FÜNF FRAGEN AN DR. ALBERT MAXIMILIAN SCHMID PRÄSIDENT DES BUNDESAMTES FÜR DIE ANERKENNUNG AUSLÄNDISCHER FLÜCHTLINGE

Sport und Integration hat sich erfolgreich bewährt – „Den Netzgedanken ausbauen“            

 

DSB Presse: Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ist eine neue Einrichtung des Bundes. Können Sie einmal ganz kurz seine Funktion beschreiben, und welche Aufgaben es künftig übernimmt?

Schmid: Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und feiert in diesem Jahr bereits sein 50-jähriges Bestehen. Hauptaufgabe des Bundesamtes ist nach wie vor die Durchführung und Entscheidung der Asylverfahren ausländischer Flüchtlinge. Seit 1. Januar 2003 hat das Bundesamt eine Fülle neuer Aufgaben im Bereich der Förderung der sprachlichen, gesellschaftlichen und sozialen Integration von Ausländern und Aussiedlern übertragen bekommen, wie z.B. die Sprachförderung für ausländische Arbeitnehmer, die Gewährung von Zuschüssen zur Ausländersozialberatung und ausgewählte Projektmaßnahmen wie die Förderung des Projektes „Integration durch Sport“ des Deutschen Sportbundes. Das Bundesamt ist die nationale Zentralstelle zur Verwaltung des Europäischen Flüchtlingsfonds und fördert Projekte für Flüchtlinge und Vertriebene, die sich auf die Aufnahmebedingungen und die Integration von Personen mit Bleiberecht in Deutschland beziehen. Auf der anderen Seite fördert und unterstützt das Bundesamt auch die freiwillige Rückkehr von Menschen, die nicht in Deutschland bleiben können oder wollen, in ihre Herkunftsländer. Ein beim Bundesamt eingerichteter Sachverständigenrat für Zuwanderung und Integration unter Vorsitz von Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth hat die Aufgabe, regelmäßig die innerstaatlichen Aufnahme- und Integrationskapazitäten sowie die aktuelle Entwicklung der Wanderungsbewegungen darzustellen.

DSB PRESSE: Welche Verbesserungen ergeben sich durch die neuen Aufgaben?

Schmid: Durch die neuen Kompetenzen wird das Bundesamt zur Schaltstelle für die wesentlichen fachlichen und steuerungspolitischen Aufgaben in Zuwanderungs- und Migrationsfragen. Die Prüfung und Bearbeitung von Förderanträgen aus den unterschiedlichsten Integrationsfeldern liegen nun in der Zuständigkeit des Bundesamtes. Die Zusammenlegung dieser Aufgabenbereiche hat bereits zum jetzigen Zeitpunkt zu einer Reduzierung der Fragmentierung und zu deutlichen Synergieeffekten auf Bundesebene geführt. Dies zeigt sich im Einzelnen bei der Abgleichung von

Konzeptionen, der Vermeidung von Doppelförderungen und einem Überblick über die Trägerlandschaft in Deutschland.

DSB Presse: Zu den Aufgaben-Gebieten des Hauses gehört auch die Koordination der bundesweiten Angebote des Sports. Welche Rolle kann der Sport bei der angestrebten besseren Integration von Migranten und ausländischen Mitbürgern einnehmen?

Schmid: Das Projekt „Integration durch Sport“  - früher „Sport mit Aussiedlern“  -  bietet  bundesweit einer beträchtlichen Anzahl von Menschen die Chance, sich über sport- und  freizeitorientierte Aktivitäten in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.  Wie bereits im Sportbericht der Bundesregierung vom 20. Juni 2002 aufgeführt,  kann der Sport dazu beitragen, vorhandene Vorurteile und Ängste Fremden gegegenüber abzubauen, Fairness, Teamgeist und Respekt vermitteln und gerade Jugendlichen die Möglichkeit einer Orientierung geben. Er leistet weiterhin einen beachtlichen Erfolg im Bereich der Prävention bei der Drogen-, Gewalt- und Kriminalitätsbekämpfung. Der Sport hat daher nicht nur einen spielerischen Charakter, sondern auch eine wichtige soziale und pädagogische Aufgabe in der Gesellschaft.

DSB Presse: Die Programme des Sports wie „Sport mit Aussiedlern“ und Sport und Integration“ laufen schon viele, viele Jahre. Wird es bei der jetzigen Ausrichtung bleiben, oder ist mit einer Verschiebung von Mitteln zu rechnen?

Schmid: Die erfolgreiche Integration von Migranten ist eine zentrale Aufgabe der Zukunft der deutschen Gesellschaft. Ohne eine aktive Teilhabe am ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Leben in der Aufnahmegesellschaft ist eine Integration nicht möglich. Der Integrationsprozess ist eine Verpflichtung, die beide Seiten eingehen: sowohl der Zuwanderer als auch die Aufnahmegesellschaft müssen ihren Beitrag dazu leisten. Für die Bundesrepublik Deutschland bedeutet das die Bereitstellung der inhaltlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen und der Finanzmittel. Mit welchem Volumen und mit welchem Schwerpunkt die Mittelverteilung erfolgt, legt die Bundesregierung mit Zustimmung des Parlamentes anhand der jeweiligen Erfordernisse fest. Das Projekt Integration durch "Sport für alle - Sport für Aussiedler" läuft seit 1989 und hat sich seither erfolgreich bewährt. Das neue Programm "Integration durch Sport" führt diese erfolgreiche Arbeit weiter.

DSB Presse: Sind die Möglichkeiten des Sports bereits ausgeschöpft oder kann seine Rolle künftig noch gestärkt werden?

Schmid: Nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden könnte! Auch ein sehr erfolgreiches Programm muss sich immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen, damit es weiterhin erfolgreich bleibt. In diesem Sinne wird in Zukunft immer mehr die Verzahnung von Einzelmaßnahmen verschiedener Träger in einem Netzwerk von Bedeutung sein. Bereits jetzt wird in vielen Projekten mit anderen Zuwendungsempfängern, aber auch z.B. mit kommunalen Trägern, Polizei und Bildungseinrichtungen gearbeitet. Diesen Netzwerkgedanken müssen wir ausbauen, um die Maßnahmen noch gezielter und flächendeckender durchführen zu können.  Einzelne Maßnahmen sind auf ihre Nachhaltigkeit hin zu überprüfen, damit ein Wirken über die jeweilige Förderung hinaus Gewähr leistet wird. Auch die weitere Stärkung des Ehrenamtes und die Motivation von Bürgerinnen und Bürgern für ein soziales Engagement sind wünschenswert.  Im Hinblick auf ein gemeinsames Europa kann der deutsche Sport beispielhaft vorangehen und seine bereits erreichten Ziele als Modell für erfolgreiche Integration zur Verfügung stellen.Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, die bereits geleisteten großen Verdienste des DSB zu würdigen und hoffe auch für die Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit.