Projekt „Willkommen im Sport“ (WiS) – Sport- und Bewegungsangebote für Geflüchtete. Gefördert durch den DOSB (aus Mitteln des Bundeskanzleramts)

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 16 Stützpunktvereine des Programms „Integration durch Sport“ (IDS) im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) erstmals im Rahmen des Projekts „Willkommen im Sport“ (WiS) direkt durch das Bundeskanzleramt gefördert.

SC Heuchelhof. Foto: SC Heuchelhof
SC Heuchelhof. Foto: SC Heuchelhof

Für die z.T. schon langjährige und intensive ehren- und hauptamtliche Arbeit der Vereine mit Geflüchteten im Sport soll die Förderung über WiS zusätzliche Anerkennung ausdrücken. Das Projekt fördert herausragendes Engagement und Einsatz für Geflüchtete in und durch Sportvereine. Es will Geflüchtete im Sinne einer gelebten Willkommenskultur an Sport- und Bewegungsangebote heranführen und Vereine zur Bereitstellung dieser Angebote befähigen.

Um zu gewährleisten, dass die Zugangswege für Geflüchtete so offen wie möglich und ansprechend gehalten werden, sind die Angebote der Sportvereine für die Zielgruppe sowohl niederschwellig als auch zielgruppenorientiert konzipiert. „Eine nachhaltige Integrationsarbeit kann nur gelingen, wenn wir die kulturelle Begegnung aller Mitglieder in den Vereinen fördern und dieses neue ´Spielfeld` nicht nur als Beschäftigungsangebot, sondern als gesellschaftliche Herausforderung betrachten“, fasst Laura Verweyen, Bildungsreferentin im BLSV und Projektkoordinatorin von WiS in Bayern, zusammen.

Dies bedeutet konkret, dass die Vereine

-        kostengünstige bis kostenfreie Sportangebote erstellen,

-        qualifizierte Übungsleitende bereitstellen, insbesondere mit Migrationshintergrund. Diese können mögliche sprachliche und kulturelle Barrieren abbauen und bei der Erstansprache der Geflüchteten unterstützend einbezogen werden,

-        Schnupperkurse anbieten,

-        den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, z.B. nicht-einsehbare Sporträume für muslimische Frauen,

-        Unterstützung bei Sprachbarrieren leisten und die Teilhabe sichern, zum Beispiel durch den Einsatz von Dolmetschern,

-        Sportarten und Bewegungsangebote bereitstellen, die für Geflüchtete aus ihren Herkunftsländern bekannt sind oder die keine Vorerfahrung benötigen.

Die 16 WiS-Vereine in Bayern in 2016 waren:

-        Im Bezirk Unterfranken: Annettes Kinderturnen e.V., SC Heuchelhof Würzburg, Freie Turner Würzburg e.V.

-        Im Bezirk Mittelfranken: ATSV 1898 Erlangen e.V., Sports United Nürnberg, TV 1848 Erlangen, SpVgg Roth

-        Im Bezirk Oberpfalz: SG Post/Süd Regensburg e.V., Parkour Regensburg e.V., VfB Regensburg e.V.

-        Im Bezirk Niederbayern: FSV Straubing e.V., FTSV Straubing 1922 e.V.

-        Im Bezirk Oberbayern: TV Miesbach 1863 e.V., ESV Neuaubing-München e.V., TSV Trudering München e.V, SV Kirchanschöring e.V.

Ein Blick in die sportlich-integrative Vereinsarbeit mit Geflüchteten

SC Heuchelhof

Der SC Heuchelhof in Würzburg engagiert sich seit Beginn des Programms „Integration durch Sport“ vor über 25 Jahren für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund – was sich auch in der Mitgliederstruktur niederschlägt: Ca. 60 Prozent haben Migrationshintergrund, viele sind auch als Trainer, Trainerinnen, Übungsleitende oder im Vorstand tätig. Ein Fokus des Vereins liegt auf Fußball für Mädchen mit Migrations- und Fluchthintergrund: Seit 2012 besteht das Projekt, das drei Bausteine beinhaltet:

-        Hausaufgaben- und Lernhilfe vor dem Training,

-        Fußball-Angebote für Mädchen in Kitas und Grundschulen, um die Mädchen den Spaß am Fußball zu vermitteln und sie mit dem Ball vertraut zu machen sowie

-        ein Kita-Fußballturnier einmal im Jahr, bei dem auch die Familien der Mädchen eingeladen sind.

Seit zwei Jahren bietet der Verein darüber hinaus ein umfassendes Angebot für Geflüchtete aus der Umgebung des Vereins: Kinder haben die Gelegenheit, ihren deutschen Klassenkameraden beim Turnen zu begegnen, beim Mutter-Kind-Turnen kommen einheimische Frauen und Frauen mit Migrations- oder Fluchthintergrund in Kontakt, während die Männer sich auf dem Fußballplatz auspowern.

Darüber hinaus kooperiert der Verein mit einem erziehungswissenschaftlichen Seminar der Uni Würzburg, in dem Studierende Geflüchtete jeden Alters bei der Vermittlung in Freizeitangebote, darunter auch Sportvereine, unterstützen.

FSV Straubing

Der Fußball-Sportverein Straubing bindet Migranten und Geflüchtete in seine Sportangebote stark ein. 15 Prozent der 1.800 Mitglieder haben Migrations- und sieben Prozent Fluchthintergrund. Geflüchtete und Migranten werden in alle sportlich-integrativen Aktivitäten des Vereins einbezogen. Neben dem Training und den Spielen stehen auch gemeinsame Freizeitaktivitäten auf dem Programm: gemeinsames Fußballschauen im Vereinsheim, Schafkopfen und Abende mit internationalem Essen dienen dem sozialen Austausch und Kennenlernen jenseits des Sports. Geflüchteten (v.a. unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten) wird eine Befreiung von Mitgliedsbeiträgen des Vereins ermöglicht und Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche angeboten. Ein Minibus eines Sponsors steht für Fahrdienste zur Verfügung, um eine regelmäßige Teilnahme an Spielen und Training zu gewährleisten. Eine zusätzliche Identifikation mit dem Verein und der Stadt Straubing wird durch einheitliche Trainingsanzüge ermöglicht, die allen Spielern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Und auch in der Netzwerkarbeit ist der Verein stark. Er kooperiert mit

- dem albanischen humanitären Verein Straubing im Rahmen eines gemeinsamen integrativen Fußballturniers sowie

- der Stadt Straubing im Projekt „Soziale Stadt Straubing Süd“: Der FSV Straubing bietet ein offenes und kostenfreies Fußball-Training auf dem Vereinsgelände des FSV Straubing mit dem ehemaligen Fußball-Bundesligisten Willy Mikulasch an, an dem v.a. geflüchtete und Kinder aus sozial benachteiligten Familien teilnehmen können. Das Projekt wird seit drei Jahren erfolgreich mit ca. 50 Teilnehmenden (10 Prozent Mädchen) durchgeführt und von IDS gefördert.

Ziel des FSV Straubing ist es, in 2017 die ersten Geflüchteten im Ehrenamt als Übungsleiter, Trainer und im Vorstand begrüßen zu können.

TSV Trudering

Der TSV Trudering-München bietet Geflüchteten ein breites Sportangebot: Die Palette erstreckt sich von Fußballtrainings in Gemeinschaftunterkünften bis hin zum Einbezug in die vereinseigenen Angebote wie Volleyball, Schwimmen und Kinderturnen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden so in den Sport und in den Verein integriert und ein Austausch zwischen Geflüchteten und Einheimischen ermöglicht und gefördert. Neben dem Einbezug von aktuell ca. 25 Geflüchteten in den Sport engagiert sich der Verein auch für Einzelpersonen: So wurde ein Syrer zum Übungsleiter im Kinderturnen und im Schwimmen ausgebildet und ein Bundesfreiwilligendienstleistender wurde speziell zur Unterstützung der Verwaltungstätigkeiten im Rahmen des Engagements für Geflüchtete eingestellt.

Wichtig ist dem Verein vor allem die individuelle Begleitung und Unterstützung der Geflüchteten.

Das Konzept des Vereins beruht auf:

- Netzwerkarbeit mit Helferkreisen, Gemeinschaftsunterkünften und Behörden,

- Öffnen der vereinseigenen Sportangebote,

- Möglichkeit zum Lizenzerwerb (Seepferdchen),

- Freizeitangebote und Turniere,

- Pflegen von Einzelkontakten und individuelle Förderung.

Text: Laura Verweyen/IDS

 


  • SC Heuchelhof. Foto: SC Heuchelhof