Reaktionsschnell - nicht nur im Sport
Der Name Anthony Baffoe steht eben nicht nur für tollen Fußball, sondern auch für spannende Geschichten drum herum. Unvergessen seine Reaktion darauf, dass ein Wattenscheider Spieler ihn in einem Spiel "Bimbo" nannte: Er bat dem Mann einen Job auf der Plantage seines Vaters an - der lasse nur Weiße für sich arbeiten.
Mit coolen Sprüchen wie diesem kämpft der Ghanaer, der auch mehr als 30 Mal für das Nationalteam von Ghana kickte, bis heute für Normalität im Umgang mit seinesgleichen. Dabei würde sich Baffoe wünschen, dass das heutzutage gar nicht mehr nötig ist: "Es geht mir nicht darum, besonders witzig zu sein. Ich will den Leuten die Absurdität ihrer Vorurteile vor Augen führen. Da bediene ich mich gern der Ironie", sagt er.
Als jemand 'Deck den Neger' rief, hat er einfach den Ball gestoppt und den Mann damit angeschossen.
Aufgewachsen ist Anthony Baffoe als Diplomatensohn im beschaulichen Bonn-Bad Godesberg. Eine wunderschöne, von Multikulturalität geprägte Kindheit habe er gehabt. Eine wichtige Rolle spielte darin der Sport. Schon in sehr jungen Jahren spielte er leidenschaftlich gern Basketball und Fußball, hat Straßenmannschaften und kleine Turniere mitorganisiert. Mit 9 Jahren ging er in den organisierten Sport. Mit dem Verein waren sie viel unterwegs, auch im Ausland.
Obwohl Baffoe sicherlich ein Beispiel für eine gelungene Integration ist, war seine Kindheit nicht völlig frei von negativen Erfahrungen: "Sobald Du aus Bad Godesberg raus warst, warst Du ein Exot", erinnert er sich. Da wurde er im Bus schon komisch angeschaut und mit Spottnamen wie 'Kunta Kinte' oder 'Chicken George' betitelt. Auch beim Fußball blieben rassistische Kommentare nicht aus. Als jemand 'Deck den Neger' rief, hat er einfach den Ball gestoppt und den Mann damit angeschossen. Immer offensiv, mit unerschütterlich scheinendem Selbstbewusstsein und nie um eine Antwort verlegen - das ist Anthony Baffoe. "Die meisten denken ja, Du verstehst sie gar nicht, wenn sie ihre dummen Witze machen. Wenn Du dann in schönstem Deutsch antwortest, sind sie überrumpelt."
Sprache sei wichtig für die Integration, sagt Baffoe. Er selbst hat bis auf Australien schon auf allen Kontinenten gespielt. Engagements in Hongkong und Venezuela gehören zu den Stationen einer ungewöhnlichen Karriere. Wo immer er auch hinkommt, eins ist stets gleich: Zuerst lernt er, in der Landessprache 'bitte', 'danke', 'Guten Morgen' und 'Guten Abend' zu sagen. Warum manche Bundesliga-Profis auch nach Jahren kaum ein Wort Deutsch sprechen, versteht er nicht. "Ich muss mich doch auch anpassen. Nur wer sich wohl fühlt, der kann auch gut spielen!"
Integration heißt für beide Seiten, aufeinander zuzugehen
Die "Eingeborenen" müssten Neuankömmlinge allerdings auch willkommen heißen. Aufeinander zuzugehen sei doch nicht schwer, findet Baffoe. Und Sport könne dabei helfen. Man lernt sich mit einer anderen Selbstverständlichkeit kennen, als in anderen Lebensbereichen. Vor allen Dingen Mannschaftssport wie Fußball befördere die Kommunikation und schule den Teamgeist. "Geschenkt wird Dir nichts. Man muss für alles hart arbeiten, auch für die eigene Integration", weiß Baffoe. Damit Spieler wie er künftig nicht mehr Vorurteilen und Diskriminierungen wegen ihrer Herkunft ausgesetzt sind, engagiert er sich bei FARE (Football Against Racism in Europe).
"Hätte es so etwas schon gegeben, als ich anfing, dann hätte ich es sicher leichter gehabt. Solche Dinge sind wichtig, die muss man unterstützen." Inzwischen ist Baffoe erfolgreicher Sportjournalist, moderiert Sendungen beim DSF und dem WDR. Da ist er ganz in seinem Metier. Die Spieler vertrauen ihm, war er doch mal einer von Ihnen. Und für einen flotten Spruch gibt es auch genug Gelegenheiten.