Integration nach Rheinbacher Art - Die zweite Erfolgsgeschichte des Pjotr Surikow

Eigentlich heißt Herr Surikow ja Pjotr. Aber viele nennen ihn Peter hier in Rheinbach nahe Bonn, seinem neuen Zuhause. Der 60-Jährige ist eine richtige Berühmtheit, und das hat nur teilweise mit seiner Vergangenheit zu tun. Sogar eine Ausstellung im Rathaus wurde ihm jetzt gewidmet, weil er sich um die Integration von Aussiedlern verdient gemacht hat.

Peter Su­ri­kow (vorn): Trainer und "In­tegra­tions­meis­ter" (alle Fo­tos: Lan­des­sport­bund NRW).
Peter Su­ri­kow (vorn): Trainer und "In­tegra­tions­meis­ter" (alle Fo­tos: Lan­des­sport­bund NRW).

Eine internationale Größe

 

In der Ringerszene weiß mit dem Namen Surikow wohl fast jeder etwas anzufangen: Zweimal Welt- und dreimal Europameister war der Mann aus Kasachstan, dazu unzählige kasachische Titel und auch internationale Erfolge als Trainer. Vor acht Jahren kam Surikow mit seiner deutschstämmigen Ehefrau Elvira und seinen Kindern nach Deutschland.

 

Auf zu neuen Ufern

 

Natürlich hat er das Ringen auch in seiner neuen Heimat nicht aufgegeben. Allerdings ist sein Schwerpunkt jetzt nicht mehr der Spitzensport. In Rheinbach traf Surikow auf Aussiedler aus den verschiedensten ehemaligen Sowjetrepubliken, die erkennbar Integrationsprobleme hatten. "Die jungen Leute lungerten auf der Straße herum. Sie haben geraucht und Alkohol getrunken, sich schlecht benommen. Ich dachte: 'Man muss etwas tun, damit sie von der Straße wegkommen'", erinnert sich Surikow. Außerdem wollte er selbst wieder aktiv werden.

 

Training anstelle von Zigaretten und Alkohol

 

Er ging auf die Jugendlichen zu, bat ihnen an, sie zu trainieren. Es gab nur eine Bedingung, nämlich die Finger von Nikotin und Alkohol zu lassen, denn: "Man kann nicht rauchen oder trinken und gleichzeitig vier Mal die Woche hart trainieren." Erste Trainingseinheiten wurden mangels einer Sporthalle im Wald absolviert. Seit nunmehr viereinhalb Jahren ist Surikows mittlerweile 80 Jungen und Mädchen starke Truppe unter dem Dach des alteingesessenen TuRa Oberdrees aktiv, wo die jungen Aussiedler auf Einheimische treffen. Das Projekt "Ringen in Rheinbach" wird mit Mitteln des DSB-Programms "Integration durch Sport" gefördert. Die Rheinberger sind so begeistert, dass sie den "Förderkreis der Ringerabteilung von TuRa" gegründet haben. Letzterer initiierte nun die Ausstellung "Integration durch Sport" im Rheinbacher Rathaus, die neben Dokunmenten und Trophäen Surikows auch Bilder und Berichte über die "Integration nach Rheinbacher Art" zeigte.

 

Surikows ist nicht nur da, wenn seine Schützlinge kämpfen. Er und seine Frau Elvira unterstützen Aussiedler auch im Kampf mit Problemen aller Art, stehen mit Rat und Tat zur Seite.

 

Für die Zukunft wünscht sich Surikow selbst vor allem eines: "Ich möchte, dass noch mehr Deutsche bei uns trainieren, im Training selbst sprechen wir nur deutsch. Wenn man in einem Land lebt, sollte man auch die Landessprache sprechen." Allerdings gibt es bei einigen älteren Aussiedlern auch Vorbehalte: "Sie fürchten, dass die Jungen bald kein Russisch mehr können", sagt Surikow. "Ich verstehe das, mein Enkel Kirill spricht auch besser deutsch als russisch. Aber schließlich ist hier auch sein Zuhause."


  • Peter Su­ri­kow (vorn): Trainer und "In­tegra­tions­meis­ter" (alle Fo­tos: Lan­des­sport­bund NRW).
    Peter Su­ri­kow (vorn): Trainer und "In­tegra­tions­meis­ter" (alle Fo­tos: Lan­des­sport­bund NRW).