Nach der Podiumsdiskussion wurde das Konzept der „Duisburger Tische“ aufgegriffen. Dabei diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an elf Tischen verschiedene Themenschwerpunkte, wobei Moderatoren die Diskussionen an den jeweiligen Tischen begleiten und lenken. Sehr rege wurde zu den folgenden Themensträngen diskutiert:
Der Kongress bot im weiteren Verlauf zudem Raum für Workshops, in denen Ideen erarbeitet wurden. Die Fülle der Anregungen wurde gesammelt und soll zeitnah dokumentiert werden. „Im Verein kann viel besprochen werden. Es entstehen gemeinsam spannende Projekte, die wir mit ebenso großer Spannung verfolgen. Von diesen Ideen und Projekten wurde auf dem Kongress berichtet. Es ist gut, dass somit neue Reize und Motivationen gesetzt werden“, meinte Hermann Korfmacher und freute sich, dass der Kongress einen interessanten und spannenden Austausch geboten hat.
Bestandsaufnahme in den NRW-Vereinen per Online-Befragung
Projekte und Maßnahmen werden zumeist direkt vor Ort an der Basis, von den Vereinen, die Geflüchtete aufnehmen, angestoßen und umgesetzt. Dabei stehen die Vereine zumeist in Kontakt mit dem Kreis bzw. der Kommune oder Stadt und nicht direkt mit dem Fachverband bzw. Landesverband. Um die Maßnahmen der Verbände und Vereine für die Integration von Flüchtlingen zu unterstützen und Hilfestellungen bei der Koordination zu schaffen, wurde in den drei Landesverbänden des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) per Online-Befragung eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Als zentrale Ansprechpartner dienen den Vereinen die hauptamtlichen Referenten „Integration durch Sport“, die von den drei Landesverbänden Fußball-Verband Mittelrhein e.V., Fußballverband Niederrhein e.V. und der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen e.V. sowie dem Regionalverband WDFV beschäftigt werden.
Durch die Auswertung der Befragung, die im Oktober 2016 vorgenommen wurde, können sich die Fußballverbände in NRW nunmehr ein genaueres Bild über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen in den Vereinen machen. Doch auch weitere Aspekte sollten ermittelt werden. Da gewisse Nationen nicht als unsicheres Herkunftsland anerkannt werden, kann davon ausgegangen werden, dass Flüchtlinge aus diesen Nationen nicht langfristig in Deutschland bleiben werden. Diese Informationen können für Vereine von großer Bedeutung sein, um eine nachhaltige Integration zu etablieren.
Zudem sollte mit Hilfe der Befragung die Funktionen der Geflüchteten innerhalb der Vereine herausgestellt werden. Somit kann herausgefunden werden, ob die Integration von Geflüchteten über das rein Sportliche hinausgeht oder an dieser Stelle endet. In Zeiten des Mitgliederrückgangs ist es für Vereine von zentraler Bedeutung, Potenziale langfristig zu binden und für das Ehrenamt zu gewinnen. Diese Rolle können Flüchtlinge durchaus einnehmen.
Die Rücklaufquote der vorliegenden Befragung zeigt, dass knapp jeder vierte Verein aus dem Gebiet des FVM, FVN, FLVW daran teilgenommen hat. Die Geschlechterverteilung der Flüchtlinge im Fußballverein ist dabei sehr einseitig. Nur wenige weibliche Flüchtlinge finden den Weg in die Vereine. Die Zielgruppe der weiblichen Geflüchteten ist in den Vereinen sehr stark unterrepräsentiert. Das Ziel muss es sein, diese verstärkt mit einem passenden niederschwelligen Sportangebot anzusprechen, auf das Angebot aufmerksam zu machen, dieses zu kommunizieren somit die Zielgruppe schlussendlich zu erreichen, sowie langfristig an den Verein zu binden.
Die größte Anzahl von Flüchtlingen, die Mitglied in einem Verein sind, ist in der Altersklasse der 19 bis 35-Jährigen zu finden. 40 Prozent der Vereine im gesamten Gebiet des WDFV haben im Schnitt zwei Flüchtlinge im Alter von 19-35 Jahre als Mitglieder. Ganz junge Flüchtlinge unter fünf Jahren, sowie ältere ab 35 Jahren sind sehr selten in den Vereinen anzutreffen. Auch einheimische Kinder ohne Fluchthintergrund unter fünf Jahren sind weniger häufig aktive Mitglieder im Verein. In dieser Altersklasse bewegen sich die Zahlen auf einem ähnlichen Niveau.
Anders verhält es sich bei der Zielgruppe der über 35-Jährigen. In dieser Altersgruppe binden sich Erwachsene ohne Fluchthintergrund durchaus weiterhin an Fußballvereine, auch wenn die aktive Spielkarriere bereits beendet ist. Bei Flüchtlingen ist davon auszugehen, dass mit steigendem Alter die Anzahl der Mitglieder weiter stark nach unten abfällt. Ziel muss es hierbei sein, ein Sportangebot für diese Personengruppe anzubieten und sie über das rein Sportliche hinaus für den Verein zu gewinnen. Diese Zielgruppe besitzt für einen Fußballverein ein enormes Potenzial, vor allem im Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit.
Die Mehrheit der Flüchtlinge, die beispielsweise in einem Fußballverein im Gebiet des FVM Mitglied sind, stammt aus Syrien. Bei Syrerinnen und Syrern ist aufgrund der politischen Situation in ihrem Heimatland davon auszugehen, dass diese Menschen langfristig in Deutschland bleiben werden. Dies stellt ein großes Potenzial für die Vereine dar.
Über 90 Prozent der an der Befragung teilgenommenen Vereine haben keinen Flüchtling im Verein, der für diesen ehrenamtlich tätig ist. Somit hat nicht einmal jeder zehnte Vereine Flüchtlinge in ehrenamtlichen Funktion. Ganz anders sieht es bei der Anzahl von Flüchtlingen aus, die aktive Spieler in einem Fußballverein sind. In knapp 90 Prozent der teilnehmenden Vereine spielt mindestens ein Spieler aktiv im Verein Fußball. Mehr als zwei Drittel der Fußballvereine des Gesamtgebiets des WDFV haben zwischen vier und neun Flüchtlinge als aktive Spieler im Verein. Immerhin ca. 10 Prozent der Vereine im WDFV haben mehr als 15 Flüchtlinge, die aktiv Fußball spielen.