Rückblick Integration durch Sport in Schleswig-Holstein 2012

Das vom Bundesinnenministerium geförderte Programm „Integration durch Sport“, das durch den DOSB und seinen Landessportverbänden seit 1991 bundesweit umgesetzt wird, hat auch im zweiten Jahr der Neukonzeption in Schleswig-Holstein die Ziele nahezu erreicht.

2007/2008 wurde das Programm evaluiert, wobei in der Folge eine Neukonzeption und eine Änderung der Ziele und bei den Zielgruppen umgesetzt wurde. Auch wurden die Programmmitarbeiter durch eine dreiteilige Fortbildung fit gemacht für „Beratung, Begleitung von Veränderungsprozessen in Sportorganisationen“ bezogen auf die interkulturelle Öffnung. Durch einen engen Kontakt und die Einrichtung einer Zielvereinbarung mit den aktuell 41 Stützpunktvereinen in Schleswig-Holstein ließen sich auch die neu aufgestellten Ziele des DOSB-Programms mit den Konzepten und Methoden der Vereine abstimmen. Wir haben in Vereinen neue und offene Projektgruppen anregen können, dadurch wurde das Angebotsspektrum der Stützpunktvereine erweitert und die Zielgruppen wurden angesprochen. 2518 (2008 = 2409; 2009 = 2085 ; 2010 = 2384; 2011= 2591 ) Menschen werden Woche für Woche durch die Angebote der Stützpunktvereine erreicht. Der überwiegende Anteil der Teilnehmer/innen kommt mit 41,6 % (2011=47 %;2010= 48,5 %) aus dem Altersbereich der 14-27-jährigen, während bei den 0-13-jährigen Kindern knapp 26 % (2011 =28%; 2010 =24,5 %) und bei den über 28-jährigen 32,5 % (2011=25 %; 2010=26%) teilnehmen. Die beliebtesten Sportarten sind weiterhin Boxen (18 Gruppen), Sambo/Ringen (11), Fitness (7) und Wushu (6). 39,8% (2011 =36,5 %) der Teilnehmer/innen in den offenen Projektgruppen sind weiblich, mit Tanzen (4), speziellen Mädchensportangeboten (1) sowie Schwimmen (2) konnten die Stützpunktvereine spezifische Mädchensportangebote einrichten. Zudem wurden noch 12 x Spiel, Sport-Gesundheit, Fitnessangebote 7x und 6 x Fußballangebote genannt. Eine offene Startsportgruppe, die 9x genannt wurde, ist eine wichtige Methode der Willkommenskultur im Verein. Die Sportvereine konnten rund 1500 neue Vereinsmitglieder, etwa ¼ aus den 82 geförderten Projektgruppen, gewinnen. Etwas gesunken ist der Anteil der teilnehmenden Migranten in allen Gruppen, so haben 54,5 % eine Migrationsgeschichte, während 2011 noch 58,5 % der Teilnehmenden Migranten waren. Insgesamt 507 Integrationsmassnahmen wurden in den Stützpunktvereinen umgesetzt. Der Anteil der 146 freiwillig Engagierten mit Migrationshintergrund, die die Stützpunktarbeit organisieren, lag bei 65 % (2011= 60 % (2010= 63 %). Dabei sind Aussiedler und Ausländer etwa gleichermaßen vertreten. 113 haben eine ÜL-Lizenz,  10 sind Fachtrainer/innen, 13 Sportlehrer/innen und 4 Sozialpädagogen/innen. Sehr viele Vereine haben auch bereits Integrationsbeauftragte benannt, offiziell benannte Ansprechpartner, die aktiv im Verein für das Programm sind. Es zeigt sich, dass sich die Vereine meist mit zwei bzw. auch mit mehr Sparten an dem Programm beteiligen und die Sportangebote langfristig als Sparten etablieren wollen.

Die 12 freiwillig engagierten Mitarbeiter/innen, die direkt im Programm uns unterstützen, organisierten 18 offene Sportangebote, in denen 356 (2011=283 ) Teilnehmer mitmachten, wovon 62 % (2011=79,5 %) eine Migrationsgeschichte hatten. Bei von uns zusammen mit den Starthelfern durchgeführten Ferienfreizeiten haben wir 206 (2011=140) Kinder und Jugendliche erreicht, der Migrantenanteil lag bei 63 ,5% (2011= 67,86 %). Desweiteren wurden 27 Tagesmaßnahmen organisiert. 

Für die mobile Programmarbeit, bei der im vergangenen Jahr 122 Einsätze gefahren wurden, hatten nach Schätzungen der Mobilisten nahezu die Hälfte der rund 25.600 Besucher/innen einen Migrationshintergrund. Die Sportmobileinsätze für die Umsetzung der Vorhaben werden mit den uns zur Verfügung stehenden Großgeräten (Socceranlage, Hüpfburg) und mit dem Einsatz qualifizierter Fachkräfte unterstützt. Sergey Baklan, ein freiwillig engagierter Mitarbeiter, hat allein 9 Sportmobileinsätze in Kiel-Mettenhof durchgeführt, einem Brennpunkt-Stadtteil Kiels mit einem Migrantenanteil von 50% an den Schulen. Die Großveranstaltungen, wie Festival des Sports, Tag der Integration, Sportfeste im Rahmen der Interkulturellen Wochen wurden wieder sehr gut angenommen. Beim diesjährigen Festival des Sports in Kiel beteiligten sich 11 Stützpunktvereine und 15 freiwillig Engagierte. Die TuS Gaarden veranstaltete zum siebten Mal ein internationales Städte-Turnier, seit 4 Jahren mit russischer Beteiligung aus Kiels Partnerstadt, der russischen Enklave Kaliningrad/Sovjetsk. Der Stützpunktverein SV Makkabi setzte die Reihe der norddeutschen Sambomeisterschaften im Rahmen des Tag des Sports fort und unsere Socceranlage wurde durch den SHFV für ein offenes Mädchen- und Jungenturnier genutzt, an dem auch Projektmannschaften teilnahmen. Zudem wurden Boxen, Wushu, Tai Chi, Gorodki, Volleyball, Inline-Hockey, Streetdance, Tae KwonDo und Sambo präsentiert.

Bei den gesamten von uns direkt durchgeführten gewaltpräventiven Massnahmen wurden 7530 Teilnehmende erreicht, bei einem Migrantenanteil von 49,6 % (2011= 62,2 %). 36,5 % waren weiblich. 35% kamen aus dem Altersbereich der 14 – 27-jährigen, 30,5 % aus dem Bereich der 28-58-jährigen, 13 % aus dem Bereich Ü 59 und 11,5 % aus dem Bereich der 0 – 13-jährigen. Über diese offene Gruppenarbeit werden meistens jüngere Migranten angesprochen, die ansonsten nicht den Weg in den Sportverein finden, aber wir beobachten auch eine Verschiebung in den mittleren Altersbereich. So wurde in besonderen Sportarten wie Eishockey und Inline-Hockey an Breitensport-Turnieren wie dem Festival des Sports teilgenommen. Insbesondere die gute Vernetzung der Mitarbeiter/innen mit Sportvereinen, Schulen und Jugendeinrichtungen hilft den meist heranwachsenden Teilnehmenden bei der Integration in die Gesellschaft. Mancher ist auch schon selber Trainer und Übungsleiter geworden. Die Beispiele zeigen auch, welche wichtige berufliche Integrationsaufgabe das Programm übernimmt. In dem Großprojekt „Ringen an Schulen“ konnte einer der Mitarbeiter in einer befristeten Tätigkeit bis Ende 2013 beschäftigt werden. In einem Box-Projekt hat ein anderer Sportlehrer eine berufliche Heimat gefunden. Zukünftig wollen wir uns verstärkt um Familiensport-Projekte bemühen, um noch mehr Sport für ältere Migranten und Migrantinnen anzubieten.

Aus der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Projekt "Land in Sicht" des Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein heraus ist das Positionspapier „Sport und Zuwanderung- Interkulturelles Arbeiten des LSV und seiner Verbände und Vereine“ entstanden. Es wurde im März 2010 vom LSV verabschiedet. Dieses nutzen wir zur Verbesserung der Kommunikation und sportpolitischen Diskussion in und zwischen Sportorganisationen. Verschiedene Netzwerke wurden besucht und das Thema wurde regelmäßig in entsprechenden Landesgremien eingebracht. 2 Seminare „Sport Interkulturell“ wurden durchgeführt. Bei einer hohen Eigenbeteiligung konnten 24 Veranstaltungen der Stützpunktvereine mit dem Sportmobil besucht werden, wobei die Vermittlung interkultureller Kompetenzen im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand. Regelmässige Berichte und Presseveröffentlichungen im internet und in Zeitungen und dem LSV-SportForum helfen der interkulturellen Öffnung in Sportorganisationen, genauso wie die gute Kooperation mit dem Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein, bei der mit Landesmitteln weitere Projekte in Sportvereinen gefördert werden konnten.

2013 veranstalten wir im SBZ Bad Malente am 22.-24. März  unser Wochenend-Seminar „Sport Interkulturell“. Am 19. April 2013 wird eine Sportkonferenz mit dem Titel „Kulturelle Vielfalt im Sport – Sind alle willkommen?“ zusammen mit dem Programm im Hamburger Sportbund stattfinden und am 04. Mai wird im Haus des Sports ein Seminar „Fit für die Vielfalt“ des LSV-Bildungswerks durchgeführt, das sich an die Führungskräfte im organisierten Sport richtet. Am 01.09. beteiligen sich wieder viele Projekte am Tag des Sports und am 29.09. wird im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Kiel das 3. Sport- und Begegnungsfest stattfinden. Viele andere und weitere Veranstaltungen veröffentlichen wir noch.


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