Danke für gutes Training!

Welche Trainerin oder Trainer freut sich nicht über solches Lob. Viel zu selten wird es ausgesprochen. Und dies hier kommt aus dem Munde eines Geflüchteten im Boxtraining eines nordhessischen Sportvereins! Wenige, gerade gelernte Worte in einer noch fremden Sprache, anerkennend und respektvoll an den Trainer gerichtet.

„Ob der `rein geht?“ - spannende Sekunden beim Basketball in der HEAE Calden mit Aktiven der ACT Kassel (Photo: ACT Kassel, BB-Abt.)
„Ob der `rein geht?“ - spannende Sekunden beim Basketball in der HEAE Calden mit Aktiven der ACT Kassel (Photo: ACT Kassel, BB-Abt.)

Diese und ähnliche wertschätzende Erfahrungen erleben derzeit zahllose Übungsleiter und Trainer beim Sport mit Geflüchteten – nicht nur in Nord- und Osthessen.

Im Sport angekommen und angenommen

Seit dem Zustrom der Schutzsuchenden aus den Kriegs- und Krisengebieten im Nahen und Mittleren Osten Ende 2014 haben sich viele Sportvereine auf den Weg gemacht, Zugang zu den Menschen zu finden: eigeninitiativ, unbeholfen und unsicher, mittels Dolmetscher oder Sprachkundigen, über die kommunalen Netzwerke oder die Sozialbetreuer caritativer Organisationen. Aber auch das ist passiert: da steht zur Fußball-Trainingszeit plötzlich eine Gruppe junger zugewanderter Männer am Spielfeldrand, beim Tischtennis-Training vor der Sporthalle, neben dem Streetball-Platz, wo gerade eine Jugendgruppe Körbe wirft.

„Wir müssen auf die Menschen zugehen, ihnen unsere Hand reichen, von selbst kommen die nicht“, sagt der Vorsitzende und Trainer einer Leichtathletik-Abteilung – und tut genau das. Mit dem Erfolg, dass er die Jungs und Mädchen nun regelmäßig beim Sportabzeichen-Training begrüßen kann.

Und viele nord- und osthessische Sportvereine haben verstanden, laden zum Mitmachen beim Training ein, stellen oft Erstausrüstung, es gibt Familiensport im Verein, gehen in die Hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen (HEAE), bieten dort regelmäßige Sportstunden im Basketball an oder holen die Neu-Sportler zu den Ringer-Trainingszeiten ab. 

Für dieses Engagement, das sich häufig nicht auf das Organisieren von und Teilnehmen an Sportangeboten beschränkt, sondern den Alltag mit all den sprachlichen und kulturellen Hürden einbezieht, erhalten 13 Sportvereine im RP Kassel nun die Anerkennung als Hessischer Stützpunkt-Sportverein im Programm „Integration durch Sport“. Im Klartext: finanzielle Förderung ehrenamtlichen Wirkens, Zuschüsse zu Sportmaterialien, Schulung in interkultureller Kompetenz, Projektförderung, individuelle und persönliche  Begleitung durch den „IdS“-Regionalkoordinator.

„Integration geht überall anders …“

Bemerkenswert ist, dass jeder Sportverein einen eigenen Weg findet, Schutzsuchende und bereits hier lebende Menschen mit Migrationshintergrund für seine Angebote zu motivieren. Einige aussagekräftige Beispiele:

  • ACT Kassel: Aufbau einer ortsfesten Korbanlage und Basketball-Training in der HEAE Calden;
  • SG Hülsa/Knüll: Hol- und Bringdienste vom Nachbarort zum Fußball-Training;
  • TuSpo Wellen: Fußball, Sprachvermittlung für den Alltag und lebenspraktische Hilfen durch Ehrenamtliche;  
  • TSV Battenberg: regelmäßige Teilnahme von geflüchteten jungen Männern und Frauen in der Sportabzeichen-Gruppe;
  • FSC Dynamo Windrad Kassel: Radfahren- und Schwimmenlernen nicht nur für zugewanderte Frauen in Kooperation mit Frauentreff Brückenhof e.V.  

Vereinzelt finden die Schutzsuchenden auch den Weg in Kampfsportvereine, wobei Judo, Taekwondo und Boxen hoch im Kurs stehen. Allen neuen durch „IdS“ geförderten Sportvereinen ein herzliches Willkommen – wir freuen uns auf euch!

Vielfalt bereichert – im Sport voll normal!

Eine Qualität von sozialer Arbeit, Kompetenz und Empathie seitens der ÜL/Trainer ist nicht erst seit dem Zuzugsstrom 2014 gefragt. Unsere Fortbildung „Fit für die Vielfalt“ bietet dazu ein breites Band an Hintergrundwissen über Migration und Integration sowie methodisch-didaktische Hilfsmittel für die praktische Arbeit in den Trainings und im Sportverein.

Wir bieten diese Fortbildung ortsnah an. Weitere Informationen dazu, die auf Wunsch als Gesamtpaket mit 16 UE oder als Teilmodule angeboten werden, sind über das „IdS“-Regionalbüro Nord- und Osthessen erhältlich (T.: 05635 – 992615 oder Mail an PSchreiber(at)sportjugend-hessen.de).


  • „Ob der `rein geht?“ - spannende Sekunden beim Basketball in der HEAE Calden mit Aktiven der ACT Kassel (Photo: ACT Kassel, BB-Abt.)
    „Ob der `rein geht?“ - spannende Sekunden beim Basketball in der HEAE Calden mit Aktiven der ACT Kassel (Photo: ACT Kassel, BB-Abt.)