Bob-Olympiasieger Embach: Im Sport erst um das Miteinander und danach um das Gegeneinander

Carsten Embach ist Olympiasieger im Viererbob 2002 und Athletik-Trainer am Stützpunkt Potsdam des Deutschen Bob- und Schlittenverbandes und hat einen Lehrauftrag an der Universität Potsdam. Er setzt sich bereits seit Jahren für Kinder und Jugendliche ein.

Bob-Olympiasieger Carsten Embach (Foto: Carsten Embach)
Bob-Olympiasieger Carsten Embach (Foto: Carsten Embach)

Embach hat in seiner Sportlerkarriere, die er als Leichathlet begann und als Mitglied eines Bobteams beendete, den integrativen Charakter des Sports selbst erfahren. Am 2. und 3. Oktober wird er als Pate für das Programm „Integration durch Sport“ bei den zentralen Feierlichkeiten am Tag der Deutschen Einheit in Potsdam Auskunft geben. Zuvor im Interview:

 

   Herr Embach, was bedeutet für Sie Integration im Sport?

 

Carsten Embach: "Jede Form von Sport, insbesondere von Mannschaftssport, ist für mich schon an sich Integration. Beim Sport mit Anderen gibt es immer ein Leistungsgefälle, von dem die Schwächeren profitieren können. Da geht es erst um das Miteinander und danach um das Gegeneinander. Das heißt auf der einen Seite muss man nach der eigenen maximalen Leistung streben, aber andererseits sich in ein Team integrieren."

 

   Was zeichnet Integration im Sport heute besonders aus?

 

Carsten Embach: "Bei Mannschaftssportarten ganz eindeutig der Teamgedanke, das gemeinsame Streben nach einem Ziel. Der Sport kann integrieren, weil er jedem Einzelnen seine eigenen Grenzen aufzeigt und ihm demonstriert, was man in einem Team erreichen kann. Sich mit anderen zu messen, seine eigenen Fähigkeiten auf sportlicher Ebene mit anderen zu vergleichen, das hilft für den Umgang mit anderen Menschen im Leben."

 

   Was bedeutet Integration speziell im Bobsport?

 

Carsten Embach: "Integration im Bobsport bedeutet das Einordnen in ein Team hinter dem Piloten. Der Pilot hat vielleicht eine kleine Sonderstellung, doch speziell im Vierer sind hinter ihm alle gleich. Da muss man sich anpassen können, bzw. es im Laufe seiner Karriere erst noch lernen, um Erfolg zu haben. Der Teamgedanke steht im Bobsport für den Integrationsgedanken. Besonders die Konzentration auf die eigene Leistung einerseits, dann aber auch die Fähigkeit sich in einem Team integrieren zu können und alle Gedanken auf den Erfolg des Teams auszurichten, das ist eine spezielle Herausforderung des Bobsports."

 

   Welchen Stellenwert hat für Sie heute der Integrationsgedanke?

 

Carsten Embach: "Integration war noch nie so wichtig wie heute. Vielen Jugendlichen fehlt ein Ziel. Auf Grund der Fülle von Angeboten, aus denen die Jugendlichen auswählen können, fehlt ihnen häufig die Zielstrebigkeit, manche sind sogar orientierungslos. Sie lassen sich von kleinen Rückschlägen schnell entmutigen und nehmen andere eher als Konkurrenten denn als Kameraden wahr. Der Sport kann da wertvolle Hilfestellungen geben. Die Jugendlichen lernen Disziplin und Einsatzwillen zu zeigen, und das ist wichtig für das spätere Leben."

 

   Wie kam es für Sie zur Zusammenarbeit mit dem Programm Integration durch Sport?

 

Carsten Embach: Ich habe mich schon immer viel für die Belange von Kindern und Jugendlichen eingesetzt, da lag der Gedanke nahe, auch für die sehr lohnenswerte Initiative etwas zu tun. Ich möchte den Kindern und Jugendlichen damit zeigen, was der Sport für einen wichtigen Beitrag zum Leben leisten kann.


  • Bob-Olympiasieger Carsten Embach (Foto: Carsten Embach)
    Bob-Olympiasieger Carsten Embach (Foto: Carsten Embach)