Dr. Christoph Bergner: "Ich will Sport und Integration fördern."

Dr. Christoph Bergner ist seit Ende November Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern und dort unter anderem zuständig für den Sport. Beim Bundesfinale der "Sterne des Sports“ in Berlin vertrat er den erkrankten Bundesinnenminister. Der gebürtige Sachse war von 1993-1994 Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und von 1995-98 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Seinen bisherigen Tätigkeitsschwerpunkt hatte er im Bereich Bildung.

   Herr Dr. Bergner, was kann der Sport in Vereinen bei der Integration leisten?

 

Dr. Christoph Bergner: "Sport hat erst einmal einen hohen Stellenwert bei Kindern und Jugendlichen, er ermöglicht Begegnung und hat präventive Wirkung, wenn es um Gewalt- oder Suchtprobleme geht. Wer Sport in Vereinen betreibt nimmt Anteil an der Gesellschaft und steht nicht außen vor. Der Sport ist also gewissermaßen eine Brücke zur Gesellschaft und stärkt und stützt diese durch sein Wirken."

 

   "Was kann das Programm 'Integration durch Sport' in diesem Zusammenhang leisten?"

 

Dr. Christoph Bergner: "Das BMI unterstützt das Projekt "Integration durch Sport" seit 1989 mit bisher insgesamt 74,6 Mio. Euro; im Jahr 2005 standen hierfür 5,415 Mio. zur Verfügung. Für 2006 wird eine Förderung auf gleichem Niveau angestrebt. Mit diesem finanziellen Polster setzt unser Haus die ca. 460 'Stützpunktvereine' in die Lage, sportinteressierte ZuwandererInnen – gleich welchen Alters – umfassend am sozialen Leben ihres Wohnumfeldes teilzunehmen. Da der Sport bekanntlich alle Sprachen spricht, können die Kontakte der MigrantInnen zur örtlichen Wohnbevölkerung verbessert und ihr Selbstwertgefühl in einer für sie oft schwierigen Eingewöhnungsphase gestärkt werden. Insbesondere junge Menschen, die Sport treiben und sich in Vereinen engagieren, leiden nicht an Ziellosigkeit und Langeweile, sie lassen sich nicht von radikalen Parolen beeindrucken. Sie sind immun gegen Drogen, Vandalismus und Kriminalität. Sport ist eine regelrechte 'Schutzimpfung'."

 

 

   In Deutschland sind 4 Millionen Freiwillige in rund 90 Tausend Vereinen organisiert. Wie kann man diese existierende Kraft bei der Integration künftig besser einsetzten?

 

Dr. Christoph Bergner: "Diese große Zahl freut mich natürlich. Die ehrenamtliche Arbeit, die in den Vereinen geleistet wird, ist unverzichtbar und könnte von der öffentlichen Hand gar nicht finanziert werden. In den Sportvereinen wird ja nicht nur sportspezifisches Fachwissen durch die Übungsleiter vermittelt, sondern auch soziale Kompetenz, das sollte man nicht vergessen. Dieser ehrenamtliche Aspekt der Vereinsarbeit darf nicht unter den Tisch fallen, zumal er in Zukunft noch wichtiger werden wird."

 

   Was kann die Arbeit in den Sportvereinen beim integrativen Prozess des Zusammenwachsens von Ost- und Westdeutschland leisten?

 

Dr. Christoph Bergner: "Die Stellung des Sports war in Ost und West recht unterschiedlich. In der DDR dominierte der Staatssport, es gab beachtliche Erfolge bei der Auswahl und Entwicklung von Spitzenkadern. In der alten Bundesrepublik entwickelte sich eine breite Vereinsbindung der Bevölkerung, die viele Potentiale weckte. Wir sollten versuchen, die positive Seiten beider Entwicklungslinien zusammen zu führen."

 

   Die Fußball-WM ist das beherrschende Thema in Deutschland und eigentlich ja auch ein integratives Ereignis, denn gemäß dem WM-Motto ist die 'Welt zu Gast bei Freunden'. Welche Rolle spielen hierbei die Fußballvereine?

 

Dr. Christoph Bergner: "Eine Fußball-WM wäre ohne die Arbeit in den Vereinen an der Basis gar nicht möglich. Das bleibt leider bei so einem großen Ereignis oftmals unerwähnt. Auch die großen Clubs, die heute hauptsächlich professionellen Sport anbieten, sind von den vielen kleinen Fußballvereinen abhängig."

 

   Der "Tag der Integration" war im vergangenen Jahr ein großer Erfolg. An welchem Datum wird der "Tag der Integration" denn in diesem Jahr stattfinden?

 

Dr. Christoph Bergner: "Für die umfassende Präsentation des BMI als Integrationsministerium wurde die enorme Publizitätswirkung des Berlin-Marathons genutzt, um das seit 1989 mit Bundesmitteln geförderte DSB-Projekt 'Integration durch Sport' (ehemals "Sport mit Aussiedlern") mit den flächendeckend tätigen ca. 460 Stützpunktvereinen darzustellen. Folglich wird der diesjährige Tag der Integration am 24. September stattfinden."