Vorbildliche Integrationsarbeit von SV Azadî Lübeck – ein multikultureller (Fußball-)Klub

Der erst 2016 gegründete Verein SV Azadî Lübeck (kurdisch:

„Freiheit“) hat es sich auf die Fahne geschrieben, in

der Hansestadt Lübeck über den Fußball hinaus sportliche

Projekte zur Integration von Flüchtlingen zu starten. Die

Initiatoren des Vereins − selbst Geflüchtete − haben überwiegend

einen kurdischen Hintergrund (Syrien, Türkei,

Irak, Iran). Mittlerweile haben sie in Deutschland sozial

Fuß gefasst.

Sie haben die Schule besucht, haben Schulabschlüsse erfolgreich geschafft und sind in das Leben in Deutschland voll integriert. Mit Hilfe der guten Vernetzung und der vielfältigen Erfahrungen der Initiatoren sollen Geflüchtete, die nach Lübeck kommen eine sportliche Heimat finden, die ihnen das „Ankommen“ in Lübeck erleichtert. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Mehrsprachigkeit innerhalb des Vereins.

Aus Mangel einer eigenen Sportstätte konnte der Verein mit dem VfL Vorwerk Lübeck eine einjährige Vereinbarung treffen, dessen Sportanlage und das dortige Vereinsheim mit zu nutzen. Die Entwicklung des SV Azadî schreitet voran. Nach vielen Trainingseinheiten folgten Trainingslager, Begegnungsfeste und Freundschaftsspiele bzw. Kennlern-Turniere. Mit der Aufnahme von Testspielen konnten schnell sportliche Erfolge erzielt werden, die das Interesse der Öffentlichkeit weckten und die die Zuschauerzahlen bei den Spielen erhöhten.

Eine gezielte Ansprache potenzieller neuer Mitglieder, Lobbyarbeit und die Vorstellung des Vereins bei Initiativen, Netzwerken und Interessierten führte zu steigenden Mitgliederzahlen. Der Turn- und Sportbund der Hansestadt Lübeck mit seinem Integrationslotsen Peter Schmiedgen steht dem jungen Verein bei Bedarf beratend zur Seite. Zurzeit spielen Sportler aus sieben Nationen in der Mannschaft, deren Ziel es ist, die Flüchtlinge durch vielsprachige Spieler, Trainer und Verantwortliche in die deutsche Gesellschaft bzw. Kultur einzubinden und ihnen somit ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln.

Vereinseigene auferlegte Werte und Normen, wie z.B. auf dem Spielfeld und auch abseits davon untereinander nur deutsch zu sprechen, gleichberechtigt zu sein und ein respektvolles Miteinander zu leben, werden ausnahmslos gelebt. Darüber hinaus wurden auch u.a. ein Bowlingabend und ein Boxtraining veranstaltet, um nicht fußballaffinen Sportlern ebenfalls einen Zugang zur Gesellschaft und Teilhabe zu ermöglichen.

Weitere Projekte und auch Sportarten aus verschiedenen Kulturkreisen sollen ebenso wie geeignete Sportangebote für Frauen schrittweise Einzug in den Verein halten. Unterstützer/ -innen und Übungsleiter/-innen sollen aus dem Kreis der neuen Mitglieder gewonnen werden. Mit Hasina Candan hat bereits eine Frau die Aufgabe der Schatzmeisterin übernommen. Firat Özden, der 1. Vorsitzende des Vereins, sagt: „Wir haben nicht das ergebnisorientierte 1:0-Denken, den bestmöglichen sportlichen Erfolg zu erreichen, sondern unser Ziel ist vielmehr, ALLEN die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam am Sport zu partizipieren.“ Kirsten Bröse