Nach dem ersten Wochenende und erst neun Veranstaltungsorten konnte der bundesweite Staffellauf „Deutschland läuft für Frieden und Toleranz" schon mehr als 11.000 Teilnehmer und sage und schreibe 43.599 gelaufenen Kilometer registrieren. Wie lautet Ihre erste Zwischenbilanz?
Gerry Kley: Ich freue mich natürlich, dass die Staffellaufserie des Deutschen Sportbundes und der Sportministerkonferenz an den bisherigen Austragungsorten auf eine so große Resonanz gestoßen ist und vor allem, dass bundesweit in 40 Städten für Frieden und Toleranz gelaufen wird. Dabei geht es ja nicht vordergründig darum, wie viele Runden bestritten werden, auch wenn der sportliche Ehrgeiz bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unverkennbar ist. Es ist schon beeindruckend - und das konnte ich in Potsdam bei der Eröffnung der Laufserie und in meiner Heimatstadt Halle (Saale) selbst erleben - wie über die sportliche Leistung das Bekenntnis zum Anliegen der Laufserie erfolgt und wie unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft Sport verbindet. Die bisherigen Staffelläufe haben schon jetzt gezeigt, dass die Last der Vorbereitung dort auf breitere Schultern verteilt werden konnte, wo bewährte Strukturen und Vernetzungen im Rahmen des Programms „Integration durch Sport" bestehen.
Für die noch bevorstehenden Läufe drücke ich den Veranstaltern die Daumen und hoffe, auf eine weiterhin große Resonanz und darauf, dass die bundesweite Staffellaufserie weiter erfolgreich für ein Deutschland der Toleranz und des Friedens wirbt.
Ist die große Resonanz nicht ein Zeichen dafür, wie wichtig die Integration von vielen Menschen genommen wird, viele dort aber auch noch einen Schwachpunkt unserer Gesellschaft sehen?
Gerry Kley: Ja, sicher. Es ist ein Zeichen, wie wichtig vielen Bürgerinnen und Bürgern die Integration von Migrantinnen und Migranten ist. Aber es darf uns nicht darüber hinweg täuschen, wie wenige von uns letztlich in den alltäglichen Integrationsprozess bewusst involviert sind, was wir von den Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Integration wirklich wissen. Nach wie vor ist in Deutschland die Integration von Migrantinnen und Migranten im Alltag schwierig und keine Selbstverständlichkeit. Für den Integrationsprozess bedarf es der permanenten Sensibilisierung und Begleitung aus dem politischen Raum.
"Klar muss auch sein, dass Kürzungen wie in diesem Fall Handlungsoptionen reduzieren und damit Erfolgschancen hemmen. Bisher Geleistetes wird so gefährdet und Folgekosten werden anderweitig hervorgerufen. Schon deshalb hoffe ich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist."
Integration ist ein ganz sensibles Thema, wie die Gewaltbereitschaft vieler ausländischer Jugendlicher immer wieder zeigt. Sie bedarf noch viel Unterstützung, wie sie gerade der Staffellauf auch aus der Politik erfährt. Ist es da nicht das falsche Signal, wenn gerade in diesem Feld jetzt drastisch gekürzt werden soll, wie es vom Bundesinnenministerium angekündigt wurde?
Gerry Kley: Das Bundesprogramm „Integration durch Sport" hat sich bewährt und ist auch künftig erfolgversprechend. Viele Kommunal-, Landes- aber auch Bundespolitiker erfahren gerade in diesen Tagen als Schirmherren der einzelnen Laufveranstaltungen, wie wichtig Sport für die Integration ist. Die Erfolge werden nicht mit Aktionismus und leeren Bekenntnissen erzielt, sondern müssen hart und mit Kontinuität erarbeitet werden. Den Akteuren des Bundesprogramms „Integration durch Sport" ist auch in der Vergangenheit immer viel für ihre Aufgabe abverlangt worden. Mit Herzblut ist so manches doch noch erreicht worden. Das war und ist unbezahlbar. Wir wissen natürlich alle, dass Kosten im Normalfall nicht mit Enthusiasmus beglichen werden. Da schmerzt jeder fehlende Cent und jeder fehlende Euro. Als Landesminister weiß ich um die Reduzierungszwänge beim Haushalt. Ich sage aber auch, dass die zuständigen Sportminister der Länder das Manko nicht kompensieren können. Klar muss auch sein, dass Kürzungen wie in diesem Fall Handlungsoptionen reduzieren und damit Erfolgschancen hemmen. Bisher Geleistetes wird so gefährdet und Folgekosten werden anderweitig hervorgerufen. Schon deshalb hoffe ich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Brandenburgs Sportminister Reiche hat als Vision die Ausdehnung der Staffellauf-Serie auf die wichtigsten EU-Hauptstädte vorgeschlagen. Was halten Sie von dieser Idee?
Gerry Kley: Denkbar ist es schon, auf europäischer Ebene eine ähnliche Staffellaufserie durchzuführen. Es hat einen besonderen Reiz, das geb’ ich zu. Aber: Wer so einen Vorschlag macht, sollte sich zugleich verpflichtet fühlen, ein umsetzungsfähiges Konzept vorzulegen. Der Deutsche Sportbund und seine Partner vor Ort haben weit über das Programm „Integration durch Sport" hinaus eine immense organisatorische Arbeit geleistet, ohne die die bundesweite Laufserie nicht durchführbar gewesen wäre. Ein Staffellauf auf europäischer Ebene ist eine deutlich größere Dimension.