Hoch hinaus

DER KLETTERBUNKER IN HOCHFELD RAGT 16 METER IN DEN HIMMEL. HOCH HINAUS GEHTS HIER FÜR DIE KINDER UND JUGENDLICHEN. VIELE VON IHNEN HABEN EINEN MIGRATIONSHINTERGRUND: INTEGRATIVES KLETTERN IN DUISBURG.

Wer sich dem Betonkoloss durch den Park und das Viertel nähert, ahnt schon, dass hier Menschen leben, die es im Leben nicht leicht haben. „Hier im Stadtteil leben viele ältere und arme Menschen. Außerdem ist der Migrantenanteil sehr hoch“, sagt Frank Rüttger. Er ist eine der treibenden Kräfte des Klettervereins Duisburg, der am ehemaligen Hochbunker seit 2011 seine Heimat hat. „Wir haben damals das Angebot bekommen, den Turm für uns zu nutzen. Wir haben sofort zugesagt. Auch weil wir gerne etwas für Duisburg und für diesen Stadtteil hier tun wollten“, sagt Rüttger. Möglichst vielen Kindern und Jugendlichen zum Beispiel die Chance bieten, einen ungewöhnlichen Sport auszuüben. So wie an diesem Nachmittag im Juni. Kim, Rosen, Ahmedov, Mitko und die anderen sind vom benachbarten „Blauen Haus“, einem Kinder­ und Jugendtreff der Stadt, herübergekommen. „Das sind alles Kinder, die ohne unser Angebot keine Berührung mit der Sportart hätten“, sagt Bettina Kreifelts. So wie Mitko, der gerade die Wand heraufklettert, als wäre er Spiderman. Mitko ist neun Jahre alt und ein wahrer Kletterfloh. Wie nichts steigt er an allen Seiten des Kletterbunkers hoch. Auch Kim wagt sich in die Wand. Sie wird von Tanja Dayß gesichert. „Es geht hier nicht nur ums Klettern. Wir vermitteln auch Struktur. Die Kinder helfen uns, die Seile zu holen und räumen hinterher auch mit auf. Sie müssen natürlich auch Regeln beachten“, sagt sie.Regeln einhalten, das ist auch beim Projekt von Thony Restel wichtig. Er hat den ersten Tischeishockeyverein in Deutschland gegründet. Von Hagen aus will er den Sport bekannter machen. Und nicht nur das. Er fährt auch in Hagen und Umgebung zu integrativen Jugendhilfeeinrichtungen, um ihnen den Sport zu zeigen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Der Vorteil von Tischeishockey ist, dass wir den Tisch mitbringen und die Jugendlichen nichts zusätzlich benötigen“, sagt Restel. Keine Turnschuhe oder Trikots, kein anderes Equipment. Einfach an den Tisch treten und Spaß haben.

TISCHEISHOCKEY ALS TÜRÖFFNER

Restel bietet jungen Flüchtlingen sogar die Chance, an Turnieren teilzunehmen. „Dadurch kommen sie in Kontakt mit anderen Jugendlichen und lernen mit anderen zu kommunizieren. Wir wollen einfach unseren Teil dazu beitragen, dass junge Flüchtlinge sich bei uns empfangen fühlen“, sagt Restel. Tischeishockey als Türöffner zu den Menschen also. Außerdem lernen die Jugendlichen, Niederlagen auszuhalten. Das Projekt, das vom Stadtsportbund Hagen im Programm „Integration durch Sport“ gefördert wird, ist Anfang des Jahres gestartet. Auf lange Sicht möchte Restel ein bis zwei Einrichtungen besuchen. Unterstützt wird er auch von seinem Sohn, der Deutscher Meister in dieser Sportart ist.

Zurück nach Duisburg Hochfeld. Dort steht Bettina Kreifelts unten am Kletter-bunker. Ihr Blick geht nach oben. Sie sichert Mitko. Kreifelts betreut die besondere Gruppe, die sich jeden Dienstag in unterschiedlicher Besetzung am Kletterturm trifft, seit vielen Jahren. Ihre Motivation, das Projekt zu unterstützen, das durch den Stadtsportbund im Rahmen des Programms „Komm an in NRW“ gefördert wird, bringt sie schnell auf den Punkt: „Ich finde es einfach schön, den Kindern Freude zu schenken. Wir haben hier eine Menge Spaß“, sagt sie. Dabei geht ihr Blick nach oben. Dort ist Mitko am Ende des Turms angekommen. „Oben“, ruft er und streckt einen Arm in die Luft.

BERATUNG DURCH DEN LSB

Sport hat verbindende Kraft. Das zeigen nicht nur große internationale Wettkämpfe im Leistungssport. Gerade die vielen Sportvereine im Land können ihren integrativen Beitrag und damit zur Stärkung des friedlichen und demokratischen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft beitragen. Der LSB unterstützt Vereine auf diesem Weg. Die Mitarbeiter des 2015 eigens gegründeten „Kompetenzzentrums für Integration und Inklusion im Sport“ des LSB beraten die Vereine zu allen Fragen rund um dieses Thema.