Der Stützpunktverein TSV Reinbek plant Integrationsgruppen für Frauen und Männer

Die TSV Reinbek sieht sich als Mittler der Kulturen und möchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus anderen Kulturen für den Sportverein begeistern. Der Verein aus Schleswig-Holstein hat 3600 Mitglieder in 23 Abteilungen. Durch ihre umfangreiche Integrationsarbeit möchte die TSV Reinbek noch mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Geflüchteten die Möglichkeit geben, Sport zu treiben und sich am Vereinsleben zu beteiligen. Babette Rackwitz-Hilke koordiniert als Integrationslotsin die Integrationsarbeit und kümmert sich um die Organisation der integrativen Sportgruppen.

Babette Rackwitz-Hilke
Babette Rackwitz-Hilke

Babette Rackwitz-Hilke hat zum Thema Integration fünf Fragen beantwortet:

 

LSV: Welche Aufgaben stehen für dich bei der Integrationsarbeit für die TSV Reinbek in den nächsten Monaten im Mittelpunkt? 

Babette Rackwitz-Hilke:Am Anfang des Jahres plane ich mit allen Beteiligten, wie wir unsere Angebote für Geflüchtete für das laufende Jahr gestalten wollen. Dazu gehören die Meetings mit der Stadt Reinbek und die Koordinatoren Runde der Flüchtlingsinitiative und die Gespräche mit den Übungsleiter/innen. Wir setzen uns Ziele und versuchen andere Akteure mit ins Boot zu bekommen.“

LSV: Die TSV Reinbek bietet Kurse zum Radfahren lernen für Frauen mit Migrationshintergrund an. Wie läuft die Planung für diese Kurse in Pandemiezeiten?

„Beim Radfahren lernen für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gibt es keine Einschränkungen in der Planung. Unser Vorteil ist, dass wir auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen können und ein gut funktionierendes Netzwerk, z.B. mit dem Frauencafé und dem Spielplatztreff haben. Da dieser Kurs traditionell immer in den Sommerferien durchgeführt wird und fast ausschließlich an der frischen Luft stattfindet, sind Einschränkungen wegen der pandemischen Lage schnell und flexibel umsetzbar. Obwohl wir noch keine Werbung für den Sommerkurs gemacht haben, habe ich tatsächlich diese Woche von einer älteren deutschstämmigen Dame und einer Flüchtlingsfrau schon die ersten Anfragen bekommen. Denn das ist uns wichtig, wir möchten möglichst gemischte Gruppen durchführen, mit Mädchen und Frauen aus verschiedenen Nationen.“

LSV: Gibt es auch in Pandemiezeiten ausreichend Nachfrage nach dem Angebot Gerätefitness für Männer mit Migrationshintergrund? 

„Erstaunlicherweise wird das Gerätefitnesstraining für Männer auch mit den Bestimmungen zur Vermeidung von Covid-19 für Indoor-Sport gut angenommen. Eigentlich ist das Krafttraining ein Dauerbrenner und sehr beliebt bei den Geflüchteten. Wir bieten zu bestimmten Zeiten sogenannte Einführungskurse für Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete an, die sich speziell an die Männer und Jungen richten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Herren in gemischten Gruppen bezüglich ihrer Fragen eher öffnen, als zusammen mit Frauen und Mädchen. So konnte unser Übungsleiter schon viele Missverständnisse aus dem Weg räumen.“

 LSV: Gelingt es den Kontakt zu den Teilnehmenden an den Sportgruppen in der jetzigen Zeit aufrecht zu erhalten? 

„Das gelingt nur über die Übungsleiter/innen. Die Trainer/innen haben wöchentlichen Kontakt. Bei Störungen bekomme ich als Integrationslotsin Rückfragen. Meine Aufgabe besteht dann eher darin, im Hintergrund dafür zu sorgen, dass der Sport in einer entspannten Atmosphäre stattfinden kann. Dazu gehören dann manchmal Gespräche mit Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund, mit dem Geflüchteten, dem Trainer/in, mit Geschäftsstellenmitarbeiterinnen oder dem Vorstand. Zugute kommt mir dann auch der regelmäßig stattfindende Runde Tisch der Flüchtlingsinitiative in Reinbek. So konnte ich z.B. rechtzeitig mitbekommen, dass die Ausländerbehörde in Bad Oldesloe Anfang Januar geschlossen hatte. Dadurch sind Probleme bei den Verlängerungen für die Aufenthaltsgenehmigungen entstanden und damit verbunden bei der Verlängerung von Leistungen durch das Jobcenter etc. So konnte ich im Verein alle informieren und evtl. Forderungen wurden ausgesetzt. Überhaupt ist der Austausch zwischen den Akteuren, die für die Geflüchteten tätig sind, sehr wichtig. Manchmal sind es ganz einfache Dinge, für die Lösungen gefunden werden müssen. So hatten wir hier eine Familie, die genesen war, jedoch keinen Zugang zu einem QR-Code bekommen konnte. Ohne diesen QR-Code durfte die Familie keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Es stand aber ein wichtiger Termin mit einem Rechtsanwalt in Hamburg an. Durch den schnellen Informationsaustausch innerhalb des Netzwerkes konnte dann das Genesenen Zertifikat mit QR-Code bestätigt werden.“

 LSV: Wie wichtig ist ein gutes Einfühlungsvermögen bei deiner Tätigkeit als Integrationslotsin? 

 „Ich glaube, dass ist das wichtigste Handwerkszeug einer Integrationslotsin. Ich bin die Schnittstelle im Verein und vermittele auch zwischen Sportler/innen mit und ohne Migrationshintergrund. Ich bin das Gesicht des Vereins für die kulturelle Öffnung. Mein Statement macht klar, dass die TSV Reinbek ein Verein für die Vielfalt und gegen Rassismus ist. Nur mit Einfühlungsvermögen und Akzeptanz für die Menschen im und außerhalb des Vereins gelingt es Grenzen zu überwinden, so dass der gemeinsame Sport und die damit verbundenen positiven Erlebnisse im Vordergrund stehen. Ich hoffe, dass ich noch viele Menschen über den Sport zusammenbringen kann und freue mich schon jetzt auf unser Sportfest im September, das genau das widerspiegeln wird. Es werden wieder Sportler/innen aller Nationen (soweit sie denn in Reinbek vertreten sind) dabei sein.“

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen


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