Berlin: Vier Tage Mädchen-Fußballcamp am Werbellinsee 2019

Seit einem halben Jahr fragen mich meine Viertklässlerinnen, wann es endlich so weit ist: Das Fußballcamp, organisiert von „Integration durch Sport“. Denn schon vor den Sommerferien hatten sie die Anmeldungen abgegeben. Einige Familien wollten ihre Töchter nicht fahren lassen und es musste etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden.

In der zweiten Woche der Herbstferien, am 14. Oktober 2019, war es dann endlich so weit. Neun von zehn angemeldeten Mädchen waren am verabredeten Treffpunkt, dem Ostbahnhof. Der Reisebus wurde bestaunt und ab ging die Fußballabenteuer-Reise an den Werbellinsee.

Seit vielen Jahren wird dieses Camp durchgeführt und ein paar Mal war ich mit unterschiedlichen Teams dabei. Diesmal nahmen vier Schulgruppen, mit insgesamt 39 Mädchen aus der Schule an der Köllnischen Heide, der Charles Dickens-Grundschule, der Kolumbus-Grundschule und wir aus der Hermann-Boddin-Schule, teil.

Mareike die Organisatorin, Anton und Jane als Trainerteam hatten sich für unsere Mädchen wieder ein abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Die Tage waren durch einen straffen Zeitplan strukturiert. Am Ankunftstag und am Abfahrtstag gab es ein gemeinsames Training in Form eines Turniers mit gemischten Gruppen. Das bedeutet, dass in jeder der acht Mannschaften mindestens eine Spielerin der jeweils vier Schulen vertreten ist. So können schulübergreifend Freundschaften entstehen und Alters bzw. Trainingsunterschiede ausgeglichen werden. Wie jedes Jahr, gab es wieder Shirts für alle Teilnehmerinnen des Fußballcamps. Außerdem bekamen die Mädchen Trinkflaschen, die sie beim Training und im Wohnhaus immer wieder mit dem bereitgestellten Wasser auffüllen konnten.

Dienstag und Mittwoch trainierten jeweils zwei Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten zweimal täglich intensiv an ihrer Fußballtechnik. Diesmal war Jane, aktive Spielerin bei Hansa 07, unsere Trainerin, während Anton die zweite Gruppe trainierte. Mit ihrer ruhigen direkten Art zog Jane die jungen Fußballerinnen in ihren Bann. Im Auswertungskreis am Ende der Trainingseinheit konnte man eine Nadel auf den Heuboden fallen hören.

Der Fußballsport ist der Anlass dieses Camps, für die Grundschülerinnen bedeutet diese Fahrt aber viel mehr: mehrere Tage entfernt vom behütendem Elternhaus, mit Freundinnen mehr als eine Stunde am Nachmittag verbringen, veränderter Tagesablauf, die Nähe zur Natur, Kantinenessen zu allen Mahlzeiten und längere Wege.

In unserem Team sind das Tagebuchschreiben und der Zimmerwettbewerb schon Tradition. Am Abend, schon im Schlafanzug, treffen wir uns in einem Raum und lesen aus unseren Tagebüchern vor. Wer möchte, darf im Dunkeln nur beim Schein einer Taschenlampe seine aufgeschriebenen Erlebnisse vorlesen. Von Abend zu Abend werden die Berichte länger.  Beim Zimmerwettbewerb geht es um die Einschätzung der Ordnung, Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft und die Einhaltung der Nachtruhe. Am Abfahrtstag, dem 17. Oktober gab es dann eine Auswertung und Preisgeschenke.

Fest auf unserem Plan stehen auch immer die Nachtwanderung, das „Baden“ im See und das Kegeln am Abend. Diesmal hatten wir die drei Eisbadeprinzessinnen Ranim, Burdzhu und Ayse Yudum, die bei 15 Grad Wassertemperatur sich in die Wellen warfen. Wir anderen trauten uns nur bis zum Oberschenkel ins Wasser. Die Nachtwanderung ist wie eine Mutprobe. Da der Weg am Werbellinsee entlangführt, haben wir immer etwas Licht und Orientierung. Zu elft, mit nur drei Taschenlampen, waren wir eine Stunde unterwegs. Wie anders doch die Welt im Dunkeln aussieht. Die Mädchen liefen in einer Fünfer und einer Vierergruppe, eng einander untergehakt, durch den Wald. In diesem Jahr waren sie sehr mutig. Nur eine späte Spaziergängerin ließ sie einmal aufschreien.

Der verregnete Mittwoch wurde nicht nur zum Fußballtraining genutzt. Mareike hatte für uns eine Bastelstunde im Freizeithaus organisiert. So konnte jede Fußballerin sich ein Andenken bemalen. Zusätzlich durften wir eine originale mongolische Jurte von Innen betrachten. Sie steht auf dem großräumigen Gelände des EJB-Werbellinsee. Mareike las uns erstaunliche Informationen über das Leben in der Mongolei vor. Nach dem Abendessen verbrachten wir unseren letzten Abend auf der Kegelbahn. Anton kümmerte sich um die Technik und erklärte uns die verschiedenen „Kegeltechniken“.

Im großen Abschlussturnier am Abfahrtstag waren wieder sämtliche Mannschaften gut durchmischt, so dass die Spannung bis zum Schluss anhielt. Im Vergleich zum Anfangsturnier des ersten Tages konnte ich bei vielen Spielerinnen eine Entwicklung erkennen.

Vielen Dank, im Namen aller Mädchen und Betreuerinnen, an Integration durch Sport, besonders an Mareike und Anton für die erfolgreiche Durchführung des diesjährigen Fußballcamps. Euch gelingt es immer wieder dem Namen „Integration durch Sport“ gerecht zu werden. Die Freude am gemeinsamen Sport und an der Bewegung stehen im Vordergrund.

Kerstin Blanck, Lehrerin an der Hermann-Boddinschule