FOLKLORE, HIOHOP UND FLAMENCO – TÄNZERISCHE VIELFALT IN HAMBURG

Frankfurt (ids) Mit Aufführungen von folkloristischen Tänzen aus Russland, der Ukraine, Spanien und Deutschland zeigen die Tanztruppen der Trainerin Emilia Klein vom Internationalen Bund für Sozialarbeit und Migrantenhilfe in Hamburg, wie schön kulturelle Vielfalt sein kann. Im folgenden Interview geben Emilia Klein und die zwei langjährigen Trainingsteilnehmer Regina, 20, und Johanna, 19, Auskunft über ihre tänzerischen Aktivitäten.

IdS: Regina und Johanna, könnt ihr mal berichten, wie ihr zu Emilias Truppe gekommen seid?

Johanna: Eigentlich ist Emilia zu uns gekommen. Das begann alles vor neun Jahren, im Aussiedlerheim Bergedorf, da kam Emilia eines Tages vorbei, und fragte, wer Lust hätte, bei ihren Tanzkursen mitzumachen. Und Regina und ich, wir hatten halt Lust.

IdS: Und jetzt nach neun Jahren habt ihr offensichtlich immer noch Lust. Erzählt doch mal bitte, wie so ein Training bei Emilia abläuft ! 

Regina: Wir machen zuerst etwa eine halbe Stunde Techniktraining und Dehnübungen. Danach üben wir dann Choreographien von Tänzen ein. Manchmal folkloristische Tänze, manchmal auch etwas Moderneres, Hiphop oder Jazz, je nachdem.

Emilia: Ich komme aus Russland und wurde dort als Ballettmeisterin ausgebildet. Für meine Kurse verwende ich oft Übungen aus dem Ballett, an der Stange und in der Mitte. Das ist auch bei folkloristischen Tänzen und modernen Tanzstilen sehr nützlich, zum Beispiel für die Körperhaltung und die Armbewegungen.

IdS: Was sind denn das für folkloristische Tänze? Zu folkloristischen Tänzen aus Deutschland kann ich mir zum Beispiel wenig vorstellen.

Emilia: Wenn wir deutsche Folklore tanzen , dann meist deutsche Polka. Aus Russland nehmen wir unter anderem Kalinka, und aus Spanien Flamenco, bei den ukrainischen Tänzen kenne ich die Namen der Tänze gar nicht genau.

IdS:  Emilia, woher nehmen Sie denn die Choreographien und die Musik für die Tänze ?

Emilia: Das sind alles eigene Choreographien. Natürlich verwenden wir bestimmte Grundschritte- und -muster der jeweiligen Tanzstile, aber der Rest ist dann freie Improvisation. Die Musik wählen wir von verschiedenen kommerziellen CDs aus, je nach Tanzstil eher traditionell oder modern.

IdS: Regina und Johanna, was macht euch denn an den Tanzkursen soviel Spaß ? Gibt es unter den verschiedenen Tänzen irgendwelche, die ihr besonders bevorzugt ?

Regina: Ich würde sagen, dass gerade die Vielfalt der unterschiedlichen Tänze Spaß bringt, und dass wir immer neue Sachen machen. Außerdem haben wir viele Freunde in der Gruppe gefunden.

Johanna:  Ja, die Vielfalt ist wirklich toll. Außerdem hält das Tanzen einen fit. Früher waren auch noch Jungs in der Gruppe, das war natürlich auch toll (lacht).

IdS:   Du sagtest: „Früher waren auch noch Jungs in der Gruppe.“. Heißt das etwa, dass heute überhaupt keine Jungs mehr in der Gruppe sind ?

Johanna: Hier in dieser Gruppe gibt es momentan keine Jungs mehr. Es gibt aber auch noch andere Tanzgruppen, wo auch Jungs dabei sind.

Emilia: Insgesamt leite ich 5 Gruppen, von denen 3 reine Mädchengruppen und 2 gemischte Gruppen sind. In den gemischten Gruppen machen wir auch viel Paartanz.

IdS: Wie ist denn die altersmäßige Zusammensetzung der Gruppen ? Und aus welchen Nationen kommen die Gruppenteilnehmer ?

Emilia: Ich unterrichte jeweils Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen. Die Teilnehmer sind meist Aussiedler, bei den Kindern und Erwachsenen sind auch Deutsche und Angehörige anderer Nationalitäten dabei.

IdS: Woher kommt ihr denn, Johanna und Regina ?

Johanna: Ich komme aus Polen.

Regina: Ich komme aus Russland.

IdS: Es ist ja ein Klischee, dass die Menschen in Russland und Polen viel tanzen. Wie ist das denn beispielsweise in euren Familien. 

Johanna: Bei mir in der Familie bin ich die Einzige, die tanzt.

Regina: In meiner Familie tanze ich auch als einzige. Aber es stimmt schon, dass in Russland und Polen mehr getanzt als in Deutschland. Keine Ahnung, warum das hier nicht so verbreitet ist. Schade eigentlich.

IdS: Wenn ein Junge oder Mädchen aus Deutschland oder aus einer anderen Nation Interesse hätte, könnte er dann einfach mitmachen ?

Emilia: Natürlich, kein Problem. Für einen völligen Anfänger ist das zu Beginn vielleicht ein bißchen schwierig, aber man gewöhnt sich schon ein. Wir wollen im Oktober auch eine neue Gruppe für Anfänger starten, für die wir Teilnehmer aus allen Nationen gewinnen wollen.

IdS: Regina und Johanna, ihr habt doch sicher auch schon Auftritte gehabt. Erzählt doch mal !

Johanna: Wir haben sehr oft Auftritte. Das macht immer uns großen Spaß.

Regina: Wir treten an verschiedenen Orten auf: an Sommerfesten, an Schulen, bei Aussiedlertreffs, beim Pommernball, manchmal auch bei  Meisterschaften. Oft treten wir auch in Altenheimen auf.

Johanna: Ja, wir sind auch schon oft in Altenheimen aufgetreten. Die alten Leute sind immer sehr erfreut, wenn wir ihnen etwas in der Kaffeepause vortanzen. Natürlich gestalten wir unsere Programme dem Publikum entsprechend. Die Leute im Altersheim stehen beispielsweise eher auf Cha-Cha-Cha als auf Hip-Hop.

Regina: Und für verschiedene Stile tragen wir bei Auftritten auch verschiedene Kostüme, die wir selber genäht haben.

Emilia: Ich veranstalte auch regelmäßig selbst Feste, bei denen wir unsere Tänze aufführen. Bei diesen Festen haben wir immer eine Live-Band, die für das Publikum zum Tanz aufspielt. Wir tanzen dann immer bis in die frühen Morgenstunden.

IdS: So ein Fest würden wir auch gerne mal miterleben.

Emilia: Wenn ihr uns einladet, kommen wir auch mal zu euch, und machen ein großes Tanzfest.

IdS: Das ist ein Angebot! Vielen Dank für das Interview!