Unsere Botschafter/innen des Sports im Portrait

Die Botschafterinnen und Botschafter sollen Vertrauenspersonen für Flüchtlinge sein; sie sollen einen leichten und ihnen entsprechenden Zugang zu den Klubs ermöglichen.

Foto: HSB/ Frank Molter
Foto: HSB/ Frank Molter

So vielseitig wie Hamburg ist auch das Angebot der Sportvereine, die sich um Asylsuchende und Migranten kümmern.

Die Klubs bringen sie in Bewegung und helfen ihnen, sich über den Sport besser in unserer Stadt zurechtzufinden. Vielseitig ist Hamburg, und groß: Wer die Vereine von Fischbek bis Nettelnburg, von Lurup bis Farmsen, von Eidelstedt bis Wilhelmsburg besucht, staunt über die Ausdehnung. Die Reporter der HSB-Sommerreihe „Integration durch Sport“ fahren kreuz und quer durch Hamburg, stellen Fragen, hören zu, machen Bilder. Lesen Sie in einem ersten Botschafter-Portrait, wie Sana Khan ihr Ehrenamt als Botschafterin des Sports mit Geduld, Umsicht und Augenmaß ausübt.

 

„Das Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland wächst durch Sport“

Das fremde deutsche Sportsystem: Was Migranten und Flüchtlinge erst noch lernen müssen oder schon gelernt haben

Sana Agnes Khan bringt einiges an Migrationshintergrund mit, wenn man das so flapsig sagen darf: Sie wurde in Gliwice in Polen geboren, lebt in Hamburg, seit sie zwölf Jahre alt ist, heiratete einen pakistanischen Mann und konvertierte zum Islam. In Neuwiedenthal und dem Fischbeker „Problemviertel“ Sandbek hat sie gewohnt und war in der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde als Vorsitzende der Frauenorganisation engagiert; so kennt die 40 Jahre alte Mutter von fünf Kindern die Hamburger Vereinswelt gut – auch, weil ihr Sohn bei GW Eimsbüttel in der F-Jugend spielt. Dort wohnt ihre Familie jetzt auch. Sana Khan übt ihr Ehrenamt als Botschafterin des Sports mit Geduld, Umsicht und Augenmaß aus. Als Muslima mit Migrationshintergrund kennt die gelernte Bürokauffrau die deutsche und die fremde Perspektive auf unser Land. Insofern hat sie als Botschafterin des Vereins SC Victoria im Rahmen des HSB-Projektes „Beweg deinen Stadtteil“ genau das richtige Ehrenamt gefunden.

Frage: „Vereinssport – ist das überhaupt etwas Greifbares für einen Flüchtling aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea?“

Sana Khan: „Nein. Erst einmal überhaupt nicht. Für sie sind andere Dinge wichtiger als zum Beispiel Handballspielen – das haben sie ohnehin noch nie gehört. Es wird mit der Zeit kommen. Sie werden es verstehen. In ihren Ländern gibt es kein normales Vereinsleben. Die Flüchtlinge brauchen Zeit; Sport ist für sie Luxus. Sie leben in ständiger Unsicherheit.“

 „Aus eigener Erfahrung – kann denn Sport in solchen Umständen überhaupt eine Rolle spielen?“

Sana Khan: „Natürlich. Auch meine Kinder haben es geschafft. Wichtig ist, dass nicht alle Angebote umsonst sind. Anfangs schon, aber irgendwann nicht mehr. Es reicht ja ein symbolischer Beitrag. Es ist ein geben und nehmen, und für die Migranten und Flüchtlinge hat ein Sportangebot einen größeren Wert, wenn es nicht umsonst ist. Man könnte sagen: Wenn es etwas kostet, dann kommen sie auch. Das haben wir beim Schwimmen auch bei den älteren Damen mit Migrationshintergrund erlebt. Die haben in der Halle in Niendorf-Markt schwimmen gelernt, weil sie regelmäßig gekommen sind. Regelmäßigkeit ist wichtig für die Integration! Für mich steht fest: Wenn unsere Sportangebote für Menschen mit Migrationshintergrund passen, dann passen sie auch bei Flüchtlingen.“ 

„Erleben Sie konkrete Unterschiede bei Flüchtlingen und Migranten?“

Sana Khan„Flüchtlinge haben keine Kenntnisse von Vereinsstrukturen. Sie kennen Sport als just-for-fun-Veranstaltung, nicht als regelmäßige Beschäftigung. Die Migranten kennen die deutsche Gesellschaft in der Regel. Ich habe ja bis 2015 Sport mit Migrantinnen aus meiner Gemeinde bei GW Eimsbüttel gemacht, Gymnastik und Yoga. Das war meine Erfahrung auch, dass die Familien genug anderes zu tun haben, dass Sport manchmal wegen Zeitmangel ausfällt. Im Familiensystem der Großfamilie wird eben vieles gemeinsam gemacht. Da bleibt dann wenig Zeit. Und manche sind vielleicht auch etwas faul.“

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Interview und Text: Frank Heike


  • Foto: HSB/ Frank Molter
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