Bunter Sport in Nürnberg

In einer Interview-Reihe zu ehrenamtlich Engagierten im Programm „Integration durch Sport“ (IDS) werden in den nächsten Monaten im Magazin „bayernsport“ Personen vorgestellt, die sich in herausragender Weise für die integrative Arbeit in Sportvereinen engagieren. Sie setzen sich für die Integration von Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung in den Sport und in die Gesellschaft ein.

Der Bunte Sport in Nürnberg. Foto: Will/Bunter Sport
Der Bunte Sport in Nürnberg. Foto: Will/Bunter Sport

Der Post SV Nürnberg ist seit 2016 Stützpunkt im Programm „Integration durch Sport“ (IDS) im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV). 2017 hat die Basketballabteilung des Vereins das Projekt „Bunter Sport“ entwickelt. Inspiriert vom gleichnamigen Projekt der SpVgg Roth (vgl. bayernsport Nr. 37 vom 12.9.2017), engagiert sich der „Bunte Sport“ in Nürnberg für die Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Das Projektkonzept wurde von Martin Will, Abteilungsleiter Basketball des Post SV, und Jan-Patrick Frenkel (23 Jahre) entwickelt.

IDS: Jan, du bist dualer Student der Sportökonomie an der Dt. Hochschule für Gesundheitsmanagement und Prävention in München und absolvierst den Praxisanteil des Dualstudiums in den nächsten dreieinhalb Jahren beim Post SV Nürnberg. Wofür bist du genau zuständig und was versteckt sich hinter dem Namen „Bunter Sport“?

Jan: Ich bin Projektleiter von „Bunter Sport“. Ursprünglich komme ich aus dem Fußball-Leistungssport. Daher ist meine Tätigkeit in der Basketballabteilung des Post SV Nürnberg für mich eine neue und spannende Herausforderung. „Bunter Sport“ ist der Name für alle Aktivitäten der Basketballabteilung des Post SV in Bezug auf geflüchtete Menschen in Nürnberg. Wir haben im Rahmen des Projektes unterschiedliche Maßnahmen konzipiert: So sind wir mit dem Angebot „Durchstarten mit Basketball“ in Übergangsklassen an aktuell vier Grundschulen in Nürnberg tätig. In 2018 führen wir BallsportCamps durch, an denen geflüchtete und sozial schwache Kinder und Jugendliche kostenfrei teilnehmen können. Und wir haben ein offenes Basketballtraining, das alle interessierten Freizeitbasketballer in Nürnberg ansprechen soll – Geflüchtete wie Deutsche und Menschen mit Migrationshintergrund. Unser Ziel, uns mit einer „Integrationsmannschaft“ für den Spielbetrieb des Bayerischen Basketballverbands anzumelden, haben wir auch schon erreicht. Als ehrenamtlichen Trainer konnten wir Edin Njuhovic (27 Jahre) gewinnen. Er ist selbst passionierter Basketballspieler und optimal geeignet, unsere interkulturell zusammengesetzte Basketballmannschaft zu trainieren.

IDS: Das hört sich unheimlich vielfältig an.

Jan: Ja! „Bunter Sport“ soll kein starres Konzept haben, sondern ist ein bewegliches Projekt, das immer wieder auf neu erkannte Bedarfe eingeht. So hat sich zum Beispiel auch die Idee der Einzelbetreuung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen entwickelt, die an den Angeboten des Vereins teilnehmen. Wir haben erkannt, dass einzelne Kinder und Jugendliche den Weg zum Verein nicht von Anfang an alleine bewältigen können. So habe ich mich angeboten, sie die ersten Male von zu Hause zum Training und wieder nach Hause zu begleiten. Nach drei Begleitungen kennen sie sich meist gut genug aus und können den Weg dann auch alleine bewältigen. Die schöne „Nebenwirkung“ dabei ist, dass sich so persönliche Kontakte und Austausch mit den Familien entwickeln. Und ich habe schon viele sehr positive Rückmeldungen der Eltern zu diesem Angebot erhalten.

IDS: Du bist also nicht nur Projektleitung, sondern auch an der konkreten Umsetzung eurer verschiedenen Aktivitäten beteilig?

Jan: Auf jeden Fall! Das ist mir und auch dem Verein sehr wichtig. So bin ich nicht nur in der Einzelbetreuung unterwegs, sondern ich unterrichte selbst auch in den Ü-Klassen und plane die BallsportCamps nicht nur, sondern führe sie auch mit durch.

IDS: Wenn man dir zuhört, merkt man, dass du mit viel Energie und Freude an deinen noch recht jungen Job herangehst. Und mit dieser Energie hast du ja auch schon in deinem Vorstellungsgespräch überzeugt. Ich habe gehört, dass du dort schon die Idee einer Spendenbox mit eingebracht hast, die bei jedem größeren Event aufgestellt werden soll. Damit erhalten Mitglieder und Besucher des Vereins die Möglichkeit, Sportkleidung und -schuhe zu spenden, die sie selbst nicht mehr benötigen.

Jan:(Schmunzelt.) Ja, dieser Vorschlag kam tatsächlich so gut an, dass wir gerade schon mitten in der Umsetzung sind. Die Box ist schon fast fertiggestellt und geht demnächst in den Einsatz.

IDS: Bei so vielen verschiedenen Aufgaben und Ideen ist die abschließende Frage vielleicht ein wenig schwierig zu beantworten: Worauf freust du dich am meisten in den nächsten Monaten?

Jan: Sehr gespannt bin ich auf die weitere Entwicklung unserer Basketball-Integrationsmannschaft. Darauf, wie sich die Teilnahme an den offenen Trainings entwickelt und wie erfolgreich die gemeldete Ligamannschaft wird. Außerdem freue ich mich über eine weitere Projektidee. Wir möchten gerne Calisthenics, also Training mit dem eigenen Körpergewicht, für junge geflüchtete Männer anbieten. Vorbild dafür ist für uns der Verein „Bar Brothers“ aus Rosenheim, die seit 2017 Stützpunkt im Programm „Integration durch Sport“ sind und ein großartiges Trainingsangebot im Freien anbieten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, ein vergleichbares Training ein- bis zweimal die Woche in Nürnberg anzubieten. Vorher müssen wir allerdings noch einen Trainer finden (lacht). Ich hoffe daher auch noch auf viele hilfreiche Tipps von den Rosenheimer „Bar Brothers“, um das Angebot optimal auf die Zielgruppe zuzuschneiden und gestalten zu können.

Text: Laura Verweyen/IDS


  • Der Bunte Sport in Nürnberg. Foto: Will/Bunter Sport