Jugendliche stärken, Probleme erkennen, gemeinsam handeln

Multikulturelles Forum e.V. und KreisSportBund Unna e.V. vereinen ihre Kräfte in der Präventionsarbeit

In den sozialen Medien kursieren unzählige Videos, mit denen Extremisten versuchen, Jugendliche auf Identitätssuche für ihre Ideologien zu gewinnen. Diese landen dann auf den Handys der Jugendlichen – nur wie können Erwachsene davon erfahren, um Jugendliche vor diesen Gefahren zu warnen? Nur ein Beispiel, warum es in der Präventionsarbeit darauf ankommt, die Jugendlichen dort anzutreffen, wo sie sich aufhalten und wo genau solche problematischen Entwicklungen bemerkt werden können – wie zum Beispiel durch die Trainer*innen in einem Sportverein. 

Jugendliche informieren und stärken sowie auf problematische Entwicklungen rechtzeitig reagieren: Beides möchte die Wegweiser Beratungsstelle, die in Trägerschaft des Multikulturellen Forums im Kreis Unna als Anlaufstelle zum Thema extremistischer Salafismus und Islamismus für Ratsuchende und Multiplikator*innen fungiert, in Zukunft gemeinsam mit dem KreisSportBund Unna e.V. erreichen. „In all unseren Tätigkeitsbereichen geht es uns immer darum, eng verzahnt mit anderen Akteur*innen zu agieren - diese neue Kooperation ist für uns etwas ganz Besonderes,“ freut sich Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, anlässlich der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung.

Ziel von Präventionsarbeit sei es, Probleme am besten gar nicht erst auftreten zu lassen, erläutern Sabrina Beckmann, Fachbereichsleiterin beim Multikulturellen Forum und ihr Mitarbeiter aus dem Wegweiser-Team. Das klappe in der Radikalisierungsprävention am besten durch die Stärkung von gesellschaftlicher Teilhabe und Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls – und wo könne dies besser geschehen als in einem Sportverein? „Wir freuen uns sehr, dass wir neben den Schulen und Jugendzentren nun auch die Sportvereine als wichtige Ansprechpartner gewinnen konnten.“

Im regelmäßigen Austausch miteinander sei eine Zusammenarbeit auf drei Ebenen angestrebt, erläutert Alina Manjal, beim KreisSportBund Unna e.V. zuständig für das Bundesprogramm Integration durch Sport: „Zum einen werden wir die Expertise der Wegweiser-Beratungsstelle in unsere Workshops für Trainer*innen einbinden, zum anderen werden die Berater*innen uns bei problematischen Entwicklungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem können insbesondere unsere sieben Stützpunktvereine im Kreis Unna Jugendlichen auf der Suche als Orte dienen, an denen sie Anschluss finden.“ Auf diese Weise haben künftig alle Sportvereine im Kreis Unna einen engeren Draht zu der Wegweiser Beratungsstelle und können besser von den Beratungsangeboten profitieren. Gleichzeitig kann das Wegweiser-Team sein Sensibilisierungsprogramm besser an die Zielgruppe der Jugendlichen herantragen – eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Dass Integration durch Sport ein Erfolgsmodell ist, darin sind sich alle Beteiligten einig, und doch sei der Sport „keine Insel der Glückseligen“, betont die Integrations- und Antirassismus-Beauftragte des Landessportbundes NRW e.V., Michaela Engelmeier. Daher sei es wichtig, immer wieder neue Wege zu finden und solche fruchtbaren Kooperationen einzugehen. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen auch jenseits der klassischen Sportthemen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden,“ erklärte Klaus Stindt, Vorsitzender des KreisSportBundes Unna e.V. die Motivation seines Verbands. „Wir sind sehr nah an den Jugendlichen. Sport hat durchaus das Potenzial, einen Unterschied in ihrem Leben zu machen“.

„Wegweiser – Gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ ist ein Präventionsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, bei dem örtliche Träger mittels Beraterinnen und Beratern mit lokalen Netzwerkpartnern zusammenarbeiten. Die Wegweiser Beratungsstellen wollen den Einstieg junger Menschen in den extremistischen Salafismus verhindern. Dabei sollen religiöse Überzeugungen respektiert, dem Missbrauch der Religion für Extremismus und Gewalt jedoch entgegengetreten werden. Das Multikulturelle Forum ist Träger der Wegweiser Beratungsstelle für den Kreis Unna sowie die Städte Dortmund und Hamm.