ALS GEFLÜCHTETER ZUM ÜBUNGSLEITER

JALAL HAGHDOST TRAINIERT FLÜCHTLINGSKINDER IM FUTSAL

Foto: Sandra Arm
Foto: Sandra Arm - Jalal Haghdost absolviert über das DOSB-Projekt "Willkommen im Sport" die Übungsleiterausbildung mit C-Lizenz.

Von Sandra Arm

Der Landessportbund Thüringen unterstützt im Bundesprogramm „Integration durch Sport“ Sportvereine, die sich für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen. Inzwischen engagieren sich einige von ihnen ehrenamtlich. So können, unterstützt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Rahmen des DOSB-Projekts „Willkommen im Sport“, mit Hilfe von Fördermitteln Geflüchtete zu Sporthelfern ausgebildet werden.

Jalal Haghdost ist einer von ihnen, im Herbst nimmt er nun die Übungsleiter-Ausbildung in Angriff. Das Training hat noch gar nicht begonnen, da jagen die ersten Kinder schon den Ball durch die Halle. Mal ein Querpass rechts, mal ein satter Schuss auf das Tor: So langsam läuft der Fußball-Motor warm. Nur einige Meter entfernt lehnt Jalal Haghdost an der Tür zur Umkleide und schaut sich das rege Treiben begeistert an. Mal kurz durchgezählt, es fehlen noch einige Kinder. Jalal Haghdost dreht sich um und sieht nach den Nachzüglern, die sich gerade noch umziehen. Dann ein lauter Pfiff aus der Trillerpfeife: Jalal Haghdost möchte, dass die Bälle ruhen und alle Kinder zu ihm kommen – das Training beginnt.

Vor ihm stehen Flüchtlingskinder. Sie kommen aus Krisen- und Kriegsgebieten wie Afghanistan oder dem Iran. Jalal Haghdost kann sich gut in die kleinen Seelen der Zehn- bis 13-Jährigen hineinversetzen. War er doch einst selbst geflüchtet. Aufgewachsen in Afghanistan, wanderten seine Eltern eines Tages in den Iran aus. „Ich war 13 Jahre alt. Für mich war es nicht einfach meine Heimat zu verlassen. In Afghanistan hatten wir kein einfaches Leben“, schildert er die angespannte Situation. So beherrschen Krieg, Terror und wirtschaftliche Not noch immer das Land. Jalal Haghdost sah für sich und seine kleine Familie keine Perspektive mehr, sie entschieden sich vor vier Jahren zur Flucht. Eine lange und beschwerliche Reise begann. Sie durchquerten halb Europa zu Fuß, per Zug, Auto, Bus und Boot. „Wir waren ungefähr acht Wochen unterwegs. Die Reise war sehr hart und gefährlich für uns. Immer dabei war die Angst um das eigene Leben und das der Familie“, berichtet Jalal Haghdost. Eine Rückkehr - ausgeschlossen.

Seine neue Heimat ist Erfurt. „Ich lebe seit zwei Jahren hier, vorher war es Meiningen.“ Seine Kinder können hier zur Schule gehen und ohne Angst leben. Im Leben von Jalal Haghdost hat sich einiges verändert. Vieles zum Positiven. Er lernt fleißig die deutsche Sprache. „Wenn man nach Deutschland kommt, dann möchte man auch verstehen, was der andere sagt. Ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Den B1-Sprachkurs habe ich abgeschlossen. Weiter geht es im neuen Jahr mit der Niveaustufe B2“, sagt er. Seinen Beruf als Architekt kann er in Deutschland nicht ausüben. Es fehlen Dokumente. „Ich müsste hier bei null anfangen. Entweder mit einer Ausbildung oder einem Praktikum. Das Interesse ist auf jeden Fall da, wieder in meinen alten Beruf zurückzukehren.“ Ihm schwebt noch etwas anderes vor. „Ich möchte gern meinen Trainerschein machen.“

Der Gedanke kommt nicht von ungefähr. Vor einem Jahr traf er auf Amin Sarkhosh, er ist Vorsitzender des Move e.V. in Erfurt. Für Jalal Haghdost war das Treffen ein sportlicher Glücksfall. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein Futsal-Angebot für die Jüngsten. „Ich habe viele Kinder gesehen, die auf der Straße spielen und dort herumlaufen. Ich habe mit Amin gesprochen und ihm vorgeschlagen, dass wir eine Mannschaft für Kinder aufstellen.“ Vor einem Jahr begann die Arbeit mit den Kindern. Zuerst waren es sechs, jetzt sind es 15 Kinder, die mit viel Elan durch die Halle sausen.

Gesprochen wird manchmal deutsch, manchmal persisch. „Ich will nicht, dass die Kinder ihre Kultur vergessen und spreche mit ihnen persisch. Wir können so auch besser diskutieren“, sagt Jalal Haghdost, der gut mit Kindern umgehen kann. Auch wenn ihn seine Schützlinge ordentlich auf Trab halten. „Es macht mir einfach Spaß, mit den Kindern zu arbeiten und wenn sie Probleme haben, kommen sie zu mir.“ Auf dem Weg zu seinem Trainerschein steht er noch ganz am Anfang. Begonnen hat er mit dem sportübergreifenden Grundlehrgang, der den ersten Baustein im DOSB-Ausbildungssystem bildet. Diese Vorstufenqualifikation gilt als Voraussetzung für eine nachfolgende Ausbildung in der 1. Lizenzstufe zum Übungsleiter-C Breitensport oder Trainer*innen-C in einer Sportart. „Das ist mein Ziel, dass ich die Ausbildung beginne und erfolgreich abschließe.“


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    Foto: Sandra Arm - Jalal Haghdost absolviert über das DOSB-Projekt "Willkommen im Sport" die Übungsleiterausbildung mit C-Lizenz.
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    Foto: Sandra Arm - Jalal Haghdost trainiert im Stützpunktverein Move e.V. Kinder im Futsal.