MEIN LIEBLINGSSPORT

Ein Text von Tooba Saima

Ich bin Tooba und ich komme aus Pakistan. Heute erzähle ich euch von meinem Lieblingssport.  

Ich spiele, seit ich 11 bin. Früher nahm ich sehr eifrig an allen außerschulischen Aktivitäten in meiner Schule teil. Von der sechsten bis zur zwölften Klasse habe ich viele Male bei Bezirks- und Bundeswettbewerben mitgemacht. Ich bin fünf Jahre lang eine gute Athletin gewesen. Mein Lieblingssport waren die 50 Meter-, 100 Meter- und 200 Meter-Rennen, Weitsprung, Hochsprung, Radfahren, Volleyball, Badminton und Basketball. Ich habe viele Pokalmedaillen und Preise für meine Schule gewonnen.

Aber als ich aufs College ging, gab es nicht viele Möglichkeiten, Sport zu machen. Der Hauptgrund dafür war das Sportverbot für Mädchen, denn in unserer Gesellschaft dürfen Mädchen überhaupt keinen Sport treiben. Meine Familie hat mich jedoch immer unterstützt und ermutigt. Nach unserer College-Zeit haben einige Mädchen allein Basketball gespielt, also bin ich jeden Tag mit ihnen zum Training gegangen.

Doch nach und nach hörten die Mädchen auf zu spielen, weil einige von ihnen nach dem College nicht dortbleiben durften. Und so habe ich auch aufgehört zu spielen und geheiratet und bin nach Deutschland gekommen.

Neue Motivation

Als ich hierherkam, sah ich auf der Straße oft Mädchen, die Sporttaschen trugen und verschiedene Sportarten machten, die ich auch wieder spielen wollte. Ich habe ein paar Leute gefragt, wo ich mich zum Sportmachen melden kann, aber ich habe keine konkreten Informationen erhalten.

Dann, eines Tages, als ich an der Straße vorbeiging, sah ich eine Werbung für Basketball. Und ich bin gleich am nächsten Tag hingefahren und habe mich vorgestellt. Es war ein riesiges Sportzentrum und hieß ETV. Eine Frau im Büro gab mir einige Nummern und sagte, dass ich ihren Sportverein kontaktieren und dort spielen könnte. Nach diesem Tag hatte ich das Gefühl, dass mein altes Leben zu mir zurückgekehrt ist, denn jetzt spiele ich selbst und trainiere zwei Tage die Woche kleine Kinder.

Nachdem ich das Spiel in Pakistan aufgegeben hatte, war ich sehr enttäuscht, weil ich dachte, dass ich nie wieder spielen könnte. Aber hierher zu kommen, hat mir die Chance gegeben, wieder zu spielen. Basketball ist mein Lieblingssport, weil Basketball mich wieder zum Leben erweckt hat.
Manchmal frage ich mich, wie viele Mädchen es in meinem Land gibt, die ihre Träume in ihren Herzen verbergen. Ich habe das große Glück, hier mit der Unterstützung der deutschen Gesellschaft meine Träume verwirklichen und neu beginnen zu können.
Und durch meinen Artikel möchte ich auch allen eine Botschaft vermitteln, dass Sport – meiner Meinung nach – das Einzige ist, was einen Menschen von innen heraus glücklich macht und jung hält. Sie haben großes Glück, dass Ihre Regierung und Ihre Institutionen Ihnen alle Arten von Freiheiten gewähren, Sie und Menschen aus anderen Ländern sollten sie voll ausschöpfen. „Niemand weiß, wie lang dein Leben ist, also zeig deinen Sieg, bevor du diese Welt verlässt.“

 

 

SCHREIBTANDEM – ein Projekt des kohero Magazins
Der Text ist im Rahmen des Schreibtandems beim kohero Magazin entstanden. In dem Projekt bringt kohero Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, die nach Deutschland eingewandert sind, mit Menschen zusammen, die Deutsch als Muttersprache sprechen. Gemeinsam arbeiten sie an Texten, in denen die geflüchtete oder migrierte Person z.B. von ihren Erfahrungen auf der Flucht oder ihrem Alltag in Deutschland berichtet. Die Texte werden im Online-Magazin von kohero veröffentlicht. Die Tandems sind frei in der Gestaltung ihrer Zusammenarbeit, aber nicht allein. In regelmäßigen Treffen können sich alle Tandems austauschen, außerdem bietet kohero Workshops und Textarbeit mit erfahrenen Journalist*innen an.