Durch Basketball eine Heimat gefunden

Borussia Merzig Basketball hat seit Herbst letzten Jahres einen neuen Übungsleiter. Feras Orabi Albidani stammt aus Damaskus in Syrien und hilft im Verein, wo er nur kann.

„Unsere Idee und Bestrebungen, noch eine zweite Herrenmannschaft aufzubauen, gibt es schon sehr lange“, erzählt Vitali Boldt, der Vereinsvorsitzende und Trainer des Basketballclubs Borussia Merzig. Als immer mehr Jugendliche, vor allem aus Flüchtlingsfamilien, in den Verein kamen, ergab sich endlich eine Möglichkeit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Einer dieser Jugendlichen war Feras. Der damals 18-Jährige kam regelmäßig zum Training und engagierte sich auch sonst im Vereinsleben. „Er ist sehr hilfsbereit und vertrauenswürdig und lernte schnell Deutsch“, so Boldt. Der Verein schuf die Rahmenbedingungen und „alles andere ist nach und nach mit jedem neuen Jugendlichen gewachsen“, erzählt Boldt stolz.

Feras, dessen Familie derzeit noch in der Türkei lebt, macht in Deutschland eine Ausbildung und ist bei der Borussia als Trainer der zweiten Mannschaft – dafür legte er eine Grundlagenausbildung ab – sowie als Spieler der ersten Mannschaft aktiv. Zudem legte er im vergangenen Jahr die Schiedsrichterausbildung ab – ein enormer Gewinn für Feras und den gesamten Verein. „Im September 2015 bin ich wegen des Krieges nach Deutschland ausgewandert“, erzählt der mittlerweile 20-Jährige. „Hier habe ich ein neues Leben und neue Freunde gefunden. Am Anfang war es nicht so einfach für mich. Später, als ich zur Schule ging und dort viel gelernt habe und in der Basketballmannschaft der Borussia Merzig meine Sprache verbessern konnte, ist vieles einfacher geworden.“

Der Verein setzt alles daran, den Jugendlichen einen Halt im Leben zu geben. Vitali Boldt: „Um die Handlungsbasis der Jugendlichen zu stärken und sie für das ehrenamtliche Engagement zu qualifizieren, werden ihnen im Projekt in der Öffentlichkeitsarbeit unterschiedliche Workshops angeboten, zum Beispiel ‚Ehrenamtliche Arbeit im Verein‘ oder ‚Öffentlichkeitsarbeit‘, wie auch Ausbildungsmaßnahmen, also die Grundlagentrainerausbildung oder die Schiedsrichterausbildung.“ Mit dem Projekt „Interkulturelle Jugendgruppen aus- und aufbauen“ möchte die Borussia Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund an den Verein heranführen. Das mehrsprachige Trainerpersonal ist genau dafür ausgebildet. „Der Anteil der Flüchtlinge im Verein ist deutlich angewachsen“, erzählt der Vereinsvorsitzende. „Einige sind seit mehr als einem Jahr bei uns, was eine klare Aussagekraft hat, dass sie sich wohlfühlen.“

Für Feras und den Verein lässt sich Integration folgendermaßen beschreiben: „Ich bin Teil von dem Ganzen und ich fühle mich angenommen, wie ich bin.“

 

Text: Tina Klinkner

Foto: Schlichter

Quelle: SaarSportMagazin Juli/August 2017