Fortbildung zum Thema Resilienz und Grenzen im Ehrenamt

In Neumünster erlebten Teilnehmende aus schleswig-holsteinischen Vereinen am 17. September ein spannendes Tagesseminar. Integrationslotse Ciulla Calogero aus Lübeck schildert in einem ausführlichen Bericht seine Eindrücke.

Foto: LSB Schleswig-Holstein
Foto: LSB Schleswig-Holstein

Was bedeutet Resilienz?
Das Wort „Resilienz“ hat seinem Ursprung im lateinischen „resilire“: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften. Die damit zusammenhängende Anpassungsfähigkeit ist der Prozess, bei dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Ihrem Verhalten reagieren ohne sich „vereinnahmen“ zu lassen. Das lateinische Wort wurde ergänzt mit dem englischen Wort „Resilience“. Es bedeutet Elastizität, Robustheit oder Widerstandsfähigkeit.
Mit Resilienz können die schwierigen Situationen oder Veränderungen im Leben erfolgreich gemeistert werden. Man schützt sich von Rückschlägen und lässt sich nicht unterkriegen. Auch für unsere ehrenamtliche Tätigkeit als Integrationslotsen zur Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten ist dies von Bedeutung.
Bei der von Karl Hagemeister geleiteten Fortbildung in Neumünster haben die meisten von uns viel neues gelernt und erfahren, wie wichtig es ist, sich selbst zu schützen.
Unsere Hilfe wird nicht immer geschätzt und es ist für viele keine Selbstverständlichkeit. Wir helfen Flüchtlingen und Migranten aus anderen Ländern und sie verstehen vieles nicht. Sie brauchen sofort Hilfe, am besten rund um die Uhr, und zwar bei Behördengängen, bei Fragen zu den Themen Bleiberecht, Arbeit, Schule, Sport und bei Fragen zu der für Sie unbekannten Umgebung.
Wir stehen sehr oft allein und haben oft große Probleme, um zu erklären, dass es nicht immer so einfach ist. Das solche Probleme latent sind, hat man am Wochenende bei vielen Gesprächen mit den anwesenden Integrationslotsen bemerkt. Deshalb ist es sehr wichtig, sich Grenzen zu setzen um resilient zu werden.
Ich habe zusätzlich im Internet recherchiert und dort von den 7 Säulen der Resilienz erfahren. Ich erfuhr von den Faktoren, die ein Mensch benötigt, um schwierige Situationen gut zu überstehen. Diese Resilienzfaktoren helfen dabei, bei Schwierigkeiten oder bei belastenden Situationen besser zu reagieren.
Diese Resilienzfaktoren sind: Optimismus, Empathie, Steuerung von Emotionen, Kontrolle von Impulsen, Zielorientierung, Selbstüberzeugung, Kausalanalyse, Hilfsnetzwerk aufbauen, Änderungen vornehmen oder akzeptieren.

Was allgemein immer sehr wichtig ist: Stress vermeiden und auf sich achten.

Optimismus:

Diese Säule ist die Basis. Ohne diese positive Haltung kann das ganze Konzept nicht funktionieren. Eine Krise sollte lediglich als Phase angesehen werden, die, wenn überstanden, im besten Fall sogar hilft etwas zu lernen. Man sollte nicht an die Fehler denken, die man gemacht hat, sondern an die Komplimente, die man anschließend bekommt.

Empathie:

Dies ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Damit ist man in der Lage die Gefühle anderer Personen zu verstehen und nachzuempfinden. Wenn man die Menschen versteht, ist es am besten und es führt zu einer verbesserten Kommunikation.

Steuerung von Emotionen:

Man muss nicht übermäßig emotional reagieren. In den Momenten, in denen man sich vielleicht persönlich angesprochen oder sogar angegriffen fühlt, sollte man besonnen reagieren. In solchen Fällen könnten die Situationen eventuell nichts mit der eigenen Person zu tun haben. Wenn man emotional und aufgewühlt ist, sollte man damit umgehen können und man sollte lernen, sich innerhalb kurzer Zeit zu beruhigen. Man reagiert möglichst nicht auf Provokationen, persönliche Angriffe und Beleidigungen. Man bleibt ruhig, auch wenn es schwerfällt!

Kontrolle von Impulsen:

Die Impulskontrolle hängt eng mit der Emotionssteuerung zusammen. Manchmal sind die Grenzen hier fließend. Das bedeutet, dass Sie in der Lage sind, die Impulse zu steuern. So kann man impulsives Verhalten, was keinen Nutzen bringt, eliminieren und sich diszipliniert auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren. Das kann zu besseren Ergebnissen und einer effizienteren Arbeitsweise führen.
Man kann erkennen, dass man während eines Arbeitstages mehr erledigen kann, sofern man sich nicht ablenken lässt und sich selbst Regeln auferlegt, die dabei helfen, effizienter zu arbeiten. Das kann zum Beispiel bedeuten, nicht ständig E-Mails, SMS oder Infos zu lesen, sondern nur zu bestimmten Zeiten.

Zielorientierung:

Man sollte zukunftsorientiert denken und handeln. Die Ziele im Auge behalten, auch wenn die Situation sich ändert. Umwege oder Krisen bedeuten nicht Verzweiflung, man handelt trotzdem diszipliniert, lösungsorientiert und negative Ereignisse fallen nicht ins Gewicht. Man löst konzentriert und pragmatisch die Probleme.

Selbstwirksamkeitsüberzeugung:

Das bedeutet ein Vertrauen in sich selbst. Auch bei schwierigen Aufgaben ist man in der Lage in problematischen Situationen richtig zu handeln. Das erfordert nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch die nötige Flexibilität, um auf unerwartete Situationen zu reagieren. Damit ist man in der Lage, diese Situationen erfolgreich zu bewältigen.

Kausalanalyse:

Hierbei fragt man sich: Warum ist ein Fehler entstanden. Man findet die Gründe heraus für die Missgeschicke und sucht diese nicht immer bei sich selbst. Auch die Analyse zu den eigenen Gefühlen und Reaktionen auf eine bestimmte Situation gehört dazu. Das kann dabei helfen, Energien sinnvoller einzusetzen. Nach einem Fehler sollte man sich deshalb mit den wahren Gründen auseinandersetzen, die zu diesem Fehler geführt haben. So hat man die Chance, sich emotional davon zu lösen und es in Zukunft besser zu machen.

Hilfsnetzwerk aufbauen:

Ein eigenes Support-Netzwerk kann sehr nützlich sein und helfen, mehr Selbstwertgefühl zu entwickeln. Dieses Netzwerk sollte nicht nur aus Personen aus dem privaten Umfeld bestehen, sondern auch aus Mitstreiterinnen sein. Menschen, die sich schon einmal in einer ähnlichen Lage befunden haben, können Erfahrungen teilen und mit Ratschlägen weiterhelfen. Bei problematischen Situationen bekommt man die nötige Unterstützung, Tipps und Ratschläge, um eine bestimmte Situation meistern zu können. Zudem ist es für das eigene Ego eine positive Bestätigung, die das Selbstbewusstsein und die Motivation stärkt.

Änderungen vornehmen oder akzeptieren:

Es ist nicht alles kontrollierbar. Wenn eine Situation problematisch ist, sollte man sich fragen, ob man es schaffen kann, diese Situation zu verbessern. Vielleicht muss man die eigene Verhaltensweise ändern. Ist man dazu nicht in der Lage, dann akzeptiert man es wie es ist. Man macht das Beste daraus und man arbeitet mit positiven Affirmationen. Man muss sich im Klaren sein, dass auch diese Situation irgendwann der Vergangenheit angehört und andere Dinge wichtiger geworden sind.

Stress vermeiden und auf sich achten:

Stress ist einer der Faktoren, der häufig dazu führt, dass man weniger resilient ist. Deshalb muss man versuchen, Stress möglichst zu vermeiden. Sicherlich ist dies nicht immer möglich. Deshalb achtet man auf eine gute Balance und man lernt, öfter nein zu sagen, oder zusätzliche Verantwortung für einige Fälle zu übernehmen. Auf sich zu achten und eigenen Bedürfnissen Priorität zu geben, kann ihren Körper und Ihre Seele resilienter machen.

 

Am Ende des Seminars haben wir auf ein selbst gemaltes Fass unsere negativen und positiven Gedanken geschrieben, um herauszufinden inwieweit wir schon innerlich involviert sind. Für zuhause haben wir in eine „Arbeitstasche“ das hinein getan was uns gut tut.

Resilienz und Grenzen im Ehrenamt sind wichtige Themen und trafen am Seminarwochenende meinen Nerv und, wie ich bemerkt habe, auch den Nerv der meisten Teilnehmenden.
 

Bericht von Ciulla Calogero

Integrationslotse für den Sport und Flüchtlingsbeauftragter bei Roter Stern Lübeck


  • Foto: LSB Schleswig-Holstein
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