Interview mit Navina Omilade, deutsche Fußball-Nationalspielerin von Turbine Potsdam zum Thema Integration: "Wir wollen Zeichen gegen Rassismus setzen."

Sie ist eine erfolgreiche deutsche Fußball-Nationalspielerin mit Migrationshintergrund. Und sie bereit, sich für eine bessere Integration einzusetzen. Die dunkelhäutige Navina Omilade, Fußball-Nationalspielerin von Turbine Potsdam, unterstützt ein außergewöhnliches Street-Fußball-Event auf Elbe und Havel.

Navina Omilade engagiert sich für mehr Toleranz (Foto: Turbine Potsdam).
Navina Omilade engagiert sich für mehr Toleranz (Foto: Turbine Potsdam).

   Leider sind in letzter Zeit in Deutschland wieder vermehrt Vorfälle mit rassistischem Hintergrund vorgekommen. Sie kommen zwar aus Mönchengladbach, haben aber eine dunkle Hautfarbe. Mussten Sie selbst schon einmal bittere Erfahrungen mit rassistischem Verhalten machen?

 

Navina Omilade: "Ich kann von Glück sagen: Mir ist eine solche Situation bisher noch nicht widerfahren. Aber im Frauen-Fußball verhalten sich die Fans auch nicht so ausfallend wie bei Männern. Zudem spielen wir meist nicht vor so großen Fangruppen, sondern vor viel kleineren Kulissen von 500 bis 1.500 Zuschauern. Auch im alltäglichen Leben ist mir noch nichts passiert. Aber ich bekomme es ja schon mit. Hier in Potsdam hatten wir einen Übergriff auf einen Äthiopier. Dann gab es in der Regionalliga die Vorfälle bei Sachsen Leipzig mit dem nigerianischen Spieler. Das ist alles sehr schade, dass es genau im Vorfeld zur Weltmeisterschaft passiert. Aber der Rassismus ist ja nicht auf Deutschland beschränkt, auch in Spanien wurde Eto´o, der Stürmerstar von Meister FC Barcelona, schon mit Schmährufen beleidigt."

 

   Was kann man tun, um gegen solche Vorfälle anzugehen?

 

Navina Omilade: "Wir müssen einfach offen mit dem Thema umgehen. Es muss in den Medien aufgegriffen und behandelt werden, damit es in das Bewusstsein der Menschen getragen wird. Die Leute dürfen einfach nicht wegschauen, wenn sich in ihrem direkten Umfeld etwas ereignet. Diese Veränderung müssen wir erreichen."

 

   Der Deutsche Fußball-Meister Turbine Potsdam mit Ihnen an der Spitze hat jetzt die Patenschaft für die "WM Extra Tour" der Brandenburger Sportjugend übernommen, die nach den Regeln des Straßenfußballs für Toleranz gespielt und durch das Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes „Integration durch Sport“ und das Bundesministerium des Innern gefördert wird. Mit einer spektakuläre Aktion, einem Turnier auf einem Schubverband auf der Havel und der Elbe in vier Bundesländern, wird dort für mehr Toleranz und Verständnis geworben. Was hat Sie dazu bewogen?

 

Navina Omilade: "Wir versuchen, immer Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Als die Geschichte mit dem Äthiopier in unserer Stadt passiert war, haben wir gleich bei unserem nächsten Heimspiel entsprechende Plakate aufgehängt. Wir haben uns als Mannschaft gegen Rassismus eingesetzt. Wir nehmen gerne an solchen Veranstaltungen teil. Deshalb war es für uns auch keine Frage, dass wir die WW extra Tour unterstützen. Dort spielen Deutsche und Migranten auf engem Raum zusammen. Mit einer solch außergewöhnlichen Aktion wird Interesse auf dieses Thema gelenkt.

Der Fußball steht einfach in der Öffentlichkeit und kann auf die Probleme aufmerksam machen. Ich weiß zwar nicht, was der Fußball, der Sport alleine bewirken können. Aber jetzt bei der Weltmeisterschaft können wir den angereisten Besuchern zeigen, dass das Motto "Zu Gast bei Freunden" einfach stimmt. Alle können nun erleben, wie schön es bei uns in Deutschland ist und dass der Sport verbindet."

 

   Was kann der Sport denn im normalen Alltag bei der Integration von Ausländern und Aussiedlern bewirken?

 

Navina Omilade: "Der Sport lebt doch einfach vor, dass Menschen mit unterschiedlichsten Hautfarben ohne Probleme zusammen in einer Mannschaft agieren können. Für eine solche Integration ist nicht einmal eine einheitliche Sprache notwendig. Probleme beim Zusammenspielen sind überhaupt kein Thema bei uns. Wir können darüber hinaus den Menschen, die unsere Spiele sehen, dieses funktionierende Zusammenspiel vorleben, damit sie sich dann ganz genauso verhalten."

 

Für Rückfragen steht zur Verfügung.

Uwe Koch

Brandenburgische Sportjugend

Projektleiter  

Am Fuchsbau 15a

14554 Seddiner See

Tel.: 033205 - 54986

Fax.: 033205 - 54977

Mobil: 0172 – 321 80 67


  • Navina Omilade engagiert sich für mehr Toleranz (Foto: Turbine Potsdam).
    Navina Omilade engagiert sich für mehr Toleranz (Foto: Turbine Potsdam).