"Sport ist das Beste, was es gibt" - Boxweltmeister Arthur Abraham im Interview

Der 25jährige gebürtige Armenier Arthur Abraham ist aktueller Box-Weltmeister im Mittelgewicht. Abraham hat einen kometenhaften Aufstieg innerhalb von nur zwei Jahren im Profiboxen hinter sich. Er begann mit dem Boxen, als er 10 Jahre alt war. Sein großes Vorbild ist der junge Mike Tyson. Doch erst seit mehr als zwei Jahren trainiert er als Profi. Dorthin hat ihn Lothar Kannenberg vom Gut Kragenhof gebracht, einem langjährigen, integrativen Projekt.

Arthur Abraham nach seinem WM-Sieg über Kingsley Ikeke in Leipzig. Foto: Daniel Hiller, Sauerland Events)
Arthur Abraham nach seinem WM-Sieg über Kingsley Ikeke in Leipzig. Foto: Daniel Hiller, Sauerland Events)

Dort lernte Abraham mit seinem Bruder im Jahr 2003 Integrationsarbeit kennen und trainierte zwei Monate. Weil Arthur Abraham das nicht vergessen hat, saßen deshalb bei seinem Kampf gegen Kingsley Ikeke aus Kanada in Leipzig auch alle Campteilnehmer in der Halle und sahen ihn Weltmeister werden. Das war Abraham sehr wichtig.

 

   Herr Abraham was war das für ein Gefühl Weltmeister zu werden?

 

Arthur Abraham: "Ich war überwältigt, stand ein bisschen wie unter Schock. Endlich hatte ich mein Ziel erreicht. Ich werde meinem Trainer Ulli Wegener immer dankbar sein. Für mich ist er der beste Trainer in Deutschland."

 

   Sie haben mit dem Boxen im Boxcamp von Lothar Kannenberg, dem Gut Kragenhof, trainiert. Wie kam es dazu?

 

Arthur Abraham: "Mein jüngerer Bruder Alexander und ich waren zu Besuch bei einem Onkel in der Nähe von Kassel. Er hat uns dann Lothar Kannenberg vorgestellt. 2 Monate haben mein Bruder und ich dort trainiert, gewohnt haben wir in der Zeit beim Onkel. Als Lothar unser Talent erkannte, hat er den Kontakt zum Sauerland-Boxstall hergestellt."

 

   Lothar Kannenberg arbeitet in seinem Gut mit Jugendlichen, die dort ihre letzte Chance erhalten sich in die Gesellschaft zu integrieren. Wie verbunden fühlen Sie sich ihnen?

 

Arthur Abraham: "Ich hoffe, dass ich für die Jungs ein Vorbild sein kann. Wenn das so ist, nehme ich die Rollen sehr gerne an. Ich will ihnen beweisen, dass man mit dem Boxen von der Straße weg kommen kann. Sie brauchen für ihr Leben keine Drogen. Das ist der größte Scheiß. Sport ist das einzige Mittel um sich friedlich auseinanderzusetzen."

 

   Hat ihnen der Sport bei der Integration in Deutschland geholfen?

 

Arthur Abraham: "Ja hat er, auch wenn mein Bruder und ich auch schon vorher recht gut integriert waren. Nur die ersten Jahre waren etwas schwierig. Meine Eltern mussten 1999 mit uns zurück nach Armenien weil es mit einer Aufenthaltsgenehmigung nicht klappte."

 

   Sie sind ja mittlerweile zum zweiten Mal in Deutschland?

 

Arthur Abraham: "Ja das stimmt. 1995 bin ich das erste Mal nach Deutschland gekommen, mit meinem Bruder und meinen Eltern. Dann wollten wir aber unbedingt bei Olympia 2000 in Sydney boxen, doch dass ging nicht, weil wir noch keinen deutschen Pass hatten und sind deshalb nach Armenien zurück. Dort mussten wir dann erst mal unseren Armeedienst ableisten und so hat das mit Olympia auch nicht geklappt. Als die Armeezeit vorüber war, habe ich Internationales Management in Eriwan studiert. Das Studium habe ich 2004 erfolgreich beendet, als Fernstudium weil ich ja bereits 2003 wieder nach Deutschland reiste, um Profiboxer zu werden."


  • Arthur Abraham nach seinem WM-Sieg über Kingsley Ikeke in Leipzig. Foto: Daniel Hiller, Sauerland Events)
    Arthur Abraham nach seinem WM-Sieg über Kingsley Ikeke in Leipzig. Foto: Daniel Hiller, Sauerland Events)