Kampfsport für muslimische und nichtmuslimische Frauen beim SV Muslime

Seit März 2014 gibt es in der Hamburger Hafen City, ausgerichtet vom SV Muslime Hamburg, ein ganz spezielles Angebot für den Frauensport des Vereins: Hijabi Martial Arts. Hijab, das arabische Wort für das Kopftuch im Namen, soll vor allem die muslimischen Frauen ansprechen, die nur im Rahmen der islamischen Richtlinien Sport ausüben möchten: Ohne männliche Mitglieder, einer Sporthalle, die nicht einsehbar ist, so dass ein Sport ohne Kopftuch ausgeübt werden kann

„Hier können sich Frauen – ob mit oder ohne Tuch – in einem geschützten Rahmen ohne Einschränkungen bewegen.“, erzählt die Gründerin des Sportangebots, Erzsébet Nour Roth. Seit ihrem 16. Lebensjahr betreibt sie die Kampfsportarten Kickboxen,  Thaiboxen,  Kung Fu und Boxen. „Es ist nicht leicht mit Kopftuch ein Sportangebot mit den Rahmenbedingungen zu finden,  in denen man sich auch wohlfühlt. Leider gibt es immer wieder Fitnessstudios, die Frauen aufgrund ihres Kopftuches nicht als Mitglied aufnehmen.  Auch wenn es nur wenige sind:  muslimische Frauen fühlen sich durch solche Meldungen nicht wirklich willkommen in vorrangig deutsch geprägten Vereinen oder Fitnessstudios Sport zu treiben.
Bei Hijabi Martial Arts können sie sich frei bewegen. Hier gibt es niemand,  der sich an ihrer Kleidung stört. Auch Musliminnen ohne Kopftuch sind TeilnehmerInnen, genauso wie nichtmuslimische Frauen.  Das Angebot besteht mittlerweile aus zwei Kursen:  der erste Kurs ist für Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren und der zweite Kurs ist für junge Frauen ab 16 Jahren gedacht.
Durch die Förderung des Programms „Integration durch Sport“ des Hamburger Sportbundes konnte der Kurs realisiert werden.  Nach nur zwei Monaten war der Verein durch die neuen Mitgliederinnen doppelt so groß. Seit März hat der kleine Verein SV Muslime Hamburg durch Hijabi Martial Arts ca. 35 neue Mitgliederinnen gewinnen können.  Die gezielte Werbung in Moscheegemeinden und auf islamischen Veranstaltungen, aber auch die vorherige große Nachfrage nach einem Sportangebot speziell für muslimische Frauen machen dieses Angebot so erfolgreich.  Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Benjamin Linden, untersuchte in seiner Masterarbeit 2012 in einer großen qualitativen Studie die Möglichkeiten des Sports in Hamburg,  inwiefern es zur Integration von MigrantInnen beitragen kann.  Dabei untersuchte er unter anderem,  welche Sportart für muslimische Frauen am beliebtesten ist. Kampfsport lag in der Beliebtheit noch vor den klassischen Ballsportarten wie Volleyball oder Basketball.
Mittlerweile gibt es zwei Trainerinnen, die sich ehrenamtlich engagieren. „Durch den Zuschuss des Hamburger Sportbundes können wir ihnen eine Ehrenamtspauschale geben.  Sie helfen, weil sie sehr dankbar sind,  Sport in solch einem Rahmen ausüben zu können.“