Ihr Vater ist Iraner, ihre Mutter Deutsche. Aufgewachsen ist die CDU-Bundestagsabgeordnete Michaela Noll mit ihren Geschwistern in Deutschland. Für die 46-jährige Rechtsanwältin stehen für einen gelungenen Integrationsprozess Deutsche und Ausländer gleichermaßen in der Pflicht. Michaela Noll hat den Vorsitz der Kinderkommission des Bundestages inne und sieht die Schwierigkeiten des Integrationsprozesses in Deutschland in den Zeiten nach der Grundschule, wenn die sprachlichen Defizite zu Hürden werden. "Die Eltern ausländischer Kinder sollten ihren Kindern die Chance geben an unserem gesellschaftlichen Leben teil zunehmen", fordert Michaela Noll und wird das Thema "Integration und Sport" zu einem bestimmenden der Kinderkommission in diesem Jahr machen.
Frau Noll, der Integrationsprozess oder Integration in der Gesellschaft ist gerade Topaktuell mit den verschiedensten Facetten, was kann Sport aus Ihrer Sichtweise bei dem Integrationsprozess von ausländischen Mitbürgern in Deutschland leisten?
Michaela Noll: "Sport ist für mich das geeignete Mittel, um auch vor allem Kinder mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft zu integrieren. Sport ist rassenlos, klassenlos und auch grenzenlos. Es gibt keine Sprachbarrieren, weil in vielen Sportvereinen die Kinder sich spielerisch untereinander verständigen. Die Kinder verhalten sich zielorientiert, weil sie möglichst gewinnen wollen, wenn sie ein Spiel machen. Sie lernen Disziplin und sie lernen einfach miteinander in Dialog zu treten, ohne irgendwelche Schwierigkeiten, so kann Integration funktionieren. Daneben gibt es aber auch die spezielle Problematik der moslemischen Mädchen, die dann, wenn sie eine bestimmte Altersgruppe erreicht haben, aus dem eigentlichen öffentlichen Leben verschwinden. Sie nehmen dann auch oftmals nicht am Sportunterricht teil und gehen nicht in Sportvereine."
Wird der Sport als eine Möglichkeit zur Integration noch nicht optimal ausgenutzt?
Michaela Noll: "Es gibt bereits viele positive Beispiele, wie u.a. die des TSV-Hochdahl. Ich würde mir wünschen, wenn andere Sportvereine, die in Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil beheimatet sind, ihr Sportangebot ebenfalls zusätzlich auf Integration ausrichten. Bei den moslemischen Frauen beispielsweise ist es, so dass sie durchaus ein großes Interesse am Sport haben, moslemische Frauen sind nicht unsportlich. Nur ist es eine wichtige Frage wie man diese Frauen dazu motiviert Sport in Vereinen auszuüben. Da müssen auch die Sportvereine ihr Angebot überprüfen, da gibt es sicher noch viele Möglichkeiten."
Was kann das Programm "Integration durch Sport" im speziellen beitragen und gibt es noch Möglichkeiten, die man da ungenutzt lässt?
Michaela Noll: "Der Sport kann einen wichtigen und wertvollen Beitrag zum toleranten Zusammenleben in unserem Lande leisten. Anhand von Expertengesprächen und Anhörungen wollen wir in der Kinderkommission herausfinden, was Ziel führend im Rahmen der Integrationsarbeit ist. Ich glaube aufgrund der Aktualität und der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit im Vorfeld der Fußball-WM 2006 ist dies auch die passende Chance zu thematisieren, dass gerade Sport das geeignete Mittel zur Integration ist."