„Unbezahlbare Wertschätzung“

Hoher Gast an der Basis: Vergangenen Freitag besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Fußballclub Bonner SC, Stützpunktverein des Bundesprogramms „Integration durch Sport“.

Barbara Konarska (LSB NRW)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuch beim IdS Stützpunktverein Bonner SC

Wenn ein Besuch des Bundespräsidenten deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als dafür in seinem engen Terminkalender vorgesehen war, so wie am vergangenen Freitag beim Bonner SC (BSC), muss es triftige Gründe geben. Dass der Fußballverein diese liefern kann, daran besteht zwar kein Zweifel. Um aber bei der Wahrheit zu bleiben: Sie finden sich nicht allein auf’m Platz, sondern vor allem abseits davon. Denn noch mehr als vom Trainingsspiel des BSC-Fußball-Nachwuchses und den Erfolgen der ersten Mannschaft in der Regionalliga zeigte sich das Staatsoberhaupt von der Integrationsarbeit des Vereins aus dem Norden der ehemaligen Bundeshauptstadt beeindruckt.

Der Bonner SC ist (seit 2016) einer von rund 160 nordrheinwestfälischen und 4000 landesweiten Vereinen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“, die vom Bundesministerium des Innern und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Mittlerweile haben 249 Kinder und Jugendliche aus 24 Nationen ihre sportliche – und oft genug auch ihre soziale – Heimat beim BSC gefunden. Die Quote der Vereinsspieler mit Migrationshintergrund beträgt knapp 60 Prozent.

„Es ist gut, sich Orte in Deutschland anzuschauen, in denen Integration tatsächlich gelebt wird. Ich erinnere daran, dass sich mehr als ein Drittel der 90.000 Sportvereine in Deutschland um Integration bemühen. Und der Bonner SC tut das in ganz herausragender Weise. Wir dürfen nicht vergessen, dass dem Sport nach wie vor eine große Integrationsaufgabe zukommt und man kann es nicht genügend wertschätzen, was in Vereinen wie diesem an Arbeit diesbezüglich stattfindet“, sagt Frank-Walter Steinmeier. Und ergänzt: „Beispiele wie in Chemnitz zeigen uns, wie sehr uns Integration am Herzen liegen muss.“

Mehr zum Integrationsverständnis und dem umfangreichen sozialen Engagement des Bonner SC erfuhr der Bundespräsident in einem rund einstündigen, sehr offenen, Probleme nicht aussparenden Gespräch mit Trainern, Mitgliedern und Verantwortlichen des Vereins, unter Leitung des Vorsitzenden Dirk Mazurkiewicz. Am Austausch beteiligt waren zudem Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan, NRW-Staatssekretärin Andrea Milz und der DOSB-Vizepräsident Breitensport, Walter Schneeloch.

Der Verein unterstützt unter anderem die Bonner Tafel und eine Schule in Bethlehem, besonders engagiert ist er aber in der Flüchtlingshilfe, baut auf gute Ausbildung der Jugendlichen und begleitet sie unter anderem bei der Arbeitsplatzsuche. Obwohl stark leistungsorientiert ausgerichtet, sei ihr Einsatz vor allem durch verantwortungsbewusstes Handeln geprägt, sagt Vereinsvorsitzender Dirk Mazurkiewicz: „Grundstein für dieses Fundament ist dabei unsere Jugendarbeit, bei der wir sowohl auf die sportliche als auch auf die soziale Ausbildung unserer Spieler größten Wert legen.“

Es gehe um Haltung, die wir den Jugendlichen zu vermitteln versuchen, sagt der U-17-Trainer und gebürtige Bonner Nestor Londji, dessen Eltern aus dem Kongo flüchteten. „Man muss ihnen diese Haltung vorleben, andernfalls würden sie einen nicht ernst nehmen. Dafür sind sie zu clever.“ Um diesem gesellschaftlichen Anspruch Nachdruck zu verleihen, wurde gemeinsam mit den Jugendmannschaften eine Charta und ein Leitbild (#gemeinsamlöwenstark) erstellt.

Der Bonner SC sei ein sehr gutes Beispiel für den Wandel von der Willkommenskultur zur nachhaltigen Integration, sagt Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident und Vorsitzender des Landessportbundes NRW. Der Bundespräsident habe nicht nur mitbekommen, was der Bonner SC in sportlicher Hinsicht leiste, sondern vor allem im Bereich Integration. „Ich glaube, dass er an diesem Beispiel sehr gut erkennen konnte, welcher Integrationsmotor der Sport ist. Das bedeutet, die Menschen, die zu uns kommen, nicht nur ins Vereinsleben, sondern über den Sport hinaus auch in die Gesellschaft zu integrieren. So wird er gesehen haben, dass dieses Engagement weiter massiv unterstützt werden muss, denn ohne den Sport geht Vieles nicht.“

Dass Besuche wie der des Bundespräsidenten mit Förderung allein nicht aufzuwiegen sind, macht der Vereinsvorsitzende Dirk Mazurkiewicz deutlich: „Das ist eine unbezahlbare Wertschätzung, die uns noch stärker motivieren wird, unsere Arbeit fortzusetzen.“

 


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