„Der Sport ist das wichtigste gesellschaftliche Feld, auf dem Integration stattfindet“ - Prof. Dr. Heinz Zielinski zur Länderbefragung

Prof. Dr. Zielinski, Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium (Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport)
Prof. Dr. Zielinski, Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium (Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport)

Prof. Dr. Heinz Zielinski ist der Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium. In der „AG Integration“ hat er in Zusammenarbeit mit den Referenten der Sportminister einen Fragenkatalog entwickelt, der über die Integrationsarbeit in den Bundesländern Aufschlüsse geben soll. Befragt wurden die Landesregierungen und über den DOSB die Landeskoordinatoren des Programms „Integration durch Sport“.

 

Wie kam es zur Durchführung der Länderabfrage und welche Ziele verfolgt die „AG Integration“ damit?

 

„Die deutschen Sportminister haben 2007 einen Grundsatzbeschluss gefasst, mit dem Wunsch, dass der Sport als Medium mit der größten gesellschaftlichen Integrationskraft noch stärker aktiv wird. Wir sind überzeugt, dass im Sport noch viele Potenziale schlummern. Wir glauben, dass der Sport das wechselseitige Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen fördert und dabei wollen wir helfen.“

 

Wer wertet die Rückläufe der Länderbefragung aus und was passiert mit den Ergebnissen?

 

„Die „AG Integration“ hat die Länder befragt, um im Bereich der Integration eine detaillierte Bestandsaufnahme zu erhalten. Wir haben die Ergebnisse auch ausgewertet. Auf der Grundlage der Resultate werden wir einen weiteren Beschluss der deutschen Sportminister am 28. November 2008 vorbereiten. Der wird dann konkreter ausführen, was unserer Meinung nach im Bereich Integration und Sport getan werden müsste.“

 

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten gewonnenen Erkenntnisse?

 

„Wir haben festgestellt, dass es große Unterschiede in den Aktivitäten der Länder gibt. Was die Länder initiieren können, hängt natürlich auch an den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir den Integrationsprozess gezielter vorantreiben sollten. Die Zeiten, in denen wir allgemein sagen, hier muss mehr passieren, sind vorbei. Wir müssen konkrete Richtungen vorgeben und viel stärker zielgruppenorientiert arbeiten. So wollen wir uns zum Beispiel verstärkt den männlichen Heranwachsenden widmen, die im Moment ein wenig ausgeblendet werden.“

 

Welche Aspekte der Resultate bewerten sie positiv?

„Bekannt ist, dass Niedersachsen viel auf dem Gebiet der Integration leistet. Auch Hessen ist hier zu nennen. Bei der Gewinnung von Übungsleiterinnen mit muslimischem Hintergrund wurden Fortschritte erzielt. Wir sind insgesamt stark auf Menschen mit muslimischem Hintergrund zugegangen. Was wir allerdings noch nicht wissen, ist, was diese Menschen im Sport wollen. Vielleicht wollen Menschen mit Migrationshintergrund etwas ganz anderes, als das, was wir ihnen anbieten. Hier müssen die Projekte wissenschaftlich begleitet werden, weil wir sonst Dinge in Gang setzen, die nicht auf fruchtbaren Boden fallen.“

Gab es überraschende Ergebnisse?

 

„Mich hat überrascht, dass die östlichen Bundesländer kaum Aktivitäten auf dem Gebiet der Integration entwickelt haben. Hier gibt es andere Bereiche, die im Fokus stehen, wie die Gewaltprävention, insbesondere im Fußball. Das hängt damit zusammen, dass die Problemlage regional sehr verteilt ist und sich Integrationsarbeit auf die Gebiete konzentriert, wo wir einen hohen Migrationsanteil haben. Insofern haben wir Regionen in Deutschland, in denen Sport für Menschen mit Migrationshintergrund keine Rolle spielt.“


 
Im Nationalen Integrationsplan hat sich der Sport bzw. der DOSB zahlreiche Selbstverpflichtungen auferlegt. Lässt sich auf Basis der Länderabfrage ein erstes Fazit ziehen, wieweit diese umgesetzt wurden?

 

„Erste Schritte sind gemacht worden. Es ist nur ein Jahr her, dass der Nationale Integrationsplan verabschiedet wurde. Die Evaluation der Projekte läuft, die Ergebnisse stehen aber noch aus. Außerdem entwickeln wir im Moment spezielle Handreichungen für die Vereine vor Ort, um die interkulturelle Kompetenz zu stärken. Bei der Entwicklung von Netzwerken sehen wir noch viel Potenzial.“

 

Welche Bedeutung kommt Ihrer Meinung nach dem Sport bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu?

 

„Meiner Meinung nach ist der Sport das wichtigste gesellschaftliche Feld, auf dem Integration stattfindet. Das wird auch so bleiben. Die Antworten auf die Frage, ob es uns in den nächsten Jahren gelingt, Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft zu integrieren, werden über unsere Zukunft wesentlich entscheiden.“


  • Prof. Dr. Zielinski, Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium (Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport)
    Prof. Dr. Zielinski, Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium (Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport)