Integrationsarbeit engagieren, gibt es in Sachsen so einige. Das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ sowie das Landesprojekt „Förderung der Integration von Flüchtlingen durch Sport“ kooperieren mit etwa 100 sogenannten Stützpunktvereinen für Integration.

Gemeinsam soll der Weg in den Sportverein erleichtert werden, denn die mögliche Wirkung ist für alle klar: So können auf der einen Seite Neuzugewanderte im Sportverein eine Gemeinschaft finden und ihre Deutschkenntnisse im praktischen Alltag trainieren. Auf der anderen Seite besteht für Sportvereine die Möglichkeit, neue Mitglieder zu gewinnen. Die bisherigen Einsätze zeigen: Nicht jeder Teilnehmer ist interessiert daran, Sport zu treiben - vielleicht aber das eigene Kind, die Geschwister oder Bekannte. In jedem Fall hilft es, die Gesellschaft ein Stück mehr zu verstehen.

Die Rückmeldung zum Format war bislang durchweg positiv. Die Sprachkursträger empfinden den Projekttag „Sport in Deutschland“ als Bereicherung für den Schulalltag, da die Teilnehmenden ganz praktisch mit dem organisierten Sport in Berührung kommen.

 

Bisher konnten schon zwölf Einsätze in den Landkreisen Meißen, Mittelsachsen und Oberlausitz sowie in Leipzig realisiert werden. Die Zusammenarbeit mit den bisherigen Partnern soll langfristig weitergeführt werden und auch in den anderen Landkreisen Sachsens ist die Realisierung der Projekttage geplant.

 

 

Rückmeldungen zum Projekttag "Sport in Deutschland":

Yaimara Rosaria aus Kuba: "Der Projekttag ‚Sport in Deutschland‘ hat mir sehr gut gefallen. Auch als ehemalige Leistungssportlerin waren mir die Sportstrukturen nicht bekannt. In Leipzig möchte ich gerne mit Kindern trainieren. Jetzt weiß ich, an wen ich mich wenden muss.“  

Julian Haug (Integrationslotse SSB Leipzig): „Nachdem ich nun schon 5 Projekttage durchgeführt habe, bin ich durchaus zufrieden mit dem Format. In den Gruppen gibt es oft jemanden, der schon im Verein Sport treibt. Diese können dann natürlich aus eigenen Erfahrungen berichten und vor allem die sozialen Aspekte des Vereinslebens hervorheben. Ich bekomme aus jedem Kurs etwa ein, zwei Anfragen und versuche dann einen geeigneten Verein zu vermitteln.“


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