Aus Syrien zurück ins Leben

Im August 2015 musste der syrische Schwimmer Rami Knaan sein Land verlassen. Auf der Flucht hatte er seine Badekappe eingepackt. Wie hat er sich seitdem in seiner neuen Heimat Essen eingelebt? „Wir im Sport“ traf sich mit ihm.

Zwischen leisem Weinen und vergnügtem Lachen von knapp 30 Kindern zieht er an diesem sonnigen Morgen seine Kreise. Behutsam schiebt er einen kleinen Jungen durchs Wasser des Lehrschwimmbeckens im Stadtteil Rüttenscheid. Ruhig und konzentriert erklärt Rami Knaan seinen Schützlingen, wie man die Beine richtig bewegt, um sicher durch das Nass zu gleiten.

Schnell Deutsch gelernt

„Ich habe für Syrien bei Asien- und Arabienmeisterschaften insgesamt drei Medaillen gewonnen“, berichtet er stolz. Heute ist die SG Essen – eine der erfolgreichsten Schwimmsportgemeinschaften West-deutschlands – sein neuer Verein. Davor wurde Schwimmtrainer und Polizist Jürgen Voigt durch einen Kontakt aus dem niedersächsischen Nordhorn auf Rami aufmerksam, wo er vorher untergebracht war. Der Verein suchte ihm eine Wohnung, mittlerweile trainiert er dreimal in der Woche Kindergruppen. „Außerdem hat Rami auch mit uns die deutsche Rettungsfähigkeitsprüfung absolviert“, erzählt Jürgen Voigt.

„Durch meine Aufgabe habe ich schneller Deutsch gelernt“, erklärt der 26-Jährige, der gerne Lehrer werden möchte. Dazu muss er zu seinem anerkannten Bachelorabschluss seinen Masterabschluss in Sportwissenschaften machen. Dafür benötigte er aber einen Sprachkurs mit entsprechendem Niveau. Nachdem er diesen vor kurzem erfolgreich abgeschlossen hat, wird er sich in Kürze an der Ruhr-Universität Bochum einschreiben. „Ich werde mich auch an verschiedenen Stellen für ein Stipendium bewerben, um das Studium besser finanzieren zu können.“Zur Vorbereitung auf seinen Berufswunsch hat Knaan neben seiner Trainertätigkeit auch schon ein Praktikum an einer Grundschule absolviert. „Dort hat es mir sehr gut gefallen und mich bestätigt, als Lehrer arbeiten zu wollen.“ In den Osterferien betreute er nun mit fünf anderen Trainern das Projekt „Schwimm sicher. Schwimmen lernen im Revier“. Die vier- bis achtjährigen Kinder aus verschiedenen Essener Stadtteilen konnten im Idealfall nach nur acht Tagen das Seepferdchen erwerben. Nach dem Training für die Kinder trainiert Rami Knaan noch selbst: „Ohne Sport und vor allem ohne Schwimmen kann ich nicht“.