„Der sprachliche Hemmschuh hat keine Chance“

Rüdiger Stenzel, hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes Bochum (Quelle: Rüdiger Stenzel)
Rüdiger Stenzel, hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes Bochum (Quelle: Rüdiger Stenzel)

Dort wo das „Sport- und Musikmobil“ Station macht, zeigt sich Integrationsarbeit von ihrer bunten Seite. „Sport spricht alle Sprachen“ steht als Schriftzug auf dem Mobil. Doch eigentlich tritt die Sprache in den Hintergrund, wenn Kinder verschiedener Herkunft gemeinsam Sport treiben und Musik machen. Rüdiger Stenzel, hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes Bochum und zuständig für das „Sport- und Musikmobil“, gibt Auskunft über ein ungewöhnliches Projekt.

Was ist das „Sport- und Musikmobil“ und welche Ziele verfolgt das Projekt?

„Das Sport- und Musikmobil ist ein mit Rhythmus- bzw. Musikinstrumenten sowie Sport- und Spielgeräten ausgestattetes Fahrzeug. Es bringt Aktionen ‚direkt vor Ort’ – Flexibilität ist eine seiner Stärken. Das Projekt verfolgt das Ziel der Integration von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte durch den innovativen Ansatz der Verbindung von Sport und Musik.“

Ein Wort zur Entstehungsgeschichte. Wie entstand die Idee zum „Sport- und Musikmobil“ und wann wurde das Projekt auf den Weg gebracht?

„Im Rahmen der bestehenden Kooperation zwischen dem LandesSportBund NRW und LandesMusikRat NRW wurde 2003 die Idee geboren, die Medien Sport und Musik zur Förderung der Integration von Zuwanderern gemeinsam einzusetzen. Sport und Musik bieten weitreichende individuelle Chancen und soziale Möglichkeiten, die Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern erfolgreich zu gestalten. Im Sport und in der Musik tritt die Dominanz der sprachlichen Verständigung in den Hintergrund. Gerade in der Arbeit mit Kindern im Vor- und Grundschulalter ist diese spezielle Form der integrativen Arbeit besonders wirksam und lohnend.“

Was bieten Sie den Kindern am „Sport- und Musikmobil“ an und wie sieht ein typischer Tag mit Sport und Musik aus?

„In der Regel erstreckt sich ein Einsatz im Rahmen des „Sport- und Musikmobils“ über einen Zeitraum von sechs Wochen, wobei für den jeweiligen Ortstermin ein auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnittenes Konzept erarbeitet wird. Ein Projekttag dauert durchschnittlich zwei bis drei Stunden. Die Kinder schulen so beispielsweise in spielerischer Art und Weise ihr Rhythmusgefühl, proben kleine Musikstücke oder messen Ihre sportlichen wie musikalischen Fähigkeiten bei Speed-Stacking-Turnieren „im Takt“ (Anm. der Red. Speed-Stacking ist ein aus Amerika kommender Geschicklichkeitssport, bei dem zwölf Becher zu Pyramiden auf- und wieder abgestapelt werden).

Gibt es ein Highlight, das bei den Kindern ganz besonders gut ankommt?

„Ein Highlight war unter anderem das Einstudieren des umfangreichen Musicals „König der Löwen“ – inklusive dem Basteln von Kostümen und der anschließenden Vorführung im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“.

Das „Sport- und Musikmobil“ setzt auf nonverbale Kommunikationsmittel. Welche Vorteile bietet das im Vergleich zur Integrationsarbeit mit sprachlichen Mitteln?

„Der entscheidende Vorteil dieser speziellen Form einer nonverbalen Kommunikation ist wohl die Tatsache, dass eine Kontrolle der Emotionen und Motivationen aller Beteiligten kaum möglich ist. Dies hat unter anderem zur Folge, dass die Beteiligten offen und ungezwungen in einem für sie sehr positiven Umfeld miteinander in Interaktion treten – der viel besagte sprachliche „Hemmschuh“ hat so keine Chance.“

Wo ist das „Sport- und Musikmobil“ im Einsatz? Welche Einrichtungen können es buchen und an wen müssen sich diese dafür wenden?

„Das Mobil ist im Großraum Bochum im Einsatz. Alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendpflege können das Mobil buchen. Der Stadtsportbund Bochum e. V. koordiniert in Kooperation mit der Musikschule Bochum die Einsätze.“

Lassen sich Erfolge in der Integrationsarbeit im Rahmen des Projekts „Sport- und Musikmobil“ ausmachen?

„Obwohl sich die unmittelbare Messung des Erfolges von Integrationsarbeit als sehr komplex erweist, so deutet doch die sehr große Nachfrage innerhalb Bochums insgesamt, sowie die positiven Reaktionen der Betreuer im Speziellen auf eine gelungene Arbeit im Rahmen des „Sport- und Musikmobils“. Das durchweg aufmunternde und unterstützende Feedback der Eltern unterstreicht diese Einschätzung.“


  • Rüdiger Stenzel, hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes Bochum (Quelle: Rüdiger Stenzel)
    Rüdiger Stenzel, hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes Bochum (Quelle: Rüdiger Stenzel)
  • Erprobung des Xylophons (Quelle: Rüdiger Stenzel)
    Erprobung des Xylophons (Quelle: Rüdiger Stenzel)
  • Das Sport-und Musikmobil im Einsatz (Quelle: Rüdiger Stenzel)
    Das Sport-und Musikmobil im Einsatz (Quelle: Rüdiger Stenzel)