„Tischtennis ist Familie“

Die syrischen Zwillingsschwestern Ninar und Samar spielen beim 1. FC Saarbrücken Tischtennis. Daneben bringen sie und ihre Teammitglieder sich beim Thema Integration ein. Ihr Verein unterstützt sie dabei nach Kräften.

Ninar (links) und Samar spielten bereits in ihrer Heimat Tischtennis und waren sogar Teil des Nationalteams. In Deutschland leben sie ihre Leidenschaft für diesen Sport weiter aus. Foto: Schlichter
Ninar (links) und Samar spielten bereits in ihrer Heimat Tischtennis und waren sogar Teil des Nationalteams. In Deutschland leben sie ihre Leidenschaft für diesen Sport weiter aus. Foto: Schlichter

Schon seit längerem engagiert sich der Saarländische Tischtennisbund für die Integration. Auch der 1. FC Saarbrücken Tischtennis folgt diesem Beispiel. Den Aktionstag des STTB im letzten Herbst unterstützte der Verein vorbildlich und stellte seine besten Spieler zur Verfügung. Zudem waren die beiden FCS-Spielerinnen Ninar und Samar, Zwillingsschwestern aus Syrien, in die Schnuppertage der TTG Marpingen-Alsweiler eingebunden. Zwei Tage lang vermittelten sie mit viel Spaß und Freude den Kindern den Tischtennissport. Das SaarSport-Magazin sprach mit der Damenmannschaft des 1. FC Saarbrücken Tischtennis über ihr Engagement, ihren Sport und ihre Ziele und Pläne.

 

Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor!

Alle: Ninar und Samar Al-Khatib, 29, Zwillingsschwestern aus Salamia, Syrien. Sandra Bender, 34 Jahre alt, verheiratet, Hausfrau und Mutter, Funktionärin beim STTB und Trainerin. Paula Klein, 18, Schülerin aus Merchweiler und Trainerin beim TV Merchweiler – Abteilung Tischtennis. Zusammen bilden wir seit einem Jahr die neue Damenmannschaft des 1. FC Saarbrücken TT. Mit einer überragenden Leistung (12:0 Siege, 24:0 Punkte, 95:12 Spiele) steigen wir am Ende der Saison als Meister der Bezirksliga Süd-West in die Landesliga auf. Privat wurden aus Mannschaftskolleginnen innerhalb kürzester Zeit Freundinnen, die neben dem Sport viel gemeinsam unternehmen und Spaß haben. Auf unserer Facebook-Seite halten wir unsere Momente regelmäßig für Freunde und Familie, auch in Syrien, fest.

 

Was ist das Besondere an Ihrer Mannschaft?

Paula: Die Chemie stimmte von Anfang an. Das ist das Großartige an unserem Sport. Es ist egal, woher man stammt oder welche Sprache man spricht, Tischtennis verbindet uns alle auf eine besondere Art und Weise.

Sandra: Ich habe die Ehre, die Mannschaftsführerin eines grandiosen Teams zu sein. Wir passen spielerisch und menschlich perfekt zueinander, sonst wären wir in diesem Jahr nicht so erfolgreich gewesen. Natürlich profitieren wir auch unglaublich von Ninars und Samars spielerischen Fähigkeiten. Vor ihrer Ankunft in Deutschland spielten beide 15 Jahre für den syrischen Nationalkader. Den größten Erfolg feierte unsere Nummer Eins Ninar 2010 bei den arabischen Meisterschaften. Mit der Mannschaft belegte sie den zweiten Platz.

 

Wie fanden die Zwillinge und der Rest des Teams zusammen?

Sandra: Seit November 2015 leben die Zwillinge in Deutschland. Ihren Weg zum 1. FCS TT fanden sie eher zufällig. Der portugiesische Spitzenspieler Tiago Apolonia, der für den 1. FCS TT spielt, gilt unter den syrischen Tischtennisspielern als großes Vorbild. Auch darum nahmen sie Kontakt zu genau diesem Verein auf. Kurze Zeit später stießen Paula und ich zu ihnen, um zusammen den Damenbereich des Vereins nach vorne zu bringen. Schnell war klar, dass wir uns über unser Hobby hinaus engagieren wollten. Ich bin seit langem ehramtlich im Saarländischen Tischtennisbund tätig, Paula engagiert sich in ihrer Schule und als Jugendtrainerin in ihrem ehemaligen Verein, Ninar und Samar unterstützen das Jugendtraining bei Saarbrücken. Da lag es nahe, auch etwas im Bereich Integration von Flüchtlingen, insbesondere Kindern, auf die Beine zu stellen. Seit Januar arbeiten wir eng mit dem Saarländischen Tischtennisbund zusammen, der ebenfalls in diesem Bereich seine Bemühungen verstärkt.

 

Warum engagieren Sie sich so für die Arbeit mit jungen Mädchen im Schulsport?

Samar: Wir lieben den Umgang mit Kindern und Tischtennis spielte in unserem Leben immer eine große Rolle. Unsere Mutter war unsere Trainerin in Syrien. Auch für sie wollen wir etwas von unserem Wissen an eine neue Generation weitervermitteln. Tischtennis ist Familie.

Ninar: Tischtennis stärkt die Persönlichkeit von Kindern. Als Teil einer Mannschaft lernt es beispielsweise seine Schüchternheit zu überwinden und für den Erfolg zu kämpfen. Es stärkt den Charakter, gerade auch im Umgang mit anderen.

 

Wie geht es weiter?

Sandra: Seit Januar unterstützen Ninar und Samar den TV Merchweiler – Abteilung Tischtennis im Jugendtraining. Zusammen mit ortsansässigen Helfern wird der Bereich Flüchtlingsintegration ausgebaut. Zurzeit besuchen viele Kinder mit Migrationshintergrund und bis zu fünf syrische Kinder das Jugendtraining des Vereins. Darüber hinaus haben wir unsere Unterstützung in anderen Vereinen zusagt. So bat vor kurzem die TTG Homburg-Erbach, die ebenfalls ein Integrationsprogramm aufgebaut hat, unsere Mannschaft um einen gemeinsamen Trainingsabend. Im Mai wird in Düsseldorf die Tischtennis-Weltmeisterschaft ausgetragen und wir werden den DTTB und Integrationsbotschafter Timo Boll im Zuge der Kampagne „One Game. One World“ unterstützen. So wurden an der Sportschule ein kurzer Videoclip und ein Interview aufgezeichnet. Außerdem möchten wir die Zusammenarbeit mit LSVS und STTB intensivieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Sportlich bereiten wir uns gerade auf die anstehenden Halbfinals im Saarlandpokal vor und hoffen, möglichst weit zu kommen. Der 1. FCS TT gibt sein Möglichstes, uns zu unterstützen und uns die nötigen Freiräume zu schaffen. Dies möchten wir gerne mit sportlichen Erfolgen zurückgeben!


  • Ninar (links) und Samar spielten bereits in ihrer Heimat Tischtennis und waren sogar Teil des Nationalteams. In Deutschland leben sie ihre Leidenschaft für diesen Sport weiter aus. Foto: Schlichter
    Ninar (links) und Samar spielten bereits in ihrer Heimat Tischtennis und waren sogar Teil des Nationalteams. In Deutschland leben sie ihre Leidenschaft für diesen Sport weiter aus. Foto: Schlichter