DOSB-Vizepräsident Schneeloch zum Integrationsgipfel: "Der Sport kann einen wichtigen Teil zur Integration beitragen."

(ids) - Der neue Vizepräsident Breitensport des Deutschen Olympischen Sportbundes, Walter Schneeloch, ist für das Programm "Integration durch Sport" zuständig. In einem Interview beschreibt er die Erwartungen an den Integrationsgipfel, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel am 14. Juli eingeladen hat.

(07. 07. 2006) - Der neue Vizepräsident Breitensport beim Deutschen Olympischen Sportbund, Walter Schneeloch, ist für das Programm "Integration durch Sport" zuständig. In einem Interview beschreibt er die Erwartungen an den Integrationsgipfel, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel am 14. Juli eingeladen hat. Das Interview:

 

   Das Thema Integration hat in den letzten Monaten enorm an Brisanz gewonnen. Wodurch ist aus Ihrer Sicht die Entwicklung entstanden?

 

Walter Schneeloch: „Die Integration ist durch verschiedene Ereignisse im In- und Ausland wie beispielsweise die Ausschreitungen in Frankreich oder die drohende Schließung einer Hauptschule in Berlin durch Gewaltprobleme in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Durch diese Entwicklung hat die Integration einen neuen Stellenwert auch in der großen Politik erhalten, den Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt durch die Einberufung eines Integrationsgipfels dokumentiert. Bei diesem Gipfel sollen erstmals alle gesellschaftlichen Kräfte zusammen geführt werden.“

 

   Dem Sport wird eine starke Rolle in Sachen Integration zugetraut. Welche Kraft besitzt der Sport nach Ihrer Einschätzung?

 

Walter Schneeloch: „Der Sport, seine vielen Vereine und Verbände haben seit langem bei der Integration Verantwortung übernommen, nicht erst seit Verabschiedung der Grundsatzerklärung „Sport und Zuwanderung“ auf dem DSB-Bundestag 2004 in Bremen. Bereits seit 1989 bringt das Programm „Integration durch Sport“ dank der Förderung durch das Bundesministerium des Innern die Integrationsarbeit in den Vereinen massiv voran. Aber eines muss noch einmal deutlich gemacht werden: In den fast 90.000 Sportvereinen wird die Integration tagtäglich gelebt.“

 

   Muss nicht aufgepasst werden, dass der Sport nicht die gesamte Verantwortung tragen soll?

 

Walter Schneeloch: „Der Sport kann nicht alles das leisten, was die Gesellschaft nicht leisten kann, vor allem, weil wir ja nur auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis tätig sind. Allein wäre der Sport überfordert. Der Sport kann zwar einen wichtigen Teil zur Verstärkung der Integration beitragen, aber eben nur einen Teil, das muss uns klar sein.“

 

   Am 14. Juli hat Bundeskanzlerin Angela Merkel nun zum Integrationsgipfel eingeladen, zu dem auch der Sport eingeladen wurde. Welche Erwartungen haben Sie an eine solche Runde?

 

Walter Schneeloch: „Auf dem Integrationsgipfel soll meines Wissens nach ein Aktionsplan zur Integration erarbeitet werden, bei dem der Sport eine herausragende Rolle spielt. Zudem sollen für die Zukunft Foren zum Meinungsaustausch geschaffen werden. Wir im Sport haben mit dem Programm „Integration durch Sport“ ein solides Fundament und viele funktionierende best-practice-Beispiele geschaffen. Nun gilt es, das Programm weiter auszubauen und zu stärken, damit wir der wachsenden Verantwortung gerecht werden können.“

 

   Der Sport wird nach eigenem Bekunden in Berlin eine Reihe von Projekten für den Aktionsplan von Kanzlerin Merkel vorstellen. Können Sie schon grob umreißen, wie diese Ideen aussehen werden?

 

Walter Schneeloch: „Wir werden im Vorfeld des Gipfels ein Papier erstellen und an die Politik weiterreichen, auf dessen Grundlage dann das Kanzleramt die Umsetzung vorläufig planen kann. Die konkreten Ideen wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zum 14. Juli mitbringen, wenn die Aufgabenverteilung festgelegt wird. Der Sport übernimmt seit Jahren mit seinen bundesweiten Ebenen gesellschaftspolitische Verantwortung und hat die Kraft und Kompetenzen, diese auszubauen. Der Fokus wird auf eine aktivere Arbeit mit Jugendlichen, mit Migratinnen, mit Frauen im Sport gerichtet sein, denn gerade der Anteil der Migrantinnen im Sport ist auf einem niedrigeren Niveau als ihr Anteil in der Bevölkerung. Chancen gibt es aber auch für junge Männer, die auf der Suche nach einer Identität sind und eine höhere Gewaltbereitschaft besitzen. Diese Bereiche gilt es mit Modellprojekten anzugehen. Für den DOSB, der im Sport als Dachorganisation die Führungsrolle innehat, wird unser Präsident Dr. Thomas Bach ein entsprechendes Positionspapier überreichen. Neben Dr. Thomas Bach wird in Berlin noch Dr. Theo Zwanziger vom Deutschen Fußball-Bund dabei sein. Dieses ist sehr hilfreich, denn der DFB ist einer der wichtigsten DOSB-Partner bei der Integration, mit dem wir in unseren Netzwerk eng kooperieren.“

 

zurück