Auch in 2018 „schafft Sport wieder Heimat“: Enorme Resonanz und Bedarf für die Projektpauschale

Die Stützpunktvereine und kooperierenden Vereine im Programm Integration durch Sport (IdS) in Bayern erreichten mit ihrem Engagement im Projekt Sport schafft Heimat im vergangenen Jahr über 3.500 Menschen mit Fluchterfahrung.

ROW/D. Fleischmann
„Bootstaufe Willkommen“ – Trainerin Sophia Mark (20) tauft gemeinsam mit Aylin Mustafa (10) das Boot, in dem seit 2015 Geflüchtete bei der Rudergemeinschaft Olympos Würzburg e.V. das Rudern lernen.

Die Projektpauschale stand im zweiten Umsetzungsjahr erstmals auch kooperierenden Vereinen im Programm IdS zur Verfügung - ehemalige IdS-Stützpunktvereine bzw. Sportvereine, die im Austausch mit dem Programm stehen und integrative Sportangebote oder Projekte umsetzen. Im Rahmen von Sport schafft Heimat wurden dadurch rund 1.000 Geflüchtete mehr in den Vereinssport eingebunden als im Vorjahr. Der Großteil der eingebundenen Zielgruppe waren junge Männer im Alter von 15 bis 26 Jahren, knapp ein Viertel davon Frauen. Rund die Hälfte der Geflüchteten in den IdS-Vereinen kommt aus Afghanistan, Syrien und Eritrea.

Insgesamt wurden 116 Vereine 2017 über die Projektpauschale gefördert, davon 62 Stützpunktvereine und 54 kooperierende Vereine im Programm IdS.

Ziel der Projektpauschale ist es, das ehrenamtliche Engagement von Sportvereinen und Freiwilligen zu unterstützen sowie die Teilnahme und Teilhabe von Geflüchteten an Sportangeboten im Verein zu fördern. Zur Unterstützung der Arbeit in der Praxis wurde den Sportvereinen im letzten Jahr ein Leitfaden zur Integrationsarbeit mit Geflüchteten von IdS zur Hand gegeben (zum Download unter www.sportintegration.de), in dem u.a. Fragen zu Versicherungsschutz, Aufenthaltsstatus und sportlichen Angeboten für die Zielgruppe beantwortet werden. Diese und weitere Qualifizierungsangebote kommen dem Bedarf nach Informationsvermittlung zum Thema Geflüchtete und Sport nach und unterstützen die interkulturelle Sensibilisierung der Ehrenamtlichen. Ganz nebenbei leistet das Projekt Sport schafft Heimat so auch einen Beitrag zur interkulturellen Öffnung der Sportvereine. Das Projekt wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr.

Fußball, Cricket, Kraft- und Kampfsport sind die bevorzugten Sportarten

Über die bayerischen IdS-Vereine hinweg öffneten insgesamt 35 verschiedene Sportarten ihr Angebot für Geflüchtete. Dabei ist Fußball die am häufigsten betriebene Sportart, in der sich Vereine um die Zielgruppe der Geflüchteten bemühen und auf reges Interesse treffen. Neben Fußball erfreuen sich verschiedene Kampfsportarten, Boxen, Kraftsport und Gymnastik, Kinderturnen und Volleyball einiger Beliebtheit unter den Geflüchteten.

Bemerkenswert ist die weiterhin ansteigende Zahl neuer Sportgruppen in der Sportart Cricket sowie daraus resultierende Abteilungs- und Vereinsgründungen. Gerade Cricket birgt offensichtlich enormes Entwicklungspotenzial und bringt einige Synergieeffekte mit sich:   
Im Landkreis Traunstein in Oberbayern kooperiert seit Neuestem der Stützpunktverein SV Kirchanschöring mit dem Nachbarverein TSV Petting, um der Cricket-Mannschaft des SV angemessene Trainingsmöglichkeiten und Spielplätze zur Verfügung zu stellen. „Wir sind sehr froh über diese unkomplizierte Kooperation der beiden Sportvereine“, freut sich Ali Raza, Cricket-Trainer des SV Kirchanschöring. Weitere Abteilungen wie Badminton und Stockschützen des TSV Petting sind nun ebenfalls daran interessiert sich zu öffnen und entsprechende integrative Angebote in ihren Abteilungen zu schaffen.

Unterstützung jenseits des Sportplatzes

IdS-Vereine engagieren sich zumeist auch jenseits des unmittelbaren Sportbetriebes. In 77 Vereinen fanden regelmäßige gemeinsame Freizeitaktivitäten statt, die den Zusammenhalt und die Gruppendynamik förderten. Das Feriensportprogramm der Rudergemeinschaft Olympos Würzburg (ROW) e.V. bot zum Beispiel neben einem wöchentlichen Schwimmkurs auch Ruderanfängerkurse sowie einen Wochenendlehrgang an der Olympiaregattastrecke in München an. „Die Mädchen haben nicht nur ihre Ruderfähigkeiten deutlich verbessert, sie sind mit jedem Tag selbstbewusster geworden. Der Lehrgang war eine gute Vorbereitung für kommende Regatten und eine super Gelegenheit neue Freundschaften zu knüpfen“, berichtet Bernd Fleischmann, stellv. Vorsitzender der ROW. 

Schwimmen, Laufen und Radfahren wurden als zusätzliche Angebote der Rudergemeinschaft neu eingerichtet und machen den Verein so zugänglicher für Neuankömmlinge. Neben dem sportlichen Angebot organisiert der Verein außerdem eine Hausaufgaben und Deutsch-Nachhilfe. Einige Vereine bieten auch speziell eingerichtete Fahrdienste an, um die Geflüchteten von ihrer Unterkunft bis zum Sportplatz zu bringen. Auf zusätzliche Unterstützung konnten die Geflüchteten außerdem in Hinblick auf Job- oder Ausbildungsplatzsuche bzw. bei Behördengängen bauen.

Finanzierungslücken gestopft

Die Anschaffung von Sportkleidung und die Kostenübernahme von Mitgliedsbeiträgen sowie Erstanmeldungen für Spielerpässe oder Startlizenzen stellten häufige Finanzierungslücken dar. 65 Vereine gaben an, dass sie vermehrt Ehrenamtliche beschäftigten und mit Hilfe der Pauschale entschädigten. Rund 800 Personen waren so in die ehrenamtliche Projektarbeit von Sport schafft Heimat eingebunden. Neben Übungsleiter/innen und Assistenztrainer/innen, die die Hälfte der Unterstützer ausmachten, wurden vor allem Freiwillige gesucht, die Fahrdienste übernehmen. In 33 Vereinen kamen Dolmetscher zum Einsatz. Auch zur Ausbildung neuer Trainer bzw. deren Weiterqualifizierung diente die Projektpauschale.

Ausblick

Nach der durchweg positiven Resonanz auf die Projektpauschale Sport schafft Heimat signalisierte das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr eine Weiterförderung in 2018. Informationen zu Antrag und Abwicklung der Projektpauschale erfahren Sie unter www.sportintegration.de und bei Ihren IdS-Ansprechpartner/innen.

TEXT: Katharina Kratzer


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