Sport interkulturell

Die Schulung Train the Trainer fand vom 28.01. bis 01.02.2011 in der Akademie des Sports statt. Insgesamt 23 Teilnehmende nahmen an der Schulung teil und wollen in Zukunft selbst Sport Interkulturell Lehrgänge leiten.

Die Fortbildung „Sport interkulturell“ ist eine Reaktion auf die große Nachfrage nach interkulturell qualifizierten Übungsleitenden.

Erstmals hat der LandesSportBund Niedersachsen die fünftägige Train the Trainer-Schulung aus dem Bundesprogramm Integration durch Sport des Deutschen Olympischen Sportbundes angeboten. Seit 2005 wird die Fortbildung zur interkulturellen Sensibilisierung und Erweiterung der interkulturellen Kompetenz für Übungsleitende und Verantwortliche im organisierten Sport angeboten. „Seit 2006 bieten wir in Niedersachsen Lehrgänge an – seit 2010 gemeinsam mit Sportbünden und Landesfachverbänden“, sagt Landeskoordinatorin Jennifer Osthus. Bislang haben 165 Teilnehmende am Lehrgang teilgenommen, darunter 71 Frauen. 52 Personen haben einen Migrationshintergrund. „Die Nachfrage nach der Fortbildung „Sport Interkulturell“ ist inzwischen so groß, dass wir Trainer ausbilden müssen, die Übungsleitende interkulturell qualifizieren können, sagt Osthus.

Konzeption

 In den fünf Spielfeldern Fremdheit, Herkunft, Wahrnehmung, Regeln und Werte sowie Vielfalt im Sport geht es um interkulturelle Sensibilisierung, Konfliktbearbeitung und interkulturelle Trainingseinheiten. Dabei werden u.a. gewohnte Denk- und Handlungsschemata didaktisch hinterfragt: Was irritiert mich?, Was erwarte ich von anderen?, Woher komme ich?, Woran orientiere ich mich?, Wie erweitere ich meine Zielgruppen?, Was passiert beim Wahrnehmen?, Was ist Wahrheit?, Was ist normal? oder Wie streite ich um die Wahrheit? sind einige Fragestellungen in der Fortbildung. Denn es geht darum, offen zu sein für interkulturelle Situationen, die durch Unterschiedlichkeit und Vielfalt geprägt sind. Denn erst die Reflexion eigener Denk- und Verhaltensmuster schafft die Sensibilität für andere und die Offenheit, sich in konkreten Situationen mit den konkret Handelnden zu befassen – und nicht Stereotype zu nutzen. „Wenn in der 89ten Minute eines Fußballspiels ein Tor fällt und mein Nachbar auf der Tribüne lautstark in seiner Herkunftssprache brüllt, dann hat das vermutlich nichts mit seiner Herkunft, aber sehr viel mit der konkreten emotional aufgeladenen Situation zu tun. Wir wollen die Teilnehmenden befähigen, diesen individuellen Blick einzunehmen – auch in ganz alltäglichen Situationen im Sport“, sagt Referent Dirk Adams vom Unternehmen context. Die zukünftigen Referenten-Teams sollen möglichst auch gemischt zusammengesetzt werden, sowohl was die Geschlechter angeht als auch mit und ohne Migrationshintergrund.

„Mit uns sprechen“

Sensibel sein für den Einzelnen, die Perspektive wechseln zu können und Konflikte erfolgreich bearbeiten zu wollen: Das sind auch für die beiden Übungsleiterinnen und zukünftigen Referentinnen Nurka Dalila Casanova Rodriguez (VfL Lüneburg) und Tamara Dajanev (SV Odin) zentrale Kompetenzen. „Wir alle sind interkulturell, denn das Wort hat nichts mit Internationalität zu tun“, sagt Casanova Rodriguez. Und auch Dajanev betont: „Wir sind verschieden und wollen mit unserer jeweiligen Identität gesehen und respektiert werden.“ Hilfreich sei dabei, nicht nur die Sprache sondern auch nonverbale Kommunikationsformen einzusetzen. Beide haben den Lehrgang bereits als Teilnehmerinnen besucht damit „endlich mit uns gesprochen wird und nicht immer über uns.“ Die 55-jährige Dajanev bietet seit längerem Walking-Kurse für ältere Menschen an, die 46-jährige Casanova Rodriguez Lehrgänge für Lateinamerikanische Tänze. Für sie gehört die Auseinandersetzung mit Stereotypen zum Kern ihrer Tätigkeit. „Viele kommen, weil sie etwas Exotisches suchen oder weil Lateinamerikanische Tänze gerade modern sind. Diese Erwartungen erfülle ich nicht und das ist jedes Mal wieder ein wichtiger Lernprozess für uns alle“, sagt sie.

 

Entwicklung des Lehrgangs Sport interkulturell in Niedersachsen

2006 1. Modellseminar in Niedersachsen im Programm „Integration durch Sport“

2008 anerkannt zur Verlängerung der Juleica und ÜL-C Lizenz Breitensport

2009 1. Aufbaulehrgang, offene Ausschreibung der Qualifizierungsmaßnahme; 10 LE im Rahmen der ÜL-C Ausbildung ‚Integration‘ in Peine

2010 1 Lehrgang in Kooperation mit Tischtennis-Verband Niedersachsen   Spezialblock-Lehrgänge in Kooperation mit SSB Hannover und KSB Peine 1 Lehrgang FSJ Spezial


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