Schwimmkurse für Mädchen mit Migrationshintergrund

Viele kennen die Stützpunktförderung von „Integration durch Sport“, durch die Sportvereine bei der Umsetzung integrativer Maßnahmen unterstützt werden. Manchmal bestehen aber Integrationsbedarfe, die durch keinen Verein vor Ort abgedeckt werden können. Das ist besonders im ländlichen Raum häufig der Fall, wenn der Weg zum nächsten Verein einfach zu weit ist. Mit den sogenannten „programmeigenen Maßnahmen“ von „Integration durch Sport“, können wir diesem Problem begegnen, indem wir direkt geeignete Angebote vor Ort schaffen.

Ein Beispiel eines solchen Angebots ist ein Schwimmkurs für Mädchen mit Migrationshintergrund, welcher im vergangenen Jahr in Losheim stattfand und aktuell in Weiskirchen umgesetzt wird. Für die Realisierung dieser Schwimmkurse waren Frau Schneider vom Familienzentrum Hochwald und Frau Gimmler vom Projektbüro Gesundheits- und Präventionslandkreis Merzig-Wadern verantwortlich. Frau Schneider erklärt: „Durch den Kontakt zu Netzwerkpartnern wie dem Bündnis für interkulturelles Miteinander Wadern und der TAFEL haben wir festgestellt, dass es ganz viele muslimische Mädchen gibt, die nicht schwimmen können, aber auch keine Möglichkeit haben, aufgrund der religiösen und kulturellen Bedürfnisse, an herkömmlichen Schwimmkursen teilzunehmen. Daher kam die Idee auf, diese spezielle Zielgruppe ins Auge zu fassen.“ Ohne die Förderung durch „Integration durch Sport“ und die Zusammenarbeit mit dem Projektbüro Gesundheits- und Präventionslandkreis Merzig-Wadern, wäre diese Idee aber an der Umsetzung gescheitert. Frau Gimmler vom Projektbüro sagt: „Wir waren zu Beginn mit vielen Hürden konfrontiert. Begrenzte Hallenzeiten, Mobilitätsprobleme der Zielgruppe, die Überwindung von kulturellen Unsicherheiten und nicht zuletzt auch der finanzielle Aspekt. Alleine hätte es keiner geschafft, die Kurse durchzuführen.“

An dem Schwimmkurs in Weiskirchen nehmen aktuell fünf Mädchen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren teil. Dabei bringen alle ihre ganz eigenen Bedürfnisse mit sich, wie Frau Schneider erklärt: „Einige komme aus liberaleren, andere aus eher konservativen Familien. Das bedeutet in der Umsetzung, dass man auf viele Dinge achten muss. Zum Beispiel ist es für die Mädchen kulturell bedingt ein Problem, wenn männlichen Badegäste vor Ort sind, während sie trainieren. Im Vitalis sind aber immer andere Badegäste vor Ort, da es ein öffentliches Bad ist. Da bringt es nichts den Ansatz zu verfolgen und zu sagen, „ihr seid aber jetzt in Deutschland und hier ist das eben so“. Dann kommen die Mädchen nämlich nicht mehr. In Hinblick auf die kulturellen Bedürfnisse ist daher viel Sensibilisierungsarbeit gefragt. Die Mädchen, die aktuell an dem Schwimmkurs teilnehmen, tun dies, weil sie gute Familienpatinnen über das Bündnis für interkulturelles Miteinander haben. Diese bringen sie nicht nur zum Schwimmkurs und holen sie wieder ab, sondern sie sprechen mit ihnen auch über Dinge, die für sie vielleicht befremdlich oder irritierend sind. Genauso muss sich auch die Schwimmtrainerin auf die Besonderheiten im Umgang mit der Zielgruppe einstellen. Es ist ein schönes Aufeinander zukommen auf beiden Seiten, das den Mädchen auch in ihrer persönlichen Entwicklung viel bringt.“

Frau Gimmler und Frau Schneider unterstreichen, dass es bei dem Kurs um mehr geht, als nur schwimmen zu lernen. Sie sagen: „Daran, wie die Mädchen sich weiterentwickeln, sieht man auch einfach, dass dieses Angebot viel weitreichendere Aspekte mit sich bringt. Hier geht es auch um Teilhabe und Integration. Wenn man Schwimmen kann, ist schon mal die erste Hürde genommen, wenn es darum geht, im Sommer mit den Klassenkamerad*innen das Freibad oder den Badesee zu besuchen. Und das Schöne ist auch zu sehen, wie die Mädchen sich von Mal zu Mal mehr trauen, Spaß haben und stolz auf sich sind.“

Für die Zukunft wünschen sich die beteiligten Akteure, dass weitere Schwimmkurse stattfinden können. Durch die Schwimmkurse für Mädchen hat sich nämlich auch ein weiterer Bedarf ergeben. Frau Schneider erklärt: „Zu unserer Überraschung haben nun auch Mütter und andere erwachsene Frauen signalisiert, dass sie schwimmen lernen möchten. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre es natürlich toll, wenn wir das realisieren könnten. Die Mütter sind Vorbilder und es ist klasse, wenn sie aus eigener Motivation heraus sagen, dass Mädchen schwimmen können müssen. Außerdem gehen sie dann auch eher mal mit ihren Kindern ins Schwimmbad. Deswegen wäre es unser großer Wunsch im Nordsaarland noch einen gemeinsamen Kurs zu realisieren, damit auch Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam schwimmen lernen können.“