„Sehr erfreut“ zeigt sich Dr. Cornelia Geukes über das DOSB-Projekt GeniAl (Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter), das sie mit ihrem großen Expertenwissen als wertvolles Mitglied im Projektbeirat begleitet. Beruflich leitet sie das Projekt „Im Alter IN FORM“, mit dem sich die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) an IN FORM beteiligt, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. GeniAl hat ähnliche Inhalte für die ganz besondere Zielgruppe der älteren Menschen mit Migrationsgeschichte. „Es ist schön, wenn andere auch auf diesem Gebiet arbeiten“, sagt Cornelia Geukes, „es ist immer gut, wenn man zusammen an einem Strang zieht und auch noch voneinander lernen kann.“
Dass sich der Projektbeirat von GeniAl aus Expert*innen aus verschiedensten Bereichen zusammensetzt, begrüßt sie von Herzen. „Es ist sehr gut und wichtig für das Projekt, dass der DOSB neben den Playern aus dem Sport so viele unterschiedliche Partner gesucht hat“, sagt Cornelia Geukes. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in den fünf Teilprojekten wider, die völlig unterschiedliche Wege mit völlig unterschiedlichen Partnern eingeschlagen haben. Als Beispiel fällt ihr sofort das Projekt „moveGLOBAL“ ein, das einen Schwerpunkt auf die Vermittlung von Gesundheitswissen an Migrant*innen legt und somit natürlich auch indirekt zur Bewegung führt. „Das ist einer der Ansätze, der mir besonders gut gefällt“, sagt sie, „denn dieses Wissen kann jede*r für sich selbst nutzen, aber auch direkt weitergeben, zum Beispiel an die Familie.“
Bei ihrer täglichen Arbeit in der BAGSO geht es schließlich auch vor allem darum, Engagierte weiterzubilden und zu schulen, damit sie in ihrer Region Angebote für ältere Menschen machen können. Sie weiß, dass die Menschen oft sehr dankbar sind für solche Angebote zu regelmäßigen Treffen, ob das nun Mittagstische, Spaziergänge oder sonstige Gelegenheiten zu Bewegung und Miteinander sind. Wobei Cornelia Geukes das Miteinander besonders wichtig ist, auch im Projekt GeniAl. „Es geht vor allem um Bewegung in der Gruppe“, sagt sie, „es geht um Teilhabe an der Gesellschaft. Es motiviert die Menschen sehr, wenn sie wissen, ich kann mich ein- oder zweimal in der Woche in dieser Gruppe treffen und komme auch mal zum Reden.“ So sehr, dass Angebote zum Teil auch fast überlaufen sind, weil die Nachfrage riesig ist.
Durch Corona sei das Gefühl nochmal stärker geworden, dass die Menschen nicht allein zu Hause sitzen möchten, sondern mehr und mehr merken, wie wichtig die soziale Teilhabe ist. „Wir spüren seit einiger Zeit, dass gerade ältere Leute sich jetzt wieder trauen“, berichtet sie. „Das ist total schön, dass die ganzen Angebote wieder anlaufen, dass Mittagstische wieder stattfinden, das ist ein Gefühl wie Frühling. Plötzlich blüht alles wieder auf, die Türen gehen auf, die Leute kommen wieder.“
Das freut sie umso mehr, weil sie weiß, dass es nie zu spät ist, mit Bewegung zu beginnen. „Bewegung an sich ist ja schon gut. Dass man was für den Aufbau der Muskeln macht, zum Beispiel als Sturzprävention, gerade bei älteren Menschen. Dass man sich vielleicht ein bisschen besser abfangen kann, wenn man mal über die Teppichkante stolpert, und dann nicht gleich den Arm bricht, weil Muskeln vielleicht noch ein bisschen schützend davorliegen“, so Geukes, „das ist das eine. Aber es geht vor allem um die Begegnung.“
Um die Menschen dazu zu bewegen, sich gemeinsam zu bewegen, braucht es Netzwerke. In den GeniAl-Projekten werden gerne bestehende Netzwerke wie zum Beispiel ein Mehrgenerationenhaus oder Kommunen genutzt, um die Angebote bei der Zielgruppe bekannt zu machen und die Menschen zur Teilnahme zu motivieren. Genauso wie im BAGSO-Projekt „Im Alter IN FORM“, das gleichermaßen von der Netzwerkarbeit profitiert, auch mit Partnern aus dem Sport, etwa mit dem DOSB und dem Deutschen Turnerbund (DTB). „Wir unterstützen uns auch gegenseitig bei Fachtagungen. Oder wir nutzen Referentinnen des DTB, die für uns Schulungen auf kommunaler Ebene durchführen“, sagte Cornelia Geukes. „Auch dass wir jetzt so eng mit dem Projekt GeniAl vernetzt sind, ist für meine Arbeit gut. Man bekommt noch einmal einen ganz anderen Blick in die Praxis, speziell in diesen fünf Projekten aus GeniAl.“
Sie hat große Hoffnungen, dass GeniAl sich als nachhaltiges Projekt etabliert, das auch nach der Projektlaufzeit seine Kreise ziehen wird. Zum einen, weil ihr sehr gut gefällt, wie der DOSB für die Sache wirbt: „Der DOSB macht das sehr gut mit seiner überregionalen Öffentlichkeitsarbeit, so dass viele davon erfahren,“ lobt sie. „Dass zum Beispiel Menschen in Norddeutschland es mitbekommen, wenn ein Projekt in Süddeutschland erfolgreich ist und vielleicht sagen, mensch, sowas kann man doch hier auch machen. Es wäre super, wenn dadurch mehr Projekte entstehen.“ Genauso wichtig ist ihr aber auch, dass die Politik auch weiterhin hinter dem Thema steht und Geld zur Verfügung stellt, um solche Projekte anzuschieben. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Angebote, die in der Projektlaufzeit gut laufen, über Jahre bestehen bleiben. Allerdings brauche es dafür immer Menschen, die das möglich machen, und zwar im Ehrenamt und im Hauptamt, und da ist man wieder bei der Finanzierung. „Es braucht aber dieses Zusammenspiel, damit es auf soliden Beinen steht und nicht in sich zusammenfällt, wenn ein Ehrenamtlicher einmal absagen muss und sich gerade kein Ersatz findet.“
Das DOSB-Projekt GeniAl wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Es ist ein Kernvorhaben des Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I), das bis Ende 2023 umgesetzt werden soll.
Text: Ulrike Spitz