Aus aller Welt nach Neuwiedenthal und zurück – Hansi Kautz und seine Arbeit bei der Hausbruch Neugrabener Turnerschaft

Hansi Kautz macht gleich in doppelter Hinsicht Integrationsarbeit. In seinem Hauptberuf ist er Sozialarbeiter und kümmert sich in freien Wohnprojekten um Jugendliche die aus allen anderen staatlichen Erziehungsmaßnahmen heraus gefallen sind. Ehrenamtlich ist er Übungsleiter für Ju-Jutsu bei der Hausbruch Neugrabener Turnerschaft (HNT) in Hamburg und Leiter des multikulturellen Ju-Jutsu-Demo-Teams. Das Ju-Jutsu-Demo-Team der HNT ist seit vier Jahren das erfolgreichste in Europa und mittlerweile das offizielle Show-Team des Hamburger Ju-Jutsu Verbandes. Neben der erfolgreichen Integrationsarbeit sind das Erfolge, die der Stützpunktverein des Programms "Integration durch Sport" ohne die finanzielle Unterstützung des Programms nicht hätte.

Hansi Kautz (Mitte) und vier seiner Ju-Jutsu-Team-Athleten
Hansi Kautz (Mitte) und vier seiner Ju-Jutsu-Team-Athleten

Der 50-jährige Hansi Kautz sagt von sich selbst, dass er für viele Jugendliche im Süden Hamburgs "die letzte Ausfahrt" ist. Die Jugendlichen, die er im Rahmen des offenen Wohnprojektes betreut sind oftmals mit Vorstrafen belastet und drohen vollends aus der Gesellschaft zu fallen. Hansi Kautz fängt sie dann in seiner Wohngemeinschaft auf, nicht nur in dem Wohnprojekt, sondern auch mit dem Sportangebot der HNT, denn beides ist bei ihm eng miteinander verbunden. Um Zugang zu den meist äußerst misstrauischen Jugendlichen im Alter von 13 bis 14 Jahren zu bekommen, spielt er die Trumpfkarte "Vereinstrainer für Ju-Jutsu" ganz bewusst aus. Für die Jugendlichen ist er eben kein typischer Sozialarbeiter, sonder jemand, der sie ernst nimmt und ihnen eine Perspektive bieten kann. Denn die Situation der Jugendlichen ist nicht einfach. Meist sind die jungen Russlanddeutschen auf Druck ihrer Familien mit nach Deutschland gezogen und nicht freiwillig. Ihren Freundes- und Bekanntenkreis haben sie in der alten Heimat zurücklassen müssen, neue Freunde finden sie nur unter Gleichgesinnten, die in einer ähnlichen Situation sind. "Die schieben häufig richtig Frust", erzählt Hani Kautz.

 

Demo-Team existiert seit 10 Jahren – Umfangreiches Training

 

Da der Stadtteil Neuwiedenthal immer wieder mit nachziehenden Russlanddeutschen belegt wird hat sich so ein Ghetto gebildet, aus dem es für die Jugendlichen kaum einen Ausweg gibt. Hansi Kautz und das Ju-Jutsu-Demo-Team der HNT sind eine Möglichkeit, der Tristesse und Perspektivlosigkeit zu entkommen.

 

"Das Interesse der Jugendlichen an den Plätzen in meiner WG ist so groß, dass sie sich die freien Plätze erkämpfen müssen", erzählt Hansi Kautz. Sind sie einmal in der WG, dann sind sie es wenig später auch als Mitglieder in der HNT, meist im Kampfsportbereich und damit auch im Ju-Jutsu-Demo-Team. Trainiert wird alleine für das Team 3 Mal in der Woche, rund 23 Kinder und Jugendliche sind dabei. Trainingsinhalt sind die vielen Elemente unterschiedlichster Kampfsportarten wie Judo und Karate. Doch in das Training fließen noch andere Inhalte ein. Hansi Kautz war früher einmal Hamburger Landestrainer für Sportakrobatik und so sind die Vorführungen des Demo-Teams entsprechend spektakulär. "Wir arbeiten viel mit Waffen wie Stöcken, kleinen Sicheln und Ketten. Jeder Sportler hat seine eigene Choreographie. Passiert ist in all den Jahren noch nichts, das spricht für das gewissenhafte Training unter Hansi Kautz. Das Demo-Team ist für viele Jugendliche die Eintrittskarte für den Verein und für die Gesellschaft zugleich. Diese Eintrittskarte bekommen sie bei Hansi Kautz, der "letzten Ausfahrt" für viele Jugendliche.


  • Hansi Kautz (Mitte) und vier seiner Ju-Jutsu-Team-Athleten
    Hansi Kautz (Mitte) und vier seiner Ju-Jutsu-Team-Athleten