Gualtiero Zambonini kämpft für kulturelle Vielfalt und mehr Personal

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) will den Integrationsaspekt für Zuwanderer stärker als bisher in seinen Programmen verankern. Aus diesem Grund ernannte der größte Sender der ARD im Mai 2003 erstmals aus eigenen Reihen einen Beauftragten für Integration und kulturelle Vielfalt.

Der vor 35 Jahren aus Rom eingewanderten Gualtiero Zambonini, schon als Leiter von“Funkhaus Europa, für ein mehrsprachiges Hörfunkprogramm im WDR zuständig, möchte im Sender erreichen, dass dieser spezielle Blickwinkel Normalität wird.

 

 

Die ersten Monate in seiner neuen Funktion hat der studierte Philosoph nun hinter sich. “Zunächst wollten wir eine Bestandsaufnahme machen, inwieweit der Integrationsgedanke in unseren Sendungen berücksichtigt wird”, meint Zambonini. "Da fangen wir beim WDR sicherlich nicht bei null an." Wichtig ist ihm auch die Fragestellung, wie größere Mehrheiten unter den Zuschauern und Hörern für das Thema interessiert werden können. Gerade laufen zwei Untersuchungen an: Zum einen will der WDR klären, wie das Medienverhalten von Migranten ist. Zum anderen soll eine Inhaltsanalyse der eigenen TV-Programme unter diesem speziellen Aspekt vorgenommen werden.

 

Castings für Mitarbeiter sind im Gange

 

Bei seinem zweiten Schwerpunkt tut sich der Journalist ein wenig schwer. “Es geht um die Gewinnung von Journalisten mit Migranten-Hintergrund, die ein breites Publikum ansprechen können”, erklärt Zambonini. “Da sind Castings im Gange. Der Markt gibt im Moment nicht viel her.”Daher wollen wir mit einer gezielten Förderung von Talenten beginnen Ab dem Sommer 2004 wird außerdem die Integration auch Thema bei der Schulung von Führungskräften, um deren interkulturelle Kompetenz zu fördern. “Wir brauchen dabei sicherlich einen langen Atem, aber wir fangen an, etwas zu bewegen”, meint der Routinier.

 

 

"Sportler sind Vorbilder"

 

 

Der Sport ist im Programm für Zambonini eine ganz wichtige Sache, denn gerade für den Sport würden sich Migranten stark interessieren. “Sportler sind Vorbilder”, betont er. Als Paradebeispiel verweist er auf Anthony Baffoe. Der gebürtige Ghanaer war lange Jahre als Fußball-Profi aktiv, unter anderem in Köln, spricht perfekt Kölsch und moderiert seit Neuestem die Sonntagsabend-Sendung “Sport im Westen”.

 

 

Baffoe moderiert "Sport im Westen"

 

 

Baffoe scheint sich beim Publikum und bei den Gästen durchgesetzt zu haben. “Baffoe kommt wunderbar an. Er ist ein Magnet, die Quote ist mit ihm gestiegen”, verweist Zambonini auf eine erfolgreiche Veränderung in den Strukturen.

 

Frankreich mit Multi-Kulti-Truppe

 

 

Was der Sport an Integration leisten kann, zeigt sich für Zambonini auch an der Fußball-Nationalmannschaft von Frankreich, die 1998 Welt- und zwei Jahre später Europameister wurde, “und das mit einer multikulturellen Mannschaft”. Diese gemischte Zusammensetzung von Fußballteams ist für Zambonini vor allem auf der lokalen Ebene in Deutschland mittlerweile Alltag geworden. “Der Sport spricht einfach die Emotionen an, und die Integration ist kein rationaler Prozess, sondern sie gelingt am besten über die Schiene der emotionalen Akzeptanz”, ist sich der langjährige Programmmacher sicher.