Die positiven Reaktionen sind überwältigend

Der SV DJK Taufkirchen hat in der Corona-Krise schon früh auf Online-Kurse gesetzt. Derzeit treffen sich wöchentlich rund 400 Sportlerinnen und Sportler in 52 virtuellen Kursen zu regelmäßiger Bewegung.

Beim Online-Interview (von links oben nach unten): Daniela Scheyhing, Bildungsreferentin im Bundesprogramm „Integration durch Sport“; Anja Brinkmann, Übungsleiterin und Leitung Sportangebot beim SV DJK Taufkirchen; Sebastian Gallus, Geschäftsführer des SV DJK Taufkirchen; Martin Goerlich, Bildungsreferent im Bundesprogramm „Integration durch Sport“.
Beim Online-Interview (von links oben nach unten): Daniela Scheyhing, Bildungsreferentin im Bundesprogramm „Integration durch Sport“; Anja Brinkmann, Übungsleiterin und Leitung Sportangebot beim SV DJK Taufkirchen; Sebastian Gallus, Geschäftsführer des SV DJK Taufkirchen; Martin Goerlich, Bildungsreferent im Bundesprogramm „Integration durch Sport“.

Seit nunmehr einem Jahr leben die Sportlerinnen und Sportler in Bayern mit den Auswirkungen, die die Coronapandemie auf den organisierten Sport hat. Das bedeutet in erster Linie Rücksichtnahme und Verzicht auf all die positiven Eigenschaften und Effekte, welche Bewegung, Training und die Gemeinschaft im Sportverein für gewöhnlich mit sich bringen. Eine der wenigen Möglichkeiten, um diesen Wegfall zumindest ansatzweise aufzufangen, ist der Onlinesport. Und einer der Vereine, die sich schon frühzeitig auf diese Chance eingestellt haben, ist der SV DJK Taufkirchen, ein Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“ (IdS). Zwei Mitarbeiter des IdS-Teams haben mit dem Geschäftsführer Sebastian Gallus und der Übungsleiterin Anja Brinkmann, die das Sportangebot leitet, gesprochen und sie nach ihrem Erfolgsrezept gefragt.

Schnell wird dabei klar, dass Engagement, Leidenschaft, kurze Entscheidungswege auf der Geschäftsführungs- und Vorstandsebene, Pragmatismus und die Einstellung, niemanden „zurücklassen“ zu wollen, gepaart mit einer gesunden Voraussicht das Handeln von Anfang an bestimmt haben.

 

Erster Online-Kurs am 20. März 2020

Die Bereitschaft zusammenzuhelfen, etwas anzubieten und praktisch anzupacken, war von Beginn an sehr groß. Die Augen von Anja Brinkmann strahlen, wenn sie über ihre Erfahrungen spricht, und man spürt die große Motivation, die dahintersteckt. „Die Fragen, die wir uns stellten, waren mitten aus dem praktischen Leben gegriffen: Was würde ich mir persönlich wünschen? Was würde ich gerne konsumieren? Und wie kann man den Sport zu den Mitgliedern bringen?“
So wurden Angebote in den Bereichen Rückentraining, Pilates, Ganzkörper-Workouts und Kleinkindtraining rasch implementiert. Bereits am 20. März 2020 – ein paarTage nach dem ersten Lockdown – fand der erste Onlinekurs statt. „Wege entstehen beim Gehen“, sagt Anja Brinkmann. „Man muss halt anfangen.“ Diese Aufbruchstimmung innerhalb des Vereins hält nun bereits ein Jahr an und konnte konserviert werden. So wollen immer mehr Übungsleiter auf den „Onlinezug“ aufspringen und eigene Angebote entwickeln. Man steht daher eher vor der Herausforderung, alle Angebote zeitlich zu koordinieren und unterzubringen. In 52 virtuellen Kursen versammeln sich derzeit so circa 400 Sportlerinnen und Sportler zur regelmäßigen Bewegung. „Pro Woche!“, betont Anja Brinkmann. Man ist zu Recht stolz auf das bisher Erreichte. Die meisten Teilnehmer sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. Männer und Frauen (mit und ohne Migrationshintergrund) gemischt, wobei die Anzahl der Teilnehmerinnen etwas überwiegt. Die positiven Reaktionen sind überwältigend. Für technische Probleme und generelle Fragen zum Onlinesport hat der SV DJK ein Forum eingerichtet, an das man sich jederzeit ratsuchend wenden kann. Im Hintergrund kümmert sich die Geschäftsführung um die rechtlichen Fragen. Einverständniserklärungen, Datenschutz, die GEMA und Plattformlizenzen sind hier in erster Linie zu managen und nehmen Sebastian Gallus und sein Team trotz Lockdown zeitlich gut in Anspruch. Den großen Zuspruch und die Vorteile gegenüber gewöhnlichen Onlinesportanbietern erklärt Anja Brinkmann mit den persönlichen Bindungen zwischen Trainern und Sportlern. „Wir sind zwar ein großer Verein mit vielen Mitgliedern, aber auch sehr familiär. Man kennt sich untereinander. So können die Kursleiterinnen und -leiter auch auf persönliche Befindlichkeiten der Sportlerinnen und Sportler viel besser Rücksicht nehmen. Das unterscheidet uns von Fitnessstudios und unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen das sehr zu schätzen. “Als gut vernetzter Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“ mit einer diversen Mitgliederzusammensetzung hat Sebastian Gallus auch diese Zielgruppen im Blick. So gibt es beispielsweise interkulturelle Frauenkurse und aufgrund der Zusammensetzung der Thai-Chi-Gruppe wird dort untereinander in Englisch kommuniziert. Die Mitglieder mit einem Fluchthintergrund sind jedoch schwierig für die Angebote zu gewinnen. „Man braucht ein gewisses Maß an Privatsphäre“, gesteht Anja Brinkmann ein. „Das ist in den Gemeinschaftsunterkünften leider oft schwierig umzusetzen.“ Man arbeitet jedoch auch hier in Zusammenarbeit mit dem IdS-Team an Lösungen und Ideen für die Zukunft. Grundsätzlich ist der SV DJK Taufkirchen offen für alle Interessierten. „Wir laden alle ein, mit dabei zu sein“, sagt Sebastian Gallus. „Man kann recht einfach bei uns mitmachen. Man braucht lediglich ein Endgerät und einen Internetzugang. Unsere Kurse sind im Moment offen für alle Interessierten. Wir wollen explizit niemanden ausschließen!“ Dass der Verein sich auch seiner sozialen Verantwortung bewusst ist, zeigt die Installierung eines Sonderfonds. Aus ihm können Mitglieder, die finanzielle Probleme haben, unterstützt werden. In der nahen Zukunft möchte man auch weiterhin im Onlinesektor aktiv und kreativ bleiben. „Besonders Mitglieder, die zeitlich stark eingegrenzt sind und für die der Anfahrtsweg schon ein Hindernis sein kann, wünschen sich eine Fortführung der Angebote“, berichtet Anja Brinkmann. Und Sebastian Gallus ergänzt: „Wir wollen unsere ‚on demand‘-Offerten ausbauen. Mitglieder können sich dann passende Kurse eigenständig zusammenstellen.“ Der SV DJK Taufkirchen zeigt somit eindrucksvoll, wie man sich auf Mitglieder und deren Bedürfnisse einstellen und ein Anker in der    Krise sein kann.

 


  • Beim Online-Interview (von links oben nach unten): Daniela Scheyhing, Bildungsreferentin im Bundesprogramm „Integration durch Sport“; Anja Brinkmann, Übungsleiterin und Leitung Sportangebot beim SV DJK Taufkirchen; Sebastian Gallus, Geschäftsführer des SV DJK Taufkirchen; Martin Goerlich, Bildungsreferent im Bundesprogramm „Integration durch Sport“.
    Beim Online-Interview (von links oben nach unten): Daniela Scheyhing, Bildungsreferentin im Bundesprogramm „Integration durch Sport“; Anja Brinkmann, Übungsleiterin und Leitung Sportangebot beim SV DJK Taufkirchen; Sebastian Gallus, Geschäftsführer des SV DJK Taufkirchen; Martin Goerlich, Bildungsreferent im Bundesprogramm „Integration durch Sport“.
  • Dass Bewegung wichtig ist, wird auch in der Vereinsgeschäftsstelle vorgelebt.
    Dass Bewegung wichtig ist, wird auch in der Vereinsgeschäftsstelle vorgelebt.